Zwei, deren Kunst zusammenpasst

Doppel-Ausstellung von Bettina Bohn und Martina Nübling im Alten Schloss in Wehr eröffnet / Reduzierter Stil mit ruhigen Farben.

WEHR. Ein feines Gespür hat Kulturamtsleiter Reinhard Valenta bewiesen, als er Bettina Bohn und Martina Nübling zu einer Doppel-Ausstellung im Alten Schloss in Wehr zusammen brachte. Die beiden Künstlerinnen passen gut zusammen, da beide einen Hang zu zurückhaltenden Farben und reduziertem, abstrahiertem Stil haben.

Mit tiefgehenden und lyrischen Betrachtungen über die Arbeitsweise und die Werke der Künstlerinnen führte der Dichter Markus Manfred Jung, Ehemann von Bettina Bohn, die vielen Besucher in diese gemeinsame Schau ein. Bettina Bohn aus Hohenegg zeigt zum einen Landschaften, Wald, Bäume im Wechsel von Lichtstimmungen. In ihren lichten Nebellandschaften lösen sich aus weißlichen diffusen Nebelschleiern angedeutete Baumsilhouetten und Hügel.

Die Konturen verschwinden fast in der nebulösen Atmosphäre. Auch in Ausschnitten sind die nebelhaften Landschaften zu sehen, die eine mystische Atmosphäre, Weite und Leichtigkeit ausstrahlen und zu Seelenlandschaften werden, wie es Jung deutete. In neuesten Bildern brechen rote Farbspuren diese Landschaften auf. Auch Bäume hat die Malerin in verschiedenen Variationen gemalt, schlanke Stämme, sehr frei und abstrahiert, in herbstlichen warmen Tönen auf unbehandelter Leinwand, deren natürliche Farbe durchscheint, oder als kahle Baumstrukturen in winterlicher Stimmung. Die mit Tusche und Pigmenten gemalten Tannen muten fast kalligrafisch an.

In einer anderen Serie widmet sich die Malerin und Kunsterzieherin sensibel dem Thema Alter. Berührend ist das Porträt einer alten Frau, deren Hände sich auf einen Stock stützen, während das Gesicht nur zart angedeutet ist. Auch Bewegung ist ein großes Thema für die Malerin. So fängt sie den dynamischen Schwung von Tanzenden in gestischen Linien ein. Dieses Bewegte, Dynamische erscheint auch in einem Bild von einem Raben im Flug. Eine weitere Facette in Bohns Schaffen sind objekthafte Skulpturen aus Naturmaterialien. Aus getrockneten Kohlblättern, Wirsing oder Rote Bete formt sie weibliche Torsi, die etwas Fragiles, Sinnlich-Subtiles und Verletzliches haben.

Sehr reduziert in den Formen und Farben sind die Bilder von Martina Nübling. Die Malerin und Theaterregisseurin aus Hausen arbeitet in ihre strenge Farbflächenmalerei textile Stücke ein, ein Kinderhemdchen oder handgestrickte Lätzchen aus der Brockenstube, die in vielen Schichten übermalt werden, bis sie als reliefhafte Strukturen mit der Malerei verschmelzen. In anderen Bildern sind es silhouettenhafte Stiefel, die wie zeichenhafte Spuren der Menschen wirken und Assoziationen im Kopf entstehen lassen.

Helle, lichte, weiße Töne, feine Graunuancen und ein tiefes Indigoblau, das fast schwarz wirkt, sind die bevorzugten Farben in diesen Bildkompositionen. Dabei setzt Nübling auf Kontraste wie in der umrisshaften schwarzen Krähe in weißem Bildraum oder dem roten Haus in stark vereinfachter Form auf heller Bildfläche. In ihren neuesten Bildern sind schemenhaft in subtilen dezenten Farbnuancen Dinge aus dem alltäglichen Umfeld zu sehen, ein Tisch mit einer Tasse, ein Stuhl, eine Lampe. In ihrer Stille und bewussten Einfachheit sind es sehr kontemplative, ruhige Bilder, in denen diese Gegenstände auch etwas über die Menschen und verborgene existentielle Dinge erzählen. Nüblings Arbeiten sind auf das Wesentliche konzentriert in den monochromen Farbfeldern, deren Flächen durch viele Schichten, Spachteltechnik, feinste Risse und eingearbeitetes Büttenpapier belebt werden.

Herangehen muss man bei den Figurenbildern, in denen Körper, Gesichter oder Tiergestalten mit wenigen Strichen und haarfeinen Linien angedeutet sind. Bei der Vernissage, die von einem Trio um Claus Brunner begleitet wurde, waren sich die Besucher einig: eine sehr harmonische Doppelschau.

Bis 26. März dauertdie Ausstellung, geöffnet Samstag und Sonntag 14-17 Uhr
von Roswitha Frey
am Mo, 06. März 2017

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