Ausstellung in Endingen

Ausdrucksstarke Charakterköpfe in Acryl mit multimedialem Erlebnis

Die Endinger Galerie "Kunst Kö 21" zeigt bis 10. April Porträtmalerei von Christoph Kossmann-Hohls alias Herr Kossmann. Dem Betrachter eröffnen sich dabei dank digitaler Technik ganz neue Erlebnisse.

Herr Kossmann malt – und zwar Charakterköpfe. Zu sehen sind die ausdrucksstarken Köpfe von heute, Freitag, bis 10. April in der Galerie "Kunst Kö 21" von Milu Dassow. Sie hat dem Künstler zu Recht den roten Teppich ausgerollt, wie auf dem Flyer zur Ausstellung steht. Denn die Charakterköpfe sind etwas ganz Besonderes. Wer die Ausstellung besucht, braucht Zeit: Denn das Tüpfelchen auf dem "i" sind die Sequenzen aus Ton und Bild, die der Künstler zu jedem seiner Charakterköpfe zusammengestellt hat und die der Besucher mittels Smartphone und der kostenlosen App "Artivive" beim Ausstellungsbesuch hören und sehen kann.

Von Miss Marple bis Jack Nicholson

Tina Turner mit wilder Mähne, Jean-Paul Belmondo mit einem dezenten, amüsierten Lächeln auf den Lippen, Katharina Thalbach, die dem Besucher verschmitzt entgegenblickt, wie nur sie es kann, die skeptische Professor McGonagall (Maggie Smith) aus Harry Potter mit hochgezogener Augenbraue, Jack Nicholson mit diabolischem Blick, Margaret Rutherford alias Miss Marple mit ihrem ganz typischen, leicht überraschten Gesichtsausdruck ... mehr als 200 Porträts hat Herr Kossmann gemalt, seit er 2015 seine künstlerische Arbeit aufgenommen hat: Künstler, Politiker, Sänger, Schauspieler, aber auch Menschen aus seinem privaten Umfeld.

Lebendige Porträts in "black & white on color"

In seinen Charakterköpfen hat er Wesen und Eigenschaften der Porträtierten lebendig und ausdrucksstark eingefangen. Das Besondere an den Porträts: die Augen derer, die er gemalt hat, die amüsierten, spöttischen, lasziven, nachdenklichen, diabolischen Blicke, die sie dem Betrachter zuwerfen.

Eine große Leinwand, am liebsten eine quadratische, auf die Herr Kossmann Acrylfarbe aufträgt, die dann gerüttelt oder schräg gehalten wird, auf der die Farben ineinanderfließen – das ist der Hintergrund, auf die Herr Kossmann dann seine Gesichter malt – ausschließlich in den Farben Schwarz und Weiß – black & white on color. Welches Gesicht dann vor welchem Hintergrund erscheint, das weiß der Künstler oft erst beim Malen.

Im Ruhestand als Autodidakt zur Kunst gefunden

Christoph Kossmann-Hohls alias Herr Kossmann wohnt in der Lüneburger Heide, ist gebürtiger Rheinländer und jetzt Ruheständler. Früher war er Geschäftsführer einer großen Autolackiererei – da war er Herr Kossmann, der hundert Dinge auf einmal erledigt hat. Einen BMW Z4 oder eine Staffelei – das waren die Alternativen, vor die ihn seine Kinder bei Renteneintritt gestellt haben. Den gemieteten Z4 habe er ausprobiert und schnell gemerkt, "dass das nichts mehr für mich ist" und sich dann der Staffelei zugewandt. Er begann als Autodidakt und bildete sich später in Kursen weiter, unter anderem in der Kunstfabrik Hannover und der Akademie Wildkogel in Österreich.

Fotos sowie Film- und Tonsequenzen via App

Zurück in die Ausstellung: Herr Kossmann besitzt nicht nur eine künstlerische Ader, sondern ist auch ausgesprochen technikaffin und hat zu jedem seiner Porträts Fotos, kleine Film- und Tonsequenzen zusammengestellt, die der Besucher mit der App zum Leben erwecken kann: Die britische Nationalhymne ertönt vor dem Porträt von Queen Elisabeth, Oskar Matzerath aus der Blechtrommel lässt vor dem Porträt von Günter Grass Uhren- und Brillengläser zerspringen, bei Karl Lagerfeld läuft eine Modenschau, Brigitte Bardot singt Chansons. Starr steht der Besucher vor dem Porträt von Udo Lindenberg, wenn "Wozu sind Kriege da" läuft; der Gang durch die Ausstellung ist plötzlich nicht mehr ganz so unbeschwert, der Krieg aus der Ukraine ganz nah.

Zu jedem Porträt ein Zitat

Ergänzt werden Bild und Ton von Zitaten, die bei den Porträts angebracht sind. "Ich hätte niemals gedacht, dass es so etwas jemals wieder geben könnte: Neonazismus und rechte Gewalt" – Zitat, Günter Grass. Oder: "Ganz und gar man selbst zu sein, kann schon einigen Mut erfordern" – Zitat Sophia Loren.

Der Besuch der Ausstellung ist ein wunderbarer Kunstgenuss, die Unterhaltung mit Herrn Kossmann ein Vergnügen. Er ist heute, Freitag, bei der Eröffnung um 18 Uhr dabei (Anmeldung nötig). Am Samstag und Sonntag, 2. und 3. April, jeweils von 16 bis 18 Uhr, sowie am Sonntag, 10. April, von 17 bis 18 Uhr, ist er ebenfalls persönlich anwesend.
Info

Charakterköpfe, Kunst Kö 21, Endingen, Königschaffhauser Straße 21. Geöffnet 25. März bis 10. April; Mehr Infos unter http://mehr.bz/charakterkoepfe
von rsz
am Fr, 25. März 2022 um 13:00 Uhr

Badens beste Erlebnisse