Führungen in der Region

Die Kraft der Kräuter entdecken im Freiburger Klostergarten St. Lioba

Husten, Schnupfen, Heiserkeit: Wie man heutzutage gut durch die Erkältungszeit kommt, verrät Apotheker Egbert Meyer bei einer Kräutergartenführung im Freiburger Kloster St. Lioba.

Hallo?! Sind wir in Italien gelandet? Tiefgelb strahlt das mächtige Gebäudeensemble des Klosters, sein Anblick bietet einen Hauch von Toskana vor den Toren Freiburgs. Das Mutterhaus der St. Lioba-Benediktinerinnen ist eingebettet in eine prächtige Gartenanlage, die als Juwel einen Bibel- und Heilkräutergarten beherbergt. Dort bummeln vereinzelt Besucher durch die Gänge zwischen den Beeten, schauen, riechen, bewundern.

Die Klostergärten haben eine lange Tradition, der erste konnte bereits um 750 nach Christus nachgewiesen werden. Die Nonnen und Mönche bauten nicht nur Gemüse- und Baumkulturen zur Selbstversorgung an, sondern strebten von jeher nach Spiritualität und Selbstheilung. So wurden die Anpflanzungen im Spätmittelalter ausgeweitet und klostereigene Apothekergärten entstanden.

"Wir haben chinesische und ayurvedische Heilpflanzen. Dieser ganze Bogen, den die Natur uns schenkt – das ist ein einmaliger Ort hier."Apotheker, Egbert Meyer
Ein Apotheker, Egbert Meyer von der Freiburger Engel-Apotheke, war es auch, der im Heilkräuter- und Bibelgarten des Klosters St. Lioba Hand anlegte und ihn mitkonzipierte. Mehr als 200 verschiedene Heilpflanzen und Sträucher wachsen dort, angeordnet nach Anwendungsgebieten.

Der Garten sei etwas Besonderes, weil es eine Verbindung gebe aus christlichen, biblischen Pflanzen und rein wissenschaftlich-medizinischen Gewächsen, sagt Meyer: "Wir haben chinesische und ayurvedische Heilpflanzen. Dieser ganze Bogen, den die Natur uns schenkt – das ist ein einmaliger Ort hier."

Um das vielfältige Wissen zu diesen Pflanzen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, veranstalten das Kloster und Meyer jeweils von Frühjahr bis Herbst einen Strauß an medizinischen, historischen und spirituellen Kräutergartenführungen. So wie heute: Passend zum Herbst dreht sich alles rund um die Stärkung der Abwehrkräfte.

Was hilft gegen Stress?

Die Herbstsonne badet Mensch und Pflanze in warmem Licht, setzt Glanzpunkte auf das bunte Laub, das die Klostermauer entlangwuchert – so friedlich ist die Stimmung, dass man sich nur schwer ausmalen kann, was sich jetzt in der kühleren Jahreszeit alles im Körper abspielt. Denn: "Es gibt genügend Infektionskrankheiten, sodass wir jeden Tag im Abwehrkampf sind, ohne dass wir es eigentlich merken", sagt der Apotheker. Daher sei es wichtig, nicht nur zu therapieren, sondern auch zu regulieren und Prozesse wieder zum Laufen zu bringen, damit man gar nicht erst krank werde.

"Körperabwehr hat 1000 Facetten, hängt von der Ernährung, vom Verhalten im Alltag, Stress ab und wie oft ich mit meinem Hund Gassi gehe", sagt Meyer. Er erklärt anschaulich, was sich im Körper alles abspielt, welche Mittel in welcher Darreichungsform gegen welche Beschwerden helfen und wie sie die Abwehrkräfte auf Trab bringen.
Kräutergartenführung: ACHTUNG: Die hier am Sonntag, 3. Oktober 2021, angekündigte Kräutergartenführung im Klostergarten St. Lioba in Freiburg, die am 23. Oktober durchgeführt werden sollte, musste leider kurzfristig aus persönlichen Gründen seitens des Veranstalters abgesagt werden. Im kommenden Frühjahr werden jedoch wieder mehrere öffentliche Termine eingestellt, die dann unter folgendem Link abgerufen werden können: mehr.bz/kglioba

Meyer stellt verschiedene Heilpflanzen, die im Lioba-Garten wachsen vor und verrät ihre Wirkung: Die rosa Zistrose wirke antibakteriell, antiviral und gegen Pilze, die Rosenwurz helfe gegen Stress. Auch ein unscheinbares afrikanisches Pflänzchen, Umckaloabo genannt, wächst im Garten. Dessen Wurzeln sollen gegen Husten helfen – ein Engländer machte die Pflanze vor über 100 Jahren in Europa bekannt, nachdem sie angeblich seine Tuberkulose geheilt hatte.

"Für mich sind die Pflanzen ein Geschenk, das wir zwar sehen, aber oft gar nicht wahrhaben. Je mehr wir uns damit beschäftigen, umso mehr merken wir plötzlich, dass wir auf den nächsten 100 Metern 30, 40 Heilpflanzen haben", stellt Meyer fest. Mit diesen schmecke nicht nur das Essen besser, man könne auch jemanden gesund machen. "Je tiefer man wissenschaftlich in diese Pflanzen eintaucht, umso phantastischer ist es, was sie alles können. Das ist einfach Wahnsinn", schwärmt der Apotheker.

Nach so viel Input geht zwar die heutige Führung in St. Lioba zu Ende. Doch wer weiß, was die Ausführungen des Apothekers bei jedem Einzelnen noch für kostbare Blüten treiben werden. Auf dem heimischen Balkon zum Beispiel als gewachsenes Wissen.
Kräuterführungen in der Region

In der Regio gibt es noch weitere Kräuterführungen; hier einige Beispiele:
Hofsgrund: Der Kräuter-Erlebnispfad führt auf 1000 Meter Höhe über Bergwiesen, Weiden und Bergwälder; Fachfrauen zeigen, welche Heilkräuter dort wachsen.
Infos: mehr.bz/hofsf
Malterdingen: Die Wildnispädagogin Stefanie Blankenburg nimmt Interessierte mit zu Kräuter- und Medizinwanderungen.
Infos: mehr.bz/maltf
Waldkirch: Nicole Kaiser veranstaltet Kräuter- und Heilpflanzenführungen – auch märchenhafte mit Geschichtenerzählerin.
Infos: mehr.bz/waldkf
St. Peter: Marion Bödecker zeigt, wie sich mit Pflanzenkraft Erkältungen bekämpfen lassen.
Infos: mehr.bz/stpf
Endingen: Die "Grüne Maid" Martina Haberstroh führt durch die Kaiserstühler Kräuterwelt.
Infos: mehr.bz/gmf
Wichtig: Aufgrund der Coronalage sind aktuelle Infos bitte bei den Veranstaltern direkt einzuholen.
von Anita Fertl
am So, 03. Oktober 2021 um 07:00 Uhr

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