Ein Hauch von Winter

Hinauf zum ersten Schnee: eine Familienwanderung bei Hinterzarten-Alpersbach.

Die Wiesen sind weiß vom Raureif, Blätter und Tannenspitzen glitzern im Sonnenlicht. Der Winter, der im Schwarzwald Einzug hält, ist wunderschön. Und märchenhaft die Stimmung, wenn da ein verwunschenes Häuschen auftaucht, wie bei dieser Familienwanderung – noch im November – rund um Hinterzarten-Alpersbach.

Ein kleines rotes Holzhaus steht am Ende der Lichtung, ein Reisigbesen lehnt neben der Tür, Raureif bedeckt wie feiner Puderzucker das Dach. "Ein Hexenhaus", kreischt der Fünfjährige, rennt auf das Haus zu, hält dann inne und strahlt: "Das ist so schön." Er hat absolut recht, wir alle sind verzaubert von diesem Anblick und vom Wald ringsum: Frost und Sonnenschein lassen Moos und Flechten, Blätter und Tannenspitzen glitzern.

Von Hinterzarten-Alpersbach aus haben wir uns auf den Weg gemacht. Hinter dem Gasthaus Engel beginnt ein ausgeschilderter Wanderpfad "Rund um Alpersbach". Ihm folgen wir, aber schon nach ein paar Schritten müssen wir kurz verweilen, weil der Teich ab Wegrand so winterlich schön aussieht. Eine hauchdünne Eisschicht überzieht die Wasseroberfläche, die trockenen Gräser und Stauden am Ufer werfen filigrane Schattenbilder auf das Eis.

Wir wandern nun einen Nordhang bergauf, eisig ist es im Schatten, die Wiesen ringsum sind weiß vom Raureif. Die Farben des Herbstes sind verblasst, die Landschaft hat den kühlen Silberton des Winters angenommen. Wir sind froh, als wir auf der Anhöhe wieder ein paar Sonnenstrahlen erhaschen und ebenso freuen wir uns über den idyllischen Rastplatz am Alpersbach, wo der Bach den Hang herab plätschert, an runden Steinen und eisklumpenbehangenen Zweigen vorbei.

Im Sommer wäre eine Rast auf der Bank schön, jetzt aber ist es zu kalt, um lange zu verweilen. Wir folgen dem breiten Weg in Richtung Osten, vorbei an einem enormen Ameisenhaufen, dessen Bewohner sich zum Schutz vor der Kälte in die Tiefe ihres Baus zurückgezogen haben.

Und dann taucht da plötzlich dieses Häuschen oberhalb des Weges auf, die Kinder rennen los – und verharren dann doch in gebührender Entfernung. "Wohnt da jemand? Und wofür ist der riesige Besen da?" Während der Fünfjährige noch rätselt, hat der große Bruder einen Weg entdeckt, der rechter Hand in den Wald hinein führt. "Da müssen wir hoch", bestimmt er. Zwischen moosbedeckten Steinen und Heidelbeerkraut schlängelt sich ein schmaler Pfad bergauf, so hübsch, dass wir ohne lange zu zögern, von der "Runde um Alpersbach" abbiegen – und hier im Wald unbekannte Wege und neue Abenteuer suchen. Irgendwo wird der Pfad uns schon hinführen, schließlich ist er mit der gelben Raute gekennzeichnet.

Und obwohl es steil bergauf geht, werden die Kinder nicht müde. Zu schön glitzert der Wald, die Sonne lässt das Eis an den Zweigen schmelzen, schimmernde Tropfen fallen auf uns herunter. Und ganz dort oben? Liegt da nicht Schnee?

Die Kinder sind nicht mehr zu halten. Sie flitzen geradezu den Berg hinauf. Und das, obwohl der Weg immer beschwerlicher wird. Tiefe Spuren von Waldfahrzeugen haben sich in den Boden eingegraben, jetzt sind sie festgefroren. Eis knackt unter unseren Schuhen. Und dann erreichen wir den Schnee, eine dünne Schicht zwar, aber für uns der erste Schnee dieses Winters. Kein Wunder, dass die Kinder begeistert sind.

Irgendwann endet unser Pfad an der Rinkenstraße, die von Alpersbach auf den Rinken führt. Ihr folgen wir ein paar Meter bergauf und erreichen den Wanderparkplatz Lochrütte. Zeit für eine Pause mit warmem Kinderpunsch in der kleinen Hütte, von der die Eiszapfen hängen. An der Wandertafel können wir uns orientieren und wählen den breiten Weg nach links, Richtung Fürsatzplatz. Nicht mehr ganz so idyllisch wie der Pfad durch den Wald, aber trotzdem voller Abenteuer.

Zunächst treffen wir auf einen winzigen Schneemann, den andere (junge?) Wanderer am Wegrand gebaut haben. An einer Weggabelung schlittern die Kinder auf den gefrorenen Pfützen. Und schließlich erreichen wir eine sonnige Weide, wo Ziegen und Alpakas im dicken Winterfell ihr Heu mümmeln. Wieder Zeit für eine kleine Pause. Während die Kinder die wolligen Tiere bewundern, lassen wir Großen den Blick bis zum Feldberg schweifen. Nun geht es weiter zum Fürsatzplatz, dort führt uns ein Wanderweg nach links zurück nach Alpersbach. Einige Meter laufen wir auf einem breiten Fahrweg, bevor wir nochmals links auf einen schmaleren Pfad abbiegen. In einer großen Kehre wandern wir bergab und erreichen am Waldhotel Fehrenbach den Ort und wenig später durchgefroren, aber glücklich den Ausgangspunkt unserer Tour.
Die Tour: 5,6 Kilometer, 160 Höhenmeter, etwa 2 Stunden.
Parken: Wanderparkplatz beim Gasthaus Engel in Hinterzarten-Alpersbach.
Bitte beachten: Die Tour wurde Ende November gelaufen – inzwischen hat es dort deutlich mehr geschneit.
Alternative Route: Wer lieber der Tour "Rund um Alpersbach" folgen möchte, der findet im Internet alle nötigen Informationen unter: mehr.bz/rund-um-alpersbach

von Silke Kohlmann
am So, 06. Dezember 2020

Badens beste Erlebnisse