BZ-Tipp: Geschmack Erleben

Geschmack an der Kunst finden

Das Museum Tinguely bietet im Begleitprogramm der Ausstellung zum Geschmackssinn pikante Versuche.

Das Basler Museum Tinguely befasst sich in einer lockeren Ausstellungsreihe seit 2015 mit den fünf (menschlichen) Sinnen. Das dritte dieser Ausstellungsexperimente widmet sich dem Geschmackssinn. Zwar nähert sich diese Schau wie die vorangegangenen – "Belle Haleine – Der Duft der Kunst" (2015) und "Prière de toucher – Der Tastsinn der Kunst" (2016) – dem Thema zwangsläufig einmal mehr stark mit und durch das Auge. Gleichwohl bietet "Amuse-bouche. Der Geschmack der Kunst" in diskursiven und performativen Beiträgen und einem umfangreichen Begleitprogramm verschiedene Ansätze, den Geschmack der Kunst anschaulich zu erleben.

Schmeckt Kunst süß, sauer, bitter oder salzig? Welche Rolle hat der Geschmackssinn als künstlerisches Material und im Miteinander? Solche Fragen werden auch mit konkretem Geschmackserleben beantwortet. So gibt’s bis zum 17. Mai einstündige, interaktive Führungen mit gustatorischen Angeboten: Da kann der aus einer Bidet-Installation des brasilianischen Kollektives Opavivará sprudelnde Zuckerrohrschnaps Cachaça probiert werden. Auch bei dem im Kapitel des Sauren in "Brine and Punishment", einer Rauminstallation des Berliner Kollektivs Slavs und Tatars, präsentierte Sauerkrautsaft darf verkostet werden. Diese interaktiven Führungen sind mittwochs und samstags jeweils 14.30 Uhr, sonntags um 11.30, 14.30 und 16.30 Uhr, die Teilnehmerzahl ist aber jeweils auf 15 beschränkt, Reservationen sind nicht möglich.

An den Sonntagen, 22. März, 12. und 26. April sowie 17. Mai, jeweils 13.30 Uhr, zeigt die Schweizerin Claudia Vogel ihre Live-Performance "Tastescape", eine laborartige Installation in der sie Pflanzenessenzen destilliert, die während der Performances ebenfalls verkostet werden. Orange kommt bitter, Erdbeere lieblich, anderes erdig ... Wer sich darauf einlässt, erfährt hier l über den Geschmackssinn. Gleich nebenan findet sich Marisa Benjamins Installation Hortus Deeliciarum", die am 14., 15. sowie 28. und 29. März, jeweils um 13.30 Uhr ebenfalls mit Live-Performances bespielt wird. Unter dem Motto "Mamaliga" bietet zudem Anca Munteanu Rimnic am Samstag, 7. März, 12 Uhr, eine Verköstigungsperformance.

Am Samstag, 21. März, wird um 16 Uhr zum Frühlingsfest eingeladen, genauer zum "Meret Oppenheim-Frühlingsfest", das 1959 uraufgeführte Fest der Sinne in einer Neuauflage. Chocolatier Fabian Rimann, Sensoriker Patrick Zbinden und die Schauspielerin Sibylle Mumenthaler entführen die Besucher in die zartschmelzende Geschmackswelt von Meret Oppenheim.

Der inklusive Familiensonntag am Sonntag, 22. März, 11.30 bis 17 Uhr, steht unter dem Titel "Alles in Butter". Butter wird selbst gemacht und mit einer individuellen Geschmacksnote sowie Farbe versehen.

Wurst-Hexer-Klamauk und Feuer mit Sternekoch Stefan Wiesner und Feuerring stehen am Sonntag, 19. April, auf dem Programm. Die Hommage an Jean Tinguely und Performance mit Kulinarik findet von 11 bis 16 Uhr im Solitude Park vor dem Museum Tinguely statt.

"Nur Geschmack anstatt Essen" heißt schließlich Daniel Spoerris neues Experiment der Eat Art. Der in Wien lebende Gründer der Eat Art der 1960er Jahre spielt in dem viergängigen Menü aus farblich eingefärbten Geleewürfeln durch bewusstes Verändern und Verwirren der gewohnten Eindrücke beim Essen mit dem Geschmackssinn. Die Erfahrung wird zeigen, wie viele dieser Geschmäcker erkannt werden: an den Wochenenden 27. und 28. März, 25. und 26. April sowie 16. und 17. Mai, jeweils von 12.30 bis 13.30 Uhr in der Roth Bar beim Museum Tinguely. Auch wenn das in der Fantasie schaudern lassen mag, so schlimm wie in Sam Taylor-Johnsons zum Zeitraffer verdichteten Video "Still Life" über einen schimmelnden Obstteller (Foto) wird es nicht werden. Eine Reservierung ist jeweils nicht nötig. Die Veranstaltungen sind außer dem Frühlingsfest auch im Eintritt inbegriffen.
von Foto: Sam Taylor Johnson
am Mi, 04. März 2020

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