In den Zeiten von AIDS. Kunstwerke, Erzählungen, Beziehungen
6. Oktober 2023 bis 4. Februar 2024
Die Ausstellung »In den Zeiten von AIDS« nimmt eine Epoche in den Blick, die noch nicht abgeschlossen ist, denn trotz zahlreicher medizinischer Vorstöße ist die Epidemie nicht überwunden. Angst, Trauer, Mut, Solidarität und Hoffnung haben in den letzten vierzig Jahren künstlerische Äußerungen hervorgebracht, die auch heute noch von inspirierender Wirkung sind. Die genre- und disziplinübergreifende Ausstellung hält Rückschau auf diese vier Jahrzehnte, in denen Wissenschaft, Popkultur und die Arbeit von Betroffenenvereinen bildende Kunst, Literatur, Musik, Film und Tanz nachhaltig beeinflussten.
In den 1980er Jahren nahmen die Infektionen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) und ihr Endstadium AIDS in den Vereinigten Staaten, in Frankreich und dann überall auf der Welt unkontrollierbare Ausmaße an. Diese Gesundheitskrise sollte einen Wandel der Repräsentationen und eine bis in die Gegenwart reichende Erneuerung der künstlerischen Ausdrucksformen nach sich ziehen. Das Virus riss eine ganze Generation von Schriftsteller:innen, Choreograf:innen, Filmemacher:innen und bildenden Künstler:innen in den Tod. Gleichzeitig wurde die Krankheit mal offenkundig, mal zwischen den Zeilen zum Gegenstand der Kunst. Das Spektrum reichte dabei von engagierten bis zu aktivistischen Positionen, und auch heute sind Kunstwerke nicht selten ein Mittel im organisierten Kampf für mehr Toleranz, Sichtbarkeit und Rechte für Minderheiten.
Die als thematische Zeitreise konzipierte Ausstellung konfrontiert das Publikum mit einer Vielzahl von Emotionen und Betrachtungen. In mehreren Abschnitten verdeutlicht sie die Verflechtungen und Querverbindungen zwischen den zahlreichen Initiativen, die gegen das kämpften und kämpfen, was nicht als Krankheit, sondern als Skandal bezeichnet werden muss (so die Kunsthistorikerin und Aktivistin Elisabeth Lebovici). Neben Kunstwerken sind Filmaufnahmen des Institut National de l'Audiovisuel (INA) sowie Gegenstände und Archivbilder zu sehen, die die Geschichte von AIDS nachzeichnen. Das immersiv und intim gestaltete Ausstellungsdesign setzt auf die Wirkung von Emotionen und bringt die breite Palette der hier versammelten künstlerischen Ausdrucksformen zur Geltung, die allesamt vom schöpferischen Lebenstrieb durchdrungen sind.
Eine Besonderheit dieser Ausstellung ist eine »Sprechstunde«, bei der die Besucher:innen die Möglichkeit haben, im Museum mit Vertreter:innen des Gesundheitswesens, Präventionsspezialisten und Ehrenamtlichen aus Vereinen zu sprechen. Mit diesem Angebot untermauert das Museum seine Rolle als Akteur der Zivilgesellschaft.
Ausgestellte Künstler (Auswahl): Sophie Calle, Copi, Johan Creten, Marlene Dumas, General Idea, Nan Goldin, Felix Gonzales-Torres, Hervé Guibert, John Hanning, Derek Jarman, Michel Journiac, Zoe Leonard, Mehryl Ferri Levisse, Robyn Orlin, Bruno Pelassy, Jean-Michel Othoniel, Marion Scemama, Barthelemy Toguo, Jean-Luc Verna, David Wojnarowicz
Kuratorin: Estelle Pietrzyk, Leiterin des MAMCS
Forschungsteam: Thierry Laps, Anna Millers, Coralie Pissis, Alexandre Zebdi-Libot
Wissenschaftliche Beratung: Thibaud Croisy, Schriftsteller und Regisseur; Didier Roth-Bettoni, Journalist, Autor, Filmhistoriker und Radioproduzent
Ausstellungsdesign: Roll-Office (Ian Ollivier und Lucie Rebeyrol)
Die Ausstellung wird mit einer Sonderförderung der Eurometropole Straßburg unterstützt.
Praktische Hinweise
Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Straßburg (MAMCS)
1, place Hans-Jean-Arp, Straßburg
Eintrittspreis: 7,5 EUR (ermäßigt: 3,5 EUR)
Geöffnet samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr, dienstags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, montags geschlossen
Tel.: +33 (0)3 68 98 50 00
Straßburg - Frankreich | Musée d'Art Moderne et Contemporain (MAMCS)