Sonntagsmatinee mit Rising Star Hornist Ben Goldscheider
Traumwandlerische Sicherheit
Rising Star Ben Goldscheider spielt in Sonntagsmatinee die Hornsonate von Beethoven
Bläserklang am Sonntagvormittag: Mit dem italienischen Pianisten Giuseppe Guarrera stellt sich der Finalist des BBC Young Musician Wettbewerbs und ECHO Rising Star Ben Goldscheider am 22. Mai 2022 um 11 Uhr im Festspielhaus mit Klassikern wie der Hornsonate von Ludwig van Beethoven oder dem Hornkonzert von Robert Schumann vor. Eröffnet wird die Sonntagsmatinee mit der »Air« von Jörg Widmann. Neben dem eigens für den Hornisten komponierten »Nachtwerk« von Mark Simpson spielt Ben Goldscheider zudem die so heiter wie magisch-schöne Hornsonate der Belgierin und Paul-Dukas-Schülerin Jane Vignery.
Als Hornist braucht man starke Nerven, denn das Instrument hat seine Tücken, vor allem wenn es solistisch gespielt wird. Obwohl Ben Goldscheider sich darum vermutlich keine Sorgen machen muss, so traumwandlerisch sicher, wie er sein Instrument beherrscht. Als der britische Hornist 2018 sein Debütalbum veröffentlichte, pries die britische Zeitschrift Gramophone die »atmosphärische und außerordentlich charaktervolle Poesie« und zeichnete ihn als ,One to Watch' aus - also jemanden, dessen weitere Karriere man aufmerksam verfolgen sollte. Und Ben Goldscheider machte diesen Auszeichnungen alle Ehre. Der gebürtige Londoner, der sein Studium an der Berliner Barenboim-Said Akademie vollendete, war 2016, mit gerade einmal 18 Jahren, Finalist der BBC Young Musician Competition; seither spielt er als Solist mit Orchestern wie dem BBC Symphony, dem English Chamber Orchestra, dem West-Eastern Divan Orchestra, und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin.
Gesangliche Höchstleistung
Mit Kompositionen für Horn von der frühen Romantik bis zur Gegenwart durchschreitet der junge Brite Ben Goldscheider im heutigen Konzert die musikalischen Epochen und lässt sein Instrument in all seiner Vielseitigkeit glänzen. Zum Auftakt der Matinee erklingt eines der wenigen Werke für Horn solo, die »Air« von Jörg Widmann. Mit ihrem Titel (Air = Melodie) verweist die zum einen auf den gesanglichen Gestus, stellt aber auch einige spieltechnische Anforderungen, ist sie doch als Pflichtstück für den renommierten ARD-Musikwettbewerb entstanden. »Ein spannendes Naturstück über Nähe und Ferne«, so der Komponist über sein Werk.
Prächtig, frisch und leidenschaftlich
Nach diesen sozusagen ,modernen' Hornklängen stehen zwei Komponistennamen für die klassisch-romantische Kammermusik auf dem Programm: Für den Wiener Hornisten Johann Wenzel Stich komponierte Ludwig van Beethoven seine Sonate F-Dur op. 17. Die beginnt, noch an den damaligen Möglichkeiten des Horns orientiert, mit einer Naturtonreihe, der ein virtuos-ausladender Klavierpart folgt. Im Schlusssatz darf dann das Horn brillieren, während der Klaviersatz nun konventioneller gestaltet ist. Die Uraufführung am 18. April 1800 wurde so laut und ausdauernd beklatscht, dass die beiden Musiker das Stück direkt noch einmal spielten.
Mitreißender Schwung charakterisiert Robert Schumanns Adagio und Allegro As-Dur op. 70: Nach einem ausdrucksstarken Gesang tritt das Horn in einen innigen Dialog mit dem Klavier, in dem sich - typisch für die Komposition - beide Instrumente auf Augenhöhe begegnen. Auf das Adagio folgt ein funkenschlagendes Allegro, das ganz dem Charakter des Horns abgelauscht ist.
Seine Frau Clara bezeichnete es als »prächtig, frisch und leidenschaftlich« - und dieser Einschätzung kann man sich auch heute eigentlich nur anschließen.
Nächtliche Energie und Impressionismus
Ein weiteres Betätigungsfeld hat sich das Horn mittlerweile aber auch in der zeitgenössischen Musik erschlossen. Ein Paradebeispiel dafür ist das »Nachtstück« von Mark Simpson. Entstanden ist es eigens für Ben Goldscheider, der es im Rahmen seiner Rising-Stars-Tournee in den größten Konzerthäusern Europas spielen wird. »Ich stelle mir diese Nacht nicht als eine Zeit der Stille und Reflexion vor«, sagt Mark Simpson. »Für mich ist sie ein Ort voller Dunkelheit und einer unheilvollen Ahnung mit einer nervösen Energie, die sowohl in Hoffnung als auch Verzweiflung umschlagen kann.«
Zum Abschluss der Matinee präsentiert Ben Goldscheider die klangfarbensatte Sonate für Horn und Klavier der Belgierin Jane Vignery. Die impressionistische Sonate lässt das Horn in allen nur denkbaren Klang- und Stimmungsfacetten strahlen: Mal klingt es unheimlich und düster, dann durchdringend und klar, dann wieder weich und melodisch. Die Musik präsentiert sich in hinreißender Vielfalt von elegischem Singen über beschwingte Tänze bis hin zu fast jazzigen Klängen. Ein würdiger Abschluss für ein abwechslungsreiches Programm.
Giuseppe Guarrera
Der Pianist Giuseppe Guarrera studierte an der Barenboim-Said Akademie in Berlin, 2017 gewann er beim Concours musical international de Montréal den Zweiten Preis sowie fünf weitere Preise, darunter auch der Publikumspreis. Zudem erhielt er ein Stipendium des Klavier-Festivals Ruhr und einen Preis der Tabor Foundation bei der Verbier Festival Academy. 2018 war er Preisträger der YCAT International Auditions in der Wigmore Hall. Zu den Höhepunkten der vergangenen Spielzeiten zählen seine Soloabende beim Klavier-Festival Ruhr, sein Debüt im Konzerthaus Wien, in Madrid, Mailand, Rom, Padua und Turin.
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