Ohren auf Reisen
Wie sich Migration und Zugehörigkeit anhört Was fällt uns akustisch auf, wenn wir in ein anderes Land oder eine neue Stadt ziehen? Welche Klänge
begleiten uns dort, wo wir leben? Und wie beeinflussen Geräusche unser Vertrautsein mit einem Ort?
Im Projekt «Ohren auf Reisen» von Zuhören Schweiz gestalten Menschen unterschiedlicher Herkunft
persönliche Hörbeiträge zur Frage, wie sich Migration, Identität und Zugehörigkeit für sie akustisch
darstellen. Die Produktionen dreier Projektgruppen aus der Region Basel sind vom 31. Januar bis 21.
April 2024 im Museum der Kulturen Basel (MKB) zu erleben.
Klänge erinnern uns an besondere Lebensereignisse und prägen unser Gefühl von Zuhause-Sein. Für
Kateryna Dziadok aus der Ukraine ist es der Klang von Flugzeugmotoren, der sie an eine Zeit erinnert,
als sie noch als Flugbegleiterin unterwegs war, und der ihr in jetzt ein Gefühl von Frieden und
Sicherheit verleiht. «Seitdem 2014 ein malaysisches Flugzeug von einer russischen Rakete getroffen
wurde und abstürzte, weigerten sich viele internationale Unternehmen, über die Ukraine zu fliegen.
Zivilflugzeuge sind für mich ein Symbol für einen freundlichen Himmel.»
Dziadok ist Teil einer Gruppe von Deutschlernenden des K5 Basler Kurszentrum, die sich am Projekt
«Ohren auf Reisen» beteiligten. Unter der Leitung der beiden Audioprofis Anna Ida Fierz und
Christian Hilzinger nahmen sie in einer Projektwoche Klänge ihres Alltags auf - und verbanden diese
mit persönlichen Geschichten. Als Inspiration diente ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung
«Memory» im MKB. Diese geht der Frage nach, wie Menschen sich an denkwürdige Momente,
Personen und Orte erinnern. Das Social Art-Projekt von Zuhören Schweiz ergänzt die Ausstellung um
eine akustische Dimension.
Gehört werden
Die zweite Projektgruppe ging aus verschiedenen Basler Migrations-Communities hervor. Angeleitet
vom Klangkünstler und -forscher Budhaditya Chattophadyay, aktuell Gastprofessor an der Hochschule
für Gestaltung und Kunst Basel, setzte sich diese Gruppe mit experimentellen Ansätzen und
kontemplativen Formen des Hörens auseinander. «Als Perkussionistin habe ich mich oft gefragt,
welche Spuren der Menschheit die Instrumente in sich tragen, die ich spiele, von Orten, an denen ich
noch nie gewesen bin» erklärt die Italienerin Maria Luisa Pizzighella. «Mich interessiert das Erbe von
Schamaninnen, Soldaten und Priesterinnen, um als Schlagzeugerin einen neuen Archetypus zu
verkörpern.»
Dritter Bestandteil der Ausstellung sind Hörstücke von Studierenden der Pädagogischen Hochschule
FHNW in Muttenz, die sich mit Kulturinstitutionen - Schulen, Museen oder Theater - und ihrem
Umgang mit gesellschaftlicher Diversität beschäftigt haben. Das Projekt «Ohren auf Reisen» hat zum
Ziel, die kulturelle Teilhabe und den vielstimmigen Diskurs in der Gesellschaft zu stärken.
«Zugehörigkeit hat viel mit Gehört-Werden zu tun», sagt Projektleiterin Jacqueline Beck. «Wir wollen
mit einen Resonanzraum schaffen und unterschiedliche Perspektiven einbringen.
Denn Ausgangspunkt jeder Verständigung ist das Zuhören.»
Basel - Schweiz | Museum der Kulturen