Tom Brane strebt "Träumfaktor" an

Kunstverein Kirchzarten präsentiert faszinierenden Querschnitt des Schaffens des Freiburgers.

Bereits zum vierten Mal ist der Freiburger Künstler und Illustrator Tom Brane Gast beim Kunstverein Kirchzarten in der Alten Evangelischen Kirche in der Burger Straße, diesmal mit Beispielen aus unterschiedlichen Werkzyklen. Ganz neu sind Bilder unter dem Begriff "Divergentes Denken", gleichzeitig titelgebend für die Ausstellung.

Viele Menschen kennen bewusst oder unbewusst vor allem die wirkmächtigen und großdimensionierten Wandbilder von Tom Brane. Seine Streetart-Murals, zu übersetzen mit Wandmalereien, stechen an vielen Stellen in der Region und darüber hinaus ins Auge und prägen einen Gutteil der Wirkung öffentlicher Plätze und Gebäude. So in Freiburg an Häusern in der Wiehre, am ehemaligen Bußgeldamt am Schwabentor oder in Emmendingen beim zentralen Betriebshof.

Die Ausstellung in Kirchzarten zeigt einerseits die tiefe Verwurzelung des Künstlers in diesem Kunstbereich, zeigt aber auch ganz andere, ungewohnte Seiten. Bei der Vernissage betonte Jürgen Fiederlein in seiner Laudatio die Offenheit Branes für Erfahrungen jeglicher Art, für deren künstlerische Verarbeitung von ihm der jeweils adäquate Weg gewählt oder gesucht wird. Trotzdem zeige sich ein allgemeines Kennzeichen: Vielschichtigkeit.

Oftmals erschienen seine übereinandergesetzten und angeschnittenen Figurenkonfigurationen auf den ersten Blick verwirrend, provozierten jedoch den Betrachter gerade dadurch zum genaueren Schauen und offenbarten so ihre mehrdimensionale Aussagekraft.

Zufällige Assoziationsketten

Der bei der Eröffnung anwesende Tom Brane bestätigte diese Sichtweise. Er fasste sein künstlerisches Credo in der Abwandlung des Descartes’schen "Cogito" in dem Satz "Pingo, ergo sum" (Ich male, also bin ich) zusammen. Dies ist auch der Titel eines eher kleinformatigen ausgestellten Bilds von 2010, das er als für ihn "stilbildend" bezeichnete. Auf dieser monochrom in Blau gehaltenen Figurenchoreografie sind alle Stilmittel der Streetart- und Graffiti-Kunst zitiert, aber nicht in der dort vielfach dominanten Plakativität, sondern auf subtil komponierten, sich überlagernden Ebenen. Für ihn fehle der Streetart oftmals der "Träumfaktor". Nach wie vor seien Wandbilder sein Hauptbetätigungsfeld und Ausstellungen wie diese eher selten.

Am deutlichsten äußert sich der angestrebte "Träumfaktor" in der Serie "Divergentes Denken" von in Blau gehaltenen Monotypien. Diese Denkmethode widmet sich einem Problem nicht auf linearer oder logischerweise und ordnet sich auch nicht festgefügten Rahmenbedingungen unter. Sprunghaftigkeit und zufällige Assoziationsketten sind erlaubt. Ergebnisse erheben nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie stehen gleichberechtigt nebeneinander. Tom Brane vollzieht diese Denkmethode, indem er mit selbst konstruierten Malmitteln formalästhetische Zufallsprodukte hervorbringt, deren Interpretation ausschließlich zur Aufgabe des Betrachters wird und der dadurch auf seine eigenen "Träumfaktoren" geworfen wird. Die Qualität von Branes Bildern machen diese Anstrengung zu einer lohnenden Erfahrung.

Durch Exponate aus anderen Schaffenszyklen wird die künstlerische Entwicklung Branes von der Ein- zur Vielfarbigkeit deutlich, und er outet sich auch als hervorragender Zeichner. Bemerkenswert ist sein Digitalkunst-Plakat, mit dem er sein "Danke" an die durch die Corona-Pandemie besonders geforderten hart arbeitenden Menschen im Gesundheits- oder Dienstleistungsbereich ausdrückt, dessen Metaebenen sich aber auch erst durch genaue Betrachtung erschließen.

Die Ausstellung ist zu sehen bis 12. Juni: Freitag, Samstag und Sonntag 17 bis 19 Uhr.

Erstmals gibt es auch einen virtuellen 3-D-Durchgang durch die Ausstellung unter mehr.bz/kunstverein2020 im Internet. Man findet den Online-Durchgang sowie weitere Informationen auch auf der Website von Tom Brane unter http://www.tombrane.de.
von Erich Krieger
am Fr, 22. Mai 2020

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