NaturEnergie
Die Stadt der Zukunft besteht aus autarken, klimaneutralen Quartieren
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Di, 11. Mai 2021, 09:50 Uhr
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Es gibt viele Visionen für einen nachhaltigen Stadtbau. Die Experten von NaturEnergie setzen auf energetisch autarke und klimaneutrale Quartiere.
Herr Asal, was genau ist ein energetisch autarker und klimaneutraler Wohnbau?
Asal: Ein autarkes Gebäudes funktioniert auf sich alleine gestellt und ist nicht an öffentliche Netze angeschlossen. Ein Haus mit einem eigenen Ölheizkessel und einem gebäudeinternen Stromaggregat ist beispielsweise autark. Doch dieser Ansatz ist nicht mehr zeitgemäß. Wir planen heute energetisch autarke Gebäude, die sich ausschließlich mit Energie versorgen, welche in direkter Umgebung oder auf dem Grundstück verfügbar ist. Im Regelfall werden heute dafür Photovoltaikanlagen eingesetzt. Der Wärme-Energiebedarf kann durch Grundwasser-Wärmepumpen gedeckt werden. Wir legen den Schwerpunkt nicht auf die Unabhängigkeit von Dritten, sondern auf eine möglichst geringe Belastung der Umwelt. Unser Ziel ist es, den Energiebedarf zu senken und Häuser und ganze Quartiere mit CO²-neutraler Energie zu versorgen.
Ist dieser autarke Ansatz immer sinnvoll?
Asal: Im urbanen Raum ist es nicht an jeder Stelle möglich oder zweckmäßig, energetisch autarke Gebäude zu realisieren. Hier macht es aufgrund des hohen Wärmebedarfs auf geringem Raum mehr Sinn, auf klimaneutrale Energiekonzepte für Quartiere oder ganze Stadtteile zu setzen. In der Praxis haben sich biomassebasierte Nahwärmenetze oder kalte Nahwärmenetze bewährt, welche die Wärme mittels Geothermie über Sondenfelder gewinnen. Eine relativ neue nachhaltige Energiequelle ist die Nutzung industrieller Abwärme. Wir achten bei unseren Konzepten darauf, den regenerativen Energieanteil möglichst groß zu halten und streben stets eine CO²-neutrale Versorgung an.
Kann ein bestehendes Stadtgebiet zu einem energetisch autarken, klimaneutralen Quartier umgebaut werden?
Asal: Das ist grundsätzlich möglich, aber es ist kein einfacher, schneller Prozess. Kommunen, Eigentümer und Energieversorger müssen an einem Strang ziehen. Förderprogramme zur Stadterneuerung oder das Definieren von Sanierungsgebieten helfen dabei, einen Umbau anzustoßen. Aus unserer Erfahrung sind es häufig relativ kleine, dezentrale Maßnahmen, die energetische Verbesserungen in die Wege leiten. Ein gutes Beispiel ist die Erneuerung von großen Heizungsanlagen bei Schulen, Rathäusern oder Schwimmbädern. Oft wird hier die Chance genutzt, umliegende Gebäude oder Quartiere mitzuversorgen. So können alle von klimafreundlichen und wirtschaftlich attraktiven Synergieeffekten profitieren.
Was sind die größten Energiefresser?
Asal: Nach wie vor entfallen circa 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland auf Gebäude und dort zu ungefähr 75 Prozent auf die Warmwasseraufbereitung und die Heizung. Hier gilt es, Energie einzusparen und Wohn- und Firmengebäude mit Energie aus erneuerbaren Quellen zu versorgen. Dies sind zwei wesentliche Punkte auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt von morgen.
Welche Vorteile entstehen durch einen klimaneutralen Wohnbau für die Bewohner und die Kommune?
Asal: Die Vorteile des klimaneutralen Bauens und Wohnens liegen klar auf der Hand. Es reduziert den eigenen klimatischen Fußabdruck und verbessert das Gewissen gegenüber den kommenden Generationen. Auch wirtschaftliche Effekte sind nicht zu unterschätzen. Gesparte Energie oder Energie aus lokalen, nachhaltigen Quellen entlastet meist den eigenen Geldbeutel. Ein weiterer Vorteil ist ein behaglicheres Wohnklima aufgrund der guten Gebäudedämmung. Das merkt man vor allem in den heißen Sommermonaten.
Was kann jeder im Kleinen tun, um das Wohnen klimaneutraler zu gestalten?
Asal: Jeder kann bewusster und sparsamer mit Energie umgehen. Ich empfehle eine Energieberatung, die oft ein großes Einsparpotenzial aufdeckt oder Tipps für eine klimaschonende Energieversorgung gibt. Investitionen in eine eigene Photovoltaik-Anlage amortisieren sich bereits nach einigen Jahren und liefern lange Strom aus einer erneuerbaren Quelle. Zudem kann man sich bei seiner Kommune informieren, welche Lösungen im Bereich der Wärmeversorgung vor Ort bereits existieren oder geplant sind. Wenn wir vom klassischen Gedanken der eigenen Verbrenner-Heizung im Keller wegkommen und eine Offenheit für gemeinschaftliche, innovative Wärmelösungen entwickeln, bringt uns das dem Ziel "klimaneutrales Wohnen" näher.
Wie stellen Sie sich die Stadt der Zukunft vor?
Asal: In meiner Vision sind unsere Lösungen für eine nachhaltige Strom- und Wärmeversorgung flächendeckend umgesetzt: Haushalte und die E-Mobilität werden durch Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Gebäudefassaden versorgt. Der überschüssige Strom wird in einer ortsansässigen Anlage in Wasserstoff umgewandelt, der als Energiequelle dient. Kurzum: Die Stadt der Zukunft ist klimaschonend mit Wärme und Strom versorgt und nutzt vor Ort zur Verfügung stehende Ressourcen zur nachhaltigen Versorgung. Der Individualverkehr gehört größtenteils der Geschichte an und Straßen und Wege laden zum Flanieren und Fahrradfahren ein.
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