Mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dayton im November 1995 endete der Krieg in Bosnien. 30 Jahre nach Kriegsende ist die politische und gesellschaftliche Situation in Bosnien und Herzegowina und auf dem Westbalkan insgesamt so angespannt wie nie. Aggressiver Ethnonationalismus, Geschichtsrevisionismus und Leugnung des Genozids von Srebrenica gehen einher mit antifeministischen Drohgebärden, Angriffen auf ethnische Minderheiten und staatliche Institutionen. Große Teile der Bevölkerung vermissen die Unterstützung westeuropäischer Nachbarn in ihren Kämpfen gegen diese Angriffe und verlieren den Glauben in europäische Zukunftsversprechen. Zugleich sehen wir, welch beeindruckende Friedensarbeit die Zivilgesellschaft in Bosnien und Herzegowina seit dem Krieg vor 30 Jahren geleistet hat. Zivilgesellschaftliche Akteure aus Bosnien bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen heute weltweit in Friedensprozesse ein - insbesondere in der traumasensiblen Aufarbeitung sexualisierter Kriegsgewalt. Im Rahmen der Ausstellung »Wake up, Europe!«, die europaweite zivilgesellschaftliche Solidaritäts- und Unterstützungsbewegungen für Bosnien während des Kriegs 1992-1995 beleuchtet, möchten wir einen kritischen Blick auf die gegenwärtige Situation werfen. Wie steht es um europäische Solidarität für die Zivilgesellschaft in Bosnien und Herzegowina heute? Über diese und weitere Fragen möchten wir mit unseren Podiumsgästen sprechen: Welche Aufmerksamkeit erfahren jüngste Entwicklungen in Bosnien und Herzegowina bzw. auf dem Westbalkan in der deutschen und (west)europäischen Öffentlichkeit? Welche neue Dynamik bringen die studentischen Proteste in Serbien im Hinblick auf die Wahrnehmung der Situation auf dem Westbalkan in der europäischen Öffentlichkeit? Welche Perspektiven gibt es für demokratische und feministische Kräfte in Bosnien und Herzegowina - und welche Unterstützung brauchen Menschen, die sich für Aufarbeitung, Friedensarbeit und gegen Geschichtsrevisionismus einsetzen? Die Ausstellung ist vom 24. Oktober bis zum 9. Dezember zu sehen.
Quelle: Veranstalter
Veröffentlicht am Mi, 08. Oktober 2025 um 12:31 Uhr