Fotografie

Erste Fotobiennale in Achern

Noch bis Sonntag ist die erste Fotobiennale Achern inklusive Rahmenprogramm in der Werkhalle eines Industriebetriebs zu erleben.

ACHERN. Zum ersten Mal findet in Achern nach zweijähriger Vorbereitungszeit in den Lagerhallen der Firma Segezha Group, Fautenbacher Straße 24, eine viertägige Fotobiennale statt. Den Initiatoren, Gerd Weismann, Kabarettist und Künstler aus Baden-Baden, und Jörg-Alfred Vogelsang, Chemiker aus Lauf und Brunegg (CH), ist es ein Anliegen, der Fotokunst in der Ortenau einen Ausstellungsrahmen zu bieten.

Mit ihrer Idee stießen sie bei dem Acherner Kulturamtsleiter Jochen Lemme auf offene Ohren. Es erfolgte eine Ausschreibung zum Thema "zusammen.leben", auf die 48 Bewerbungen eingingen. Aus den Bewerbern wurden 27 Fotografinnen und Fotografen aus der ganzen Bundesrepublik von einer unabhängigen Jury, der die Initiatoren nicht angehörten, ausgewählt. Darunter sind auch zwei Gruppen, die Klasse 10 a der Heimschule Lender aus Sasbach und die Fotoamateure Teningen. Die Initiatoren und Mitglieder des vorbereitenden Arbeitskreises selbst präsentieren ihre Arbeiten in einem gesonderten Raum.

Die Vielfalt ist groß und nicht allen Werken möchte man das Label "Kunst" zuschreiben. Die Form der Präsentation an mit Plastikplanen verhängten Bauzaun-Elementen ist spartanisch, irgendwie aber passend zum Ambiente der Lagerhalle.

Das Thema "zusammen.leben" wird aus unterschiedlicher Sicht beleuchtet, ob der Schäfer mit seiner Schafherde dokumentiert wird, oder Obdachlose in ihrer provisorischen Unterkunft (Gerhard Bonse). Einen deutlichen Akzent bietet die Architektur-Fotografie in der Art wie es Andreas Gursky und die Becher-Schule Düsseldorf vorgemacht haben (Timo Klein) und eigenwilliger bei Rolf Hillert, schließlich der Mensch im Raum (Norbert Steinhöfel). Andere Arbeiten sind in klassischem Schwarz-Weiß gehalten, ihnen kommt klassischerweise eine starke Ausdruckskraft zu (Wilfried Gebhard, Birgit Spahlinger, Stephanie Schweigert). Wieder andere Arbeiten spielen mit den Bildstrukturen (Frank Repenning, Kirsten Bohlig) oder vermitteln filigran die Sicht von oben (Astrid Hansen). Anderes nähert sich monumental, mit Ernsthaftigkeit der besonderen Situation von Mensch und Industrieanlagen (Alexander Bold). Auch Porträts gibt es zu sehen, aufgelöst in Schwarztöne (Mela Zechiel) oder aus dem Umfeld gelöst (Bernhard Büttner). Die metaphorische Verarbeitung der Religionsfreiheit kommt dem Motiv der Waagschalen zum Ausdruck (Martin Rehm). Eine kleine dokumentarische Serie befasst sich mit dem Zusammenleben von Männern über 45 mit ihren Müttern (Philip Metz).

Vielen Arbeiten sieht man die digitale Bearbeitung an, die stets die Gefahr mit sich bringt, eine auf den Effekt ausgelegte Künstlichkeit zu erzeugen. Sie geht bisweilen ins Abstrakte hinein (Harald Schönhoff). Das, was die Fotografie im Eigentlichen und ursprünglich einmal ausgemacht hat, der Blick für die besondere Situation, scheint immer mehr verloren zu gehen.

Die Auseinandersetzung und Konkurrenzierung mit der Malerei wird allenthalben versucht, und kann doch deswegen kaum gelingen, weil der aus der körperlichen Bewegung geführte, authentische Pinselstrich eine Aura und Energie vermittelt, an die der Druck auf den Auslöser und das Trägermaterial kaum herankommt.
von Susanne Ramm-Weber
am Fr, 06. Mai 2016

Rahmenprogramm

Freitag, 6. Mai, Öffnung 15 bis 22 Uhr, 20 Uhr: Film von Philipp Hartmann: "Die Zeit vergeht wie ein brüllender Löwe"
Samstag, 7. Mai, Öffnung 11 bis 23 Uhr, ab 19 Uhr Konzert mit Peter Götzmann’s JazzHop Rhythm. Als Gast musiziert der bekannte Saxophonist Peter Lehel.
Sonntag, 8. Mai, Öffnung 11 bis 17 Uhr und Verkündung des Ergebnisses zum Publikumspreis

Fotobiennale Achern in den Räumen der Firma Segezha Group, Fautenbacher Straße 24, Achern. Weiter Infos im Internet unter fotobiennale.de
 

Autor: rwb

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