Wandern mit Hund
Alpiner Pfad Feldberg
Der Hund streikt. Steht da wie ein klägliches Fellbündel verzagte Mutlosigkeit, stemmt die durchgestreckten Vorderbeine samt Pfoten wie Bremsklötze in den Boden. Keinen Zentimeter bewegt er sich auf die steile, aber mit etwa zwei Metern recht kurze Kletterpassage zu. Ersatzherrchen schiebt von hinten und Ersatzfrau steht vorne zum Auffangen bereit. Zwecklos, der Hund rührt sich nicht. Immerhin hat er sich für seinen Streik ein wahrhaft schönes Plätzchen ausgesucht: den alpinen Steig am Feldberg.
Dabei hatte alles so gut angefangen: Einen richtigen, langen Ausflug hatten wir temporären Hundesitter geplant, so dass der freiheitsliebende und auslauffreudige Podenco seine echten Frauchen und Herrchen nicht allzu sehr vermisst. Seinen Jagdhundtrieb sollte der Hund während einer langen Feldbergtour austoben dürfen, natürlich nur an der Leine, sonst würde er wohl den Wald mit seinen Mäusen und seinem sonstigen Getier unserer Gesellschaft vorziehen und wäre nicht mehr gesehen.
Per Bus ließen wir uns beim Wilhelmer Tal absetzen, wanderten zum Napf und von dort weiter. Auf kleinen Wurzelpfaden ging’s in steilen Serpentinen durch dichten Blätter- und Nadelwald bis kurz unterhalb der Hüttenwasen-Schutzhütte, die Hundewelt noch in bester Ordnung. Dort, knapp 50 Meter unterhalb der Schutzhütte biegt er ab, der schmale, noch harmlos aussehende Weg. Nur begehbar auf eigene Gefahr ist er, wie ein Schild einige Minuten später warnt.
Doch es lohnt sich, denn zu sehen gibt es ein Stück Schwarzwald vom Feinsten: Seit gut vier Jahrzehnten ist die Natur dort an den Westabstürzen des Feldbergs sich selbst überlassen, hat im besten Sinn gewütet: Umgestürzte Baumgerippe und Steinblöcke versperren immer wieder den Weg, und rechts fällt die Halde oft viele Meter steil ab. Trotz kurzer Passagen, in denen wir sicherheitshalber die Hände zur Hilfe nehmen, scheint auch dem Hund der Steig zu gefallen, mit aufgestellten Ohren und majestätischem Blick schaut er über das weit unten liegende Wilhelmer Tal, gerade so, als wollte er sagen: "Schön hier."
Natürlich können Hunde nicht reden. Aber könnte er es, würde eben jetzt, an der eingangs erwähnten Passage, sagen: "Bis hierhin und nicht weiter. Ihr spinnt wohl. Da kriegen mich keine zehn Katzen runter" – oder so ähnlich. Mit keinem guten Wort, keinem Leckerli und keinem Bitten und Betteln gelingt es uns, ihn zu locken. Also kehren wir um. Der alpine Steig ist so schön, dass man ihn selbst zurück mit Genuss wandern kann und nehmen vom Hüttenwasen aus den regulären, weniger spektakulären, aber dennoch hübschen gelben Rautenweg zur Wilhelmer Hütte.
Wieder versöhnt mit Hund und der Welt genießen wir ein Vesper, der Vierbeiner kriegt Wasser und Leckerli. Danach ist der Gipfel schnell geschafft, unsere Feldbergüberquerung noch längst nicht. Mittlerweile türmen sich dunkle Wolken, formieren sich zu einer grauen Suppe, als hätte jemand die Wasserfarbe zu flüssig angerührt. Immer mehr blauen Himmel frisst die dunkle Wolkenfront, je näher wir dem Bismarckturm kommen. Doch noch zeigt sich über uns die Sonne, bringt die weite Grasfläche gelb-grün zum Leuchten. Der gesamte Feldbergrücken strahlt, als wollte er die umliegenden Gebirgszüge, über die gerade eben dunkle Regenwolken hinwegwalzen, verhöhnen.
Grandios ist der Blick vom Bismarckdenkmal hinunter zum Feldsee, und von diesem Blickwinkel aus erklärt sich von selbst, warum er das dunkle Auge des Feldbergs genannt wird. Der Weg zu dieser, unserer nächsten Station, ist steil und steinig. Allmählich kriecht die Müdigkeit in die Glieder, die so schwer zu werden scheinen, wie im Rotkäppchenmärchen die Wackersteine im Wolfsmagen.
Dort unten söhnt der Blick in den ruhigen See aus. Es ist Abend geworden, die Sonne hat sich verzogen und mit ihr die restlichen Wanderer. Die letzten Kilometer bis zum Bahnhof Bärental ziehen sich wie Kaugummi auf dem breiten, langen Weg durch die Hochmoorlandschaft. Dann sind wir endlich da, lassen uns zufrieden vom Zug zurückschaukeln – sowohl der Vier- als auch die Zweibeiner rechtschaffen müde.
Weitere Infos: Feldbergtour von St. Wilhelm nach Bärental, rund 20 Kilometer und 1000 Höhenmeter, Gehzeit 7 Stunden, Weg bis auf den alpinen Steig per Gelbe-Raute-Markierung ausgeschildert. von Anita Fertl
Dabei hatte alles so gut angefangen: Einen richtigen, langen Ausflug hatten wir temporären Hundesitter geplant, so dass der freiheitsliebende und auslauffreudige Podenco seine echten Frauchen und Herrchen nicht allzu sehr vermisst. Seinen Jagdhundtrieb sollte der Hund während einer langen Feldbergtour austoben dürfen, natürlich nur an der Leine, sonst würde er wohl den Wald mit seinen Mäusen und seinem sonstigen Getier unserer Gesellschaft vorziehen und wäre nicht mehr gesehen.
Per Bus ließen wir uns beim Wilhelmer Tal absetzen, wanderten zum Napf und von dort weiter. Auf kleinen Wurzelpfaden ging’s in steilen Serpentinen durch dichten Blätter- und Nadelwald bis kurz unterhalb der Hüttenwasen-Schutzhütte, die Hundewelt noch in bester Ordnung. Dort, knapp 50 Meter unterhalb der Schutzhütte biegt er ab, der schmale, noch harmlos aussehende Weg. Nur begehbar auf eigene Gefahr ist er, wie ein Schild einige Minuten später warnt.
Doch es lohnt sich, denn zu sehen gibt es ein Stück Schwarzwald vom Feinsten: Seit gut vier Jahrzehnten ist die Natur dort an den Westabstürzen des Feldbergs sich selbst überlassen, hat im besten Sinn gewütet: Umgestürzte Baumgerippe und Steinblöcke versperren immer wieder den Weg, und rechts fällt die Halde oft viele Meter steil ab. Trotz kurzer Passagen, in denen wir sicherheitshalber die Hände zur Hilfe nehmen, scheint auch dem Hund der Steig zu gefallen, mit aufgestellten Ohren und majestätischem Blick schaut er über das weit unten liegende Wilhelmer Tal, gerade so, als wollte er sagen: "Schön hier."
Natürlich können Hunde nicht reden. Aber könnte er es, würde eben jetzt, an der eingangs erwähnten Passage, sagen: "Bis hierhin und nicht weiter. Ihr spinnt wohl. Da kriegen mich keine zehn Katzen runter" – oder so ähnlich. Mit keinem guten Wort, keinem Leckerli und keinem Bitten und Betteln gelingt es uns, ihn zu locken. Also kehren wir um. Der alpine Steig ist so schön, dass man ihn selbst zurück mit Genuss wandern kann und nehmen vom Hüttenwasen aus den regulären, weniger spektakulären, aber dennoch hübschen gelben Rautenweg zur Wilhelmer Hütte.
Wieder versöhnt mit Hund und der Welt genießen wir ein Vesper, der Vierbeiner kriegt Wasser und Leckerli. Danach ist der Gipfel schnell geschafft, unsere Feldbergüberquerung noch längst nicht. Mittlerweile türmen sich dunkle Wolken, formieren sich zu einer grauen Suppe, als hätte jemand die Wasserfarbe zu flüssig angerührt. Immer mehr blauen Himmel frisst die dunkle Wolkenfront, je näher wir dem Bismarckturm kommen. Doch noch zeigt sich über uns die Sonne, bringt die weite Grasfläche gelb-grün zum Leuchten. Der gesamte Feldbergrücken strahlt, als wollte er die umliegenden Gebirgszüge, über die gerade eben dunkle Regenwolken hinwegwalzen, verhöhnen.
Grandios ist der Blick vom Bismarckdenkmal hinunter zum Feldsee, und von diesem Blickwinkel aus erklärt sich von selbst, warum er das dunkle Auge des Feldbergs genannt wird. Der Weg zu dieser, unserer nächsten Station, ist steil und steinig. Allmählich kriecht die Müdigkeit in die Glieder, die so schwer zu werden scheinen, wie im Rotkäppchenmärchen die Wackersteine im Wolfsmagen.
Dort unten söhnt der Blick in den ruhigen See aus. Es ist Abend geworden, die Sonne hat sich verzogen und mit ihr die restlichen Wanderer. Die letzten Kilometer bis zum Bahnhof Bärental ziehen sich wie Kaugummi auf dem breiten, langen Weg durch die Hochmoorlandschaft. Dann sind wir endlich da, lassen uns zufrieden vom Zug zurückschaukeln – sowohl der Vier- als auch die Zweibeiner rechtschaffen müde.
Weitere Infos: Feldbergtour von St. Wilhelm nach Bärental, rund 20 Kilometer und 1000 Höhenmeter, Gehzeit 7 Stunden, Weg bis auf den alpinen Steig per Gelbe-Raute-Markierung ausgeschildert. von Anita Fertl
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Fr, 13. Oktober 2017