Pfaffenweiler
Am Wochenende wird das Schneckenfest gefeiert
Pfaffenweiler wird von vielen beneidet: Gleich mehrere sehr gute Einkehrmöglichkeiten gibt es im Dorf, von der Strauße bis zum Sternerestaurant.
Das kann auch in Südbaden nicht jede 2500-Einwohnergemeinde bieten. Kein Wunder also, dass sich Brauchtumsschau und Sonderausstellung im Museum (beide seit Jahren fester Bestandteil des Schneckenfestes) des Themas "Dorfwirtschaft" annehmen. Der federführende Museumsverein hat in der Ausstellung drei alte Gasthäuser in den Mittelpunkt gestellt: Stube, Engel und Schnecke, die es schon gar nicht mehr gibt.
Der federführende Museumsverein hat in der Ausstellung drei alte Gasthäuser in den Mittelpunkt gestellt: Stube, Engel und Schnecke, die es schon gar nicht mehr gibt. Wer sich mit Ortsgeschichte befasst, kommt gerne vom Hundertsten ins Tausendste, zu spannend ist es einfach, aus alten Zeiten zu erzählen, vor allem, wenn man sie selber noch miterlebt hat. Das gilt zum Beispiel für Thea Häberlin, Anna Däschle und Heinrich Eckerle, die an diesem Morgen in Erinnerungen schwelgen.
Alle drei können sich noch gut an die 1950er Jahre erinnern, sie bilden auch den Hintergrund von Ausstellung und Brauchtumsschau, an der in diesem Jahr 16 Laienschauspieler und vier Musiker mitwirken. "Die 50er Jahre, das war noch eine andere Zeit", sagt Anna Däschle. In den 60ern begann die Motorisierung in den Reben nach der Rebumlegung am Batzenberg, die Menschen verdienten mehr Geld, aus Gaststuben wurden Restaurants mit Speisekarte und die Stube bekam einen neuen Wirt.
Vorher, von 1942 bis 1959 waren Heinrich Eckerles Eltern Irma und Alfons die Pächter der Stube. Heinrich wuchs hier mit seinen drei Geschwistern auf und auch Anna Däschle ging als Kind in der Stube ein und aus. Die Geschichte, die in der Brauchtumsschau gezeigt wird, basiert auf dem Alltagsleben der Familie Eckerle in den 50er Jahren. Heinrich spielt dabei seinen Vater Alfons und Bruder Eberhard wird sich musikalisch an der Vorführung beteiligen.
Anders als heute konnten Wirte nicht von den Einnahmen der Gaststube leben. Die meisten hatten noch Reben und Landwirtschaft, Alfons Eckerle zudem einen Fuhrpark. Irma Eckerle war die erste Frau im Dorf, die einen Führerschein, sogar einen Busführerschein besaß, und mit einem Bus- und Taxidienst ihren Beitrag zum Einkommen der Familie leistete. Tochter Annemarie betreute tagsüber die Gäste, die ersten kamen schon morgens früh auf einen ersten Schnaps vorbei. War niemand in der Gaststube, legten sie das Geld einfach auf die Theke. Mittags wurde am großen Tisch gegessen. Nicht selten waren neben der Familie auch Gäste dabei: Getränkeauslieferer und Zigarettenvertreter waren dankbar für einen warmen Teller.
Auch Bauarbeiter kamen tagsüber in die Stube, packten ihr eigenes Vesper aus und bestellten ein Bier. "Wo hätten sie hingesollt?", fragt Heinrich Eckerle, "Bauwagen gab es damals doch nicht." Nur zum Essen ging übrigens niemand in die Wirtschaft, eine Speisekarte gab es nicht, mehr als Wurstweckle oder Bratwurst mit Brot war nicht im Angebot.
Frauen waren seltene Gäste in der Wirtschaft, sie war bis auf große Feste den Männern vorbehalten. Die saßen dort am Stammtisch, spielten Cego (ein entsprechender Tisch ist in der Ausstellung zu sehen), tranken Bier oder Wein – Schorle gab es nicht – und sie rauchten eigentlich alle: Salem und Eckstein, Reval und Bali hießen die Zigaretten, die es meist im Sechser- oder Zwölferpack gab, die Bali auch als Viererpack. Eine Rarität war die Zigarre der Marke Weißer Rabe. Häufiger geraucht wurde der Burgerstumpen, eine einfache Zigarrenvariante, erinnert sich Thea Häberlin. Eine einzelne zu Weihnachten geschenkt zu bekommen war für ihren Vater eine große Freude.
Geraucht wurde in allen Wirtschaften im Ort, auch Kegelbahnen hatten sie alle – besonders lange der Engel. Aber auch für das gesellige Leben spielten die Wirtschaften eine große Rolle. Jede hatte Nebenraum und Tanzsaal, die Vereine wiederum alle eine Laienspielgruppe. Legendäre Aufführungen muss es gegeben haben, vom "Weißen Rössel" schwärmen die drei am Tisch heute noch. Gespielt wurden auch ernsthafte Stücke, erinnert sich Anna Däschle, "aber zum Abschluss gab es immer einen fröhlichen Einakter". Manch eine Familie hat das Schauspielertalent vererbt an die nächste Generation, die heute gerne auf der Bühne steht – in der Halle oder bei der Brauchtumsschau und nicht mehr in der Dorfwirtschaft.
Das kann auch in Südbaden nicht jede 2500-Einwohnergemeinde bieten. Kein Wunder also, dass sich Brauchtumsschau und Sonderausstellung im Museum (beide seit Jahren fester Bestandteil des Schneckenfestes) des Themas "Dorfwirtschaft" annehmen. Der federführende Museumsverein hat in der Ausstellung drei alte Gasthäuser in den Mittelpunkt gestellt: Stube, Engel und Schnecke, die es schon gar nicht mehr gibt.
Der federführende Museumsverein hat in der Ausstellung drei alte Gasthäuser in den Mittelpunkt gestellt: Stube, Engel und Schnecke, die es schon gar nicht mehr gibt. Wer sich mit Ortsgeschichte befasst, kommt gerne vom Hundertsten ins Tausendste, zu spannend ist es einfach, aus alten Zeiten zu erzählen, vor allem, wenn man sie selber noch miterlebt hat. Das gilt zum Beispiel für Thea Häberlin, Anna Däschle und Heinrich Eckerle, die an diesem Morgen in Erinnerungen schwelgen.
Alle drei können sich noch gut an die 1950er Jahre erinnern, sie bilden auch den Hintergrund von Ausstellung und Brauchtumsschau, an der in diesem Jahr 16 Laienschauspieler und vier Musiker mitwirken. "Die 50er Jahre, das war noch eine andere Zeit", sagt Anna Däschle. In den 60ern begann die Motorisierung in den Reben nach der Rebumlegung am Batzenberg, die Menschen verdienten mehr Geld, aus Gaststuben wurden Restaurants mit Speisekarte und die Stube bekam einen neuen Wirt.
Vorher, von 1942 bis 1959 waren Heinrich Eckerles Eltern Irma und Alfons die Pächter der Stube. Heinrich wuchs hier mit seinen drei Geschwistern auf und auch Anna Däschle ging als Kind in der Stube ein und aus. Die Geschichte, die in der Brauchtumsschau gezeigt wird, basiert auf dem Alltagsleben der Familie Eckerle in den 50er Jahren. Heinrich spielt dabei seinen Vater Alfons und Bruder Eberhard wird sich musikalisch an der Vorführung beteiligen.
Anders als heute konnten Wirte nicht von den Einnahmen der Gaststube leben. Die meisten hatten noch Reben und Landwirtschaft, Alfons Eckerle zudem einen Fuhrpark. Irma Eckerle war die erste Frau im Dorf, die einen Führerschein, sogar einen Busführerschein besaß, und mit einem Bus- und Taxidienst ihren Beitrag zum Einkommen der Familie leistete. Tochter Annemarie betreute tagsüber die Gäste, die ersten kamen schon morgens früh auf einen ersten Schnaps vorbei. War niemand in der Gaststube, legten sie das Geld einfach auf die Theke. Mittags wurde am großen Tisch gegessen. Nicht selten waren neben der Familie auch Gäste dabei: Getränkeauslieferer und Zigarettenvertreter waren dankbar für einen warmen Teller.
Auch Bauarbeiter kamen tagsüber in die Stube, packten ihr eigenes Vesper aus und bestellten ein Bier. "Wo hätten sie hingesollt?", fragt Heinrich Eckerle, "Bauwagen gab es damals doch nicht." Nur zum Essen ging übrigens niemand in die Wirtschaft, eine Speisekarte gab es nicht, mehr als Wurstweckle oder Bratwurst mit Brot war nicht im Angebot.
Frauen waren seltene Gäste in der Wirtschaft, sie war bis auf große Feste den Männern vorbehalten. Die saßen dort am Stammtisch, spielten Cego (ein entsprechender Tisch ist in der Ausstellung zu sehen), tranken Bier oder Wein – Schorle gab es nicht – und sie rauchten eigentlich alle: Salem und Eckstein, Reval und Bali hießen die Zigaretten, die es meist im Sechser- oder Zwölferpack gab, die Bali auch als Viererpack. Eine Rarität war die Zigarre der Marke Weißer Rabe. Häufiger geraucht wurde der Burgerstumpen, eine einfache Zigarrenvariante, erinnert sich Thea Häberlin. Eine einzelne zu Weihnachten geschenkt zu bekommen war für ihren Vater eine große Freude.
Geraucht wurde in allen Wirtschaften im Ort, auch Kegelbahnen hatten sie alle – besonders lange der Engel. Aber auch für das gesellige Leben spielten die Wirtschaften eine große Rolle. Jede hatte Nebenraum und Tanzsaal, die Vereine wiederum alle eine Laienspielgruppe. Legendäre Aufführungen muss es gegeben haben, vom "Weißen Rössel" schwärmen die drei am Tisch heute noch. Gespielt wurden auch ernsthafte Stücke, erinnert sich Anna Däschle, "aber zum Abschluss gab es immer einen fröhlichen Einakter". Manch eine Familie hat das Schauspielertalent vererbt an die nächste Generation, die heute gerne auf der Bühne steht – in der Halle oder bei der Brauchtumsschau und nicht mehr in der Dorfwirtschaft.
Die Ausstellung wurde in diesem Jahr erstmals von aktiven Mitgliedern des Dorfmuseums und der Steinhauer unter Federführung von Mirko Häberlin und Eddy Weeger (historischer Hintergrund) konzipiert. Aktiv waren neben anderen Gesa Muser, Anna Däschle und Thea Häberlin.
von gln
am
Mi, 31. August 2016 um 10:35 Uhr