Wanderzeit
Auf schlüpfrigen Pfaden – was man bei Wanderungen im Herbst beachten sollte
Einen Puffer einplanen
Dass die Tage wieder kürzer werden, ist eine Tatsache, mit der sich so mancher nur schwer abfinden kann. Gerade, wer im Sommer gerne nach der Arbeit noch einmal zu einer Feierabendrunde aufgebrochen ist. "Wir machen jedes Jahr im Herbst die Erfahrung, dass Leute nicht rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit zurückkommen und dann unsere Hilfe brauchen", sagt Adrian Elfgang, Einsatzleiter vom Dienst bei der Bergwacht Schwarzwald. Zur Standardausrüstung für herbstliche Wanderungen gehöre deshalb eine Stirn- oder Taschenlampe. Außerdem sollte man generell früher aufbrechen und einen zeitlichen Puffer einplanen. Denn selbst wenn man einen Weg kennt und weiß, dass man ihn eigentlich in soundso viel Stunden schafft und es dann noch hell ist: Derzeit muss man immer damit rechnen, dass sich die Verhältnisse verändert haben.
"Der Schwarzwald ist zwar nur ein Mittelgebirge, hat aber durchaus herausfordernde Ecken", sagt Elfgang und verweist auf Schluchten, unwegsames Gelände und überraschende Wetterwechsel in den höheren Lagen. Es kann durchaus passieren, dass man einen Umweg laufen muss, weil beispielsweise ein kleiner Hangrutsch den Weg versperrt, oder man merkt, dass man auf nassem Laub und feuchten Wiesen nicht so schnell vorankommt wie bei der gleichen Tour an trockenen Tagen.
Eine Powerbank einpacken
Länger unterwegs als gedacht, ein plötzliches Gewitter, das nicht so schnell vorüberzieht wie im Sommer: Wärmere Kleidung ist bei Touren im Herbst ein Muss. Am besten nach dem bewährten Zwiebelprinzip, damit kann man schnell reagieren. Die Bergwacht empfiehlt warme Schichten wie Fleece und eine winddichte Hardshelljacke, außerdem Mütze und Handschuhe. Auch an die Füße gehört wetterangepasstes Schuhwerk: "Wir raten generell zu Bergschuhen", sagt Elfgang, "Turnschuhe haben keinen Grip, gerade auf rutschigen oder eisigen, überfrorenen Böden."
Eine Wasserflasche und etwas zu essen, wenigstens ein Notriegel, sowie ein Erste-Hilfe-Set (siehe Infobox) gehören ebenfalls in den Wanderrucksack. Und auf keinen Fall vergessen: Das Handy sollte aufgeladen sein, bestenfalls nimmt man sogar noch eine Powerbank mit. "Die Leute unterschätzen, wie sehr sie den Akku durchs Navigieren im Wald beanspruchen, und dann haben sie nicht mehr genug Strom, um einen Notruf absetzen zu können", sagt Elfgang. Die Technik der Leitstelle ist hochmodern, sie kann jeden Anrufer auf fünf Meter genau orten, indem automatisiert eine SMS vom Handy an die Leitstelle gesandt wird. Allerdings funktioniert das nur in den deutschen Mobilfunknetzen.
Die Orientierung behalten
Immer eine gute Idee ist es, irgendjemandem Bescheid zu geben, wenn man zu einer Wanderung aufbricht. Und sich während der Tour – egal zu welcher Jahreszeit – stets zu orientieren. "Auch wenn wir einen Notruf orten können, hilft es uns oft enorm, wenn die Leute einen Hinweis geben, wo genau sie sind", sagt Elfgang, "beispielsweise 50 Meter oberhalb dieser Straße, im Umkreis von jenem Gasthaus ..." Er rät, sich an jeder Kreuzung den auf den Wegweisern aufgedruckten Flurnamen und die Höhenangabe zu merken, so dass man diese im Notfall an die Retter durchgeben kann.
Außerdem sollte man sich stets darüber im Klaren sein, wo man sich befindet: Um an abgelegene Stellen im Wald zu gelangen, braucht auch die beste Bergwacht länger als fünf Minuten. "Mitunter können wir auch keine Straße für die Anfahrt nutzen und müssen laufen, so dass es durchaus mal eine Stunde dauern kann, bis Hilfe da ist", sagt Elfgang.
Auf Prognosen schauen
Stürmisch wird es in diesen Wochen gerne mal, und dann wird es leider nichts mit der Herbstwanderung im Wald. Sturm- und Orkanwarnungen sollten Ernst genommen werden. "Man muss auch einige Tage nach dem Sturm mit einem herunterfallenden Ast rechnen", sagt Elfgang, "daher sollte man in so einem Fall lieber auf unbewaldete Wandergebiete ausweichen." Aktuelle Warnungen gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) heraus. Wetterapps sind beim Planen der Tour eine praktische Hilfe, während der Tour sollte man neben den aktuellen Verhältnissen auch die Wettervorhersage für die nächsten Stunden im Kopf haben. Und sich darauf einstellen, dass in den Bergen ganz schnell alles anders kommen kann als angekündigt. An Hängen, die gen Norden liegen, halten sich Nebel und Feuchtigkeit länger, verziehen sich manchmal den ganzen Tag nicht. Und wer in den höheren Schwarzwaldlagen unterwegs ist, sollte sich auch darauf einstellen, dass er durchaus mal von Neuschnee überrascht werden kann.
Ein Erste-Hilfe-Set sollte man beim Wandern immer dabeihaben. Zur Grundausstattung gehören:
- ein Verbandpäckchen mit nichthaftenden Kompressen
- ein großes Wundpflaster
- Blasenpflaster
- Wundkompresse 10x10 cm
- zwei sterile Wundverbände 10x6 cm
- ein Dreiecktuch
- eine Rolle Leukoplast/Tape
- sterile Desinfektionstupfer
- Verbandsschere, Pinzette
- Einmalhandschuhe
- Rettungsdecke
- Signalpfeife
cfr