Schauspiel

Sibylle Bergs neue Fassung von Aristophanes' "Lysistrata" hat in Basel Premiere

Sibylle Bergs neue Fassung von Aristophanes’ "Lysistrata" hat in Basel Premiere.

Nun hat sie am vergangenen Wochenende gerade im Basler Theater den Schweizer Buchpreis entgegengenommen – für ihren dystopischen Roman "GRM". Das passt. Besser hätte es nicht kommen können für die Sibylle-Berg-Premiere am größten Drei-Sparten-Haus der Schweiz.

Nur ein paar Tage nach dieser schönen Auszeichnung für eine – ja, doch, immer noch – Außenseiterin des Literaturbetriebs zeigt das Schauspielhaus "In den Gärten oder Lysistrata Teil 2" – eine Überschreibung der antiken Komödie von Aristophanes, in der die Frauen ihren kriegerischen Männern den sexuellen Dienst verweigern, um sie zum Frieden zu zwingen. Schon mal gar kein schlechtes Konzept – das die für ihren ätzenden Humor bekannte Schriftstellerin und Kolumnistin auf das heutige prekäre Verhältnis der Geschlechter überträgt. Dabei dreht sie den Spieß einfach um: Verunsichert durch die fortschreitende, unaufhaltsame Emanzipation der Frauen und müde von der Weltherrschaft, haben die Männer in dieser Zeit des Umbruchs zum Streik aufgerufen – sexuelle Enthaltsamkeit ihrerseits als Rache für das an ihnen notorisch nagende Gefühl der Unterlegenheit. Der Blick zurück in eine Zeit, in der Männer noch Komplimente machen durften, ohne der sexuellen Belästigung geziehen zu werden – man denke nur an Eugen Gomringers "Mirador", der von der Wand der Berliner Alice-Salomon-Hochschule verschwinden musste – und die Frauen dankbar aufsahen zu ihren Erlösern, kann nur ein nostalgischer sein.

Spezialisiert auf Gegenwartsdramatik

Das war einmal, Mee Too sei Dank. Als Mann sollte man sich tatsächlich überlegen, ob es nicht besser ist, sich erst gar nicht dem Verdacht einer erotischen Verfehlung auszusetzen. Milos Lolic hat die dankbare oder undankbare Aufgabe übernommen, die Misere der Männer auf die Bühne zu bringen. Der dem Basler Haus seit Jahren verbundene serbische Regisseur ist für einen farbigen Zugriff auf seine Stoffe bekannt. In jedem Fall ist er spezialisiert auf die Gegenwartsdramatik. Am Volkstheater Wien inszenierte er zuletzt "Rechnitz (Der Würgeengel)" von Elfriede Jelinek und das David-Bowie-Musical"Lazarus".

Termin: Basel, Schauspielhaus, Premiere: Sa, 16. Nov., 19.30 Uhr
von Bettina Schulte
am Fr, 15. November 2019

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