Spannendes Mitmachmuseum
Basler Papiermühle
"Ooch, Mist, der Schnörkel ist nicht schön geworden. Gibt es einen Tintenkiller?", fragt der Zehnjährige. Doch dieses neumodische Gerät ist in der Räumlichkeit, die einer mittelalterlichen Schreibstube nachempfunden ist, natürlich nicht erhältlich. Und so kritzeln die beiden Jungs ausschließlich mit Federkiel und Tinte die alten Buchstaben aufs Papier, wohl kaum weniger konzentriert und ebenso brav wie die Mönche, die einst in solchen Stuben ihren Dienst taten.
Das Skriptorium ist nur einer von vielen Räumen in der Basler Papiermühle, die auf vier Stockwerken einen kompletten Überblick über die technische Seite der Kulturgeschichte gibt: vom Papier über die Entstehung von Schrift und Druck bis zum Buch. Das mag sich trocken anhören, ist es aber nicht: Nass geht es beispielsweise bei der Papierherstellung zu, die im ersten Stock der alten, detailgetreu restaurierten Papiermühle aus dem 15. Jahrhundert gezeigt wird.
Dort können Kinder selbst zu Papierschöpfern werden – so wie Merle, die mit hochgekrempelten Ärmeln vor dem Holzbottich steht, der mit einem Brei aus zu Fasern zerstampften Lumpen gefüllt ist. Flugs taucht sie ein hölzernes Schöpfsieb ellenbogentief ein und zieht es wieder heraus, lässt das Wasser abtropfen. Dann schüttelt die Neunjährige den Holzrahmen samt der zurückbleibenden Pampe ein bisschen, kehrt das Sieb um, drückt es auf Filz – und schwuppdiwupp, schon liegt dort ein Stück Papier! Und von den Kindern hinter ihr in der Reihe ebenso überrascht betrachtet wie ein Schmetterling, der sich aus seiner Puppenhaut schält. Ein Stück weiter tut sich ein Blick in den Lumpenkeller auf, wo Ausstellungsstücke stehen, Fotografien hängen und auf Knopfdruck abspielbare Infos verraten, wie das alles vor sich ging, bis aus den Lumpen das Rohmaterial fürs Papier wurde.
Diese Kombination aus Ausstellung, Schauproduktion, aus alten, ratternden Maschinen und selbst Hand anlegen ist es, was das Museum so besonders macht. Wissenswertes gibt’s in kleine und größere Lesehäppchen verpackt, so dass weder Erwachsene noch Kinder zu kurz kommen.
In der Schriftabteilung haben unsere Schreiberlinge mittlerweile ihren Namen zu Papier gebracht. Das verpackt die nette Dame vom Skriptorium so kunstvoll wie früher, drückt einen unter der Flamme erhitzten Lackstempel auf und den beiden das Dokument in die Hände, als Brief mit Siegel. Doch dort arbeiten? Nö, puh, viel zu anstrengend, finden die Jungs. Denn ein ganzes Jahr arbeiteten die Mönche an einer Buchabschrift, die dann allerdings den Wert eines ganzen Hauses hatte.
Im nächsten Stock gibt’s Eierkuchen, Fisch und Spieß – doch wir sind nicht etwa im Restaurant gelandet, sondern in der Besucherdruckerei. Und das hört sich in der Druckersprache so an: Ein Eierkuchen ist die scherzhafte Bezeichnung für einen auseinandergefallenen Satz, der Fisch ist ein im falschen Fach des Setzkastens liegender Druckbuchstabe und unter Spieß versteht man mitgedrucktes Bindmaterial. Doch dank fachgerechter Anleitung nehmen die Jungs auch dort einen fehlerfreien, selbstgesetzten Druck mit, ehe sie sich in der Buchdruckerei in der dritten Etage noch am Papiermarmorieren versuchen können. Damit geht unser Museumstag nicht Schwarz, sondern Bunt auf Weiß zu Ende.
Weitere Infos: Basler Papiermühle, Schweizerisches Museum für Papier, Schrift und Druck, St. Alban-Tal 37; Di-Fr, So 11 bis 17 Uhr, Sa 13 bis 17 Uhr; Eintritt: 15 Sfr, Schüler 9 Sfr, Familien (1 Erw., 2 Kinder) 30 Sfr, (2 Erw., 4 Kinder) 38 Sfr; http://www.papiermuseum.ch von Anita Fertl
Das Skriptorium ist nur einer von vielen Räumen in der Basler Papiermühle, die auf vier Stockwerken einen kompletten Überblick über die technische Seite der Kulturgeschichte gibt: vom Papier über die Entstehung von Schrift und Druck bis zum Buch. Das mag sich trocken anhören, ist es aber nicht: Nass geht es beispielsweise bei der Papierherstellung zu, die im ersten Stock der alten, detailgetreu restaurierten Papiermühle aus dem 15. Jahrhundert gezeigt wird.
Dort können Kinder selbst zu Papierschöpfern werden – so wie Merle, die mit hochgekrempelten Ärmeln vor dem Holzbottich steht, der mit einem Brei aus zu Fasern zerstampften Lumpen gefüllt ist. Flugs taucht sie ein hölzernes Schöpfsieb ellenbogentief ein und zieht es wieder heraus, lässt das Wasser abtropfen. Dann schüttelt die Neunjährige den Holzrahmen samt der zurückbleibenden Pampe ein bisschen, kehrt das Sieb um, drückt es auf Filz – und schwuppdiwupp, schon liegt dort ein Stück Papier! Und von den Kindern hinter ihr in der Reihe ebenso überrascht betrachtet wie ein Schmetterling, der sich aus seiner Puppenhaut schält. Ein Stück weiter tut sich ein Blick in den Lumpenkeller auf, wo Ausstellungsstücke stehen, Fotografien hängen und auf Knopfdruck abspielbare Infos verraten, wie das alles vor sich ging, bis aus den Lumpen das Rohmaterial fürs Papier wurde.
Diese Kombination aus Ausstellung, Schauproduktion, aus alten, ratternden Maschinen und selbst Hand anlegen ist es, was das Museum so besonders macht. Wissenswertes gibt’s in kleine und größere Lesehäppchen verpackt, so dass weder Erwachsene noch Kinder zu kurz kommen.
In der Schriftabteilung haben unsere Schreiberlinge mittlerweile ihren Namen zu Papier gebracht. Das verpackt die nette Dame vom Skriptorium so kunstvoll wie früher, drückt einen unter der Flamme erhitzten Lackstempel auf und den beiden das Dokument in die Hände, als Brief mit Siegel. Doch dort arbeiten? Nö, puh, viel zu anstrengend, finden die Jungs. Denn ein ganzes Jahr arbeiteten die Mönche an einer Buchabschrift, die dann allerdings den Wert eines ganzen Hauses hatte.
Im nächsten Stock gibt’s Eierkuchen, Fisch und Spieß – doch wir sind nicht etwa im Restaurant gelandet, sondern in der Besucherdruckerei. Und das hört sich in der Druckersprache so an: Ein Eierkuchen ist die scherzhafte Bezeichnung für einen auseinandergefallenen Satz, der Fisch ist ein im falschen Fach des Setzkastens liegender Druckbuchstabe und unter Spieß versteht man mitgedrucktes Bindmaterial. Doch dank fachgerechter Anleitung nehmen die Jungs auch dort einen fehlerfreien, selbstgesetzten Druck mit, ehe sie sich in der Buchdruckerei in der dritten Etage noch am Papiermarmorieren versuchen können. Damit geht unser Museumstag nicht Schwarz, sondern Bunt auf Weiß zu Ende.
Weitere Infos: Basler Papiermühle, Schweizerisches Museum für Papier, Schrift und Druck, St. Alban-Tal 37; Di-Fr, So 11 bis 17 Uhr, Sa 13 bis 17 Uhr; Eintritt: 15 Sfr, Schüler 9 Sfr, Familien (1 Erw., 2 Kinder) 30 Sfr, (2 Erw., 4 Kinder) 38 Sfr; http://www.papiermuseum.ch von Anita Fertl
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Fr, 01. April 2016