Bierkultur

Bei der Bierbörse in St.Peter stehen mehr als 100 Biere aus aller Welt zur Auswahl

Schon mal blaues Bier getrunken? Gerstensaft aus Afrika, China oder Singapur? Bier mit Frucht- oder Kokosgeschmack? Und das zu Preisen, die sich alle fünf Minuten ändern, abrufbar auf einer App? Alles möglich bei der 9. Bierbörse am Samstag in der Turn- und Festhalle in St. Peter.

ST. PETER. Rund 120 Sorten aus über 50 Ländern hat das Orga-Team parat.

Normalerweise ist Börsenhandel ja eine eher trockene Angelegenheit. Aber bei der legendären Bierbörse geht ein feuchtes Gebräu nach dem anderen über die 16 Meter lange Bierkisten-Theke. Die Preise ändern sich alle fünf Minuten, abhängig von der Nachfrage.

Zum Orga-Team gehören diesmal Rainer Maier, Klaus Grieshober, Dominik Löffler, Tobias Scherer, Johannes Fräßle, Thilo Flamm und Dominik Rohrer. Seit Wochen sind sie dabei, ausgefallene Biersorten, die Hallendeko und die nötige Technik zu organisieren. Maier hat wieder die nötige Software programmiert, erstmals auch eine Handy-App. Wie bisher sind die Preise auch auf Leinwänden zu sehen.

Kriterien für die Sortenwahl sind Herkunftsort, Namen, Aussehen oder Geschmacksrichtung. "Da kann man sich ziemlich verzetteln", weiß Grieshober. "Das meiste sind Kruschtelsorten, die man nicht zurückgeben kann", ergänzt Maier, "zum Teil ganz verrückte Sachen".

Jeder Kontinent ist in St. Peter vertreten

Löffler zählt die Herkunftsländer auf: neben europäischen Ländern etwa Bolivien, Russland, Mexiko, Indien, Sri Lanka, Kuba, Japan, Färöer Inseln, Philippinen, Nepal, Litauen, Mongolei, Neuseeland, Korea, Mauritius, Hawaii, Südamerika – jeder Kontinent ist vertreten. Es gibt Zweiliterflaschen, Flaschen in Rosa oder eingepackt "wie ein Gutsele". Ein Gebräu ist blau, die dazugehörige Flasche durchsichtig. Manche Sorten haben einen ungewöhnlichen Geschmack, sie sind mit Grapefruit oder Chilischoten versehen. Aus Ghana kommt ein Kokosnussbier. Teils ist auch der Name ausschlaggebend, erklärt Löffler: "Fendt-Dieselross-Öl, das muss natürlich her". Auch "Alte Liebe" oder "Hinano" aus Tahiti, "was auch immer das ist". In den Kühlschränken und auf der Karte sind die Biere nummeriert, weil man manche gar nicht aussprechen kann. Ein paar Klassiker sind auch dabei. Leider nicht die Bierbowle mit Erdbeeren, wie Maier bedauert. Die anderen finden sie furchtbar.

Früher sind die Organisatoren weit gefahren, um möglichst viele Sorten aufzutreiben, etwa nach Frankreich. Heute ist die Beschaffung viel einfacher, das meiste wird geliefert. Ein paar Urlaubsmitbringsel sind auch dabei. Je nach Sorte gibt es ein, zwei Sixpacks bis zu mehreren Kisten. Erfahrungsgemäß werden bei der Party rund 1000 Liter Bier verbraucht, rund 90 Kisten. "Der durchschnittliche Bierbörsenbesucher trinkt fünf Biere", so Maier.

Wobei die Käufertypen unterschiedlich sind: Es gibt den "Billigtrinker", der auf seiner Schnäppchensuche auch mal länger wartet, den Liebhaber, der unbedingt eine bestimmte Sorte haben will und dafür auch mal einen zweistelligen Betrag hinlegt, den Systematischen, der versucht, sich von vorne nach hinten durchzuprobieren, und den Treuen, der den ganzen Abend bei seiner angestammten Sorte bleibt.

Hauptsponsor fährt mit einem Lastzug vor

Fürs passende Ambiente in der Halle sorgt eine aufwändige Dekoration mit Werbematerial der Brauereien. "Die sind da sehr großzügig", so Löffler. Der Hauptsponsor fährt mit einem Lastzug vor und liefert neben seinem Gebräu auch die Bierkisten, aus denen die Theke gebaut wird und jede Menge Kühlschränke. "Wir brauchen ziemlich viel Platz", eine komplette Wand nur für die Kühlschränke. Dazu kommen zehn Computer, Barcodescanner, Beamer und Leinwände – eine richtige Materialschlacht. Die technische Ausstattung ist viel komfortabler als am Anfang. Damals, im Mai 1997, haben Rainer Faller, Markus Fehrenbach und Holger Maier die erste Bierbörse als Programmabend im Jugendclub veranstaltet. Über 40 Sorten standen bereit, schon um 23.30 Uhr war alles weg. Die Börsenkurse wurden mit einem Commodore Amiga 500 berechnet.

Seither wurde die Bierbörse immer größer. Vom Jugendraum wechselte sie ins Pfarrheim, 2002, wegen einer Baustelle vor dem Pfarrheim in die Halle. Je größer die Bude war, desto voller wurde sie. "Es war sehr kuschelig die letzten zwei, drei Mal", so Maier.

Ausgerichtet wird die Bierbörse von einer losen Gruppe und in unregelmäßigen Abständen, "dann läuft es sich nicht tot", so Grieshober. Die letzte war vor sieben Jahren. Gewinnabsicht war nie dabei, nur Spaß an der Freud'. Rund 40 ehrenamtliche Helfer sind im Einsatz. Um nicht draufzulegen, gibt es – nach schlechten Erfahrungen – Mindestpreise.

Der Erlös wird traditionell gespendet, diesmal an den örtlichen Helferkreis für Flüchtlinge.

Info: Bierbörse, 17. Oktober, 20 Uhr, in der Festhalle St. Peter. Der Eintritt kostet sieben Euro, ein Bier des Hauptsponsors ist enthalten. Eintritt ab 18 Jahren. http://www.bierboerse-st-peter.de
von Alexandra Wehrle
am Do, 15. Oktober 2015

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