Wanderung im Oktober

Burgunderpfad Tuniberg

Ausflug an den Tuniberg: Unterwegs auf dem herbstlichen Burgunderpfad.

Wer hier den Überblick hat, ist mindestens 1,80 Meter hoch. Ich bin es nicht und fühle mich verloren wie in einem Wald. Nur dass sich anstelle von Bäumen um mich herum Weinreben befinden. Es bleibt nur eines: sich ohne richtige Orientierung auf den Weg nach oben zu machen.

Der Aufstieg von Gottenheim geht zügig, ist der Tuniberg mit seinen 100 Metern doch ein Zwerg unter den Bergen. Und siehe da: So wie ich unten in das Rebenwirrwarr eingetaucht bin, tauche ich nun oben wieder auf. Es hat sich gelohnt: Vor mir breitet sich eine wunderschöne Aussicht auf die Felder der Rheinebene und auf den nahegelegenen Kaiserstuhl aus. Aus den Rebterrassen lugen hier und dort fast wie Zipfelmützen die Dächer der kleinen Rebhäuschen hervor.

Die Sonne erscheint mir in der Höhe gleich noch viel wärmer. Ja, so lässt’s sich aushalten. Wie grüne Wellen erstrecken sich die Rebzeilen an den Hängen, die Wege mäandern mittendurch und verschwinden immer wieder darin. Ich folge einem Pfad, soweit die Sicht reicht, und die Wegkreuzung schließlich zur Entscheidung zwingt: zum Attilafelsen oder doch lieber zur Erentrudiskapelle? Auf jeden Fall auf den Burgunderpfad in Richtung des Winzerdorfs Merdingen.

Die rote Burgundertraube, die dem Pfad ihren Namen gibt, gedeiht am Tuniberg besonders gut. Das mediterrane Klima mit vielen Sonnentagen und die fruchtbaren Böden machen die Region zum idealen Ort für den Weinbau. Bereits vor der römischen Besiedelung sollen die Kelten am Tuniberg Wein angebaut haben, wie eine Infotafel am Wegesrand verrät.

Aber nicht nur der Wein prägt die Kulturlandschaft. Apfel- und Pflaumenplantagen säumen den Pfad, die Bäume hängen dank des warmen Sommers noch immer voller Früchte. Jetzt im Oktober hat es ab und an noch Trauben an den Weinstöcken, die rote Farbkleckse in die dunkelgrünen Reben zaubern. Hin und wieder kommen Radfahrer vorbei. Ansonsten zieht es heute kaum jemanden hierher. Herrlich. Es lässt sich in Ruhe wandern und das Panorama genießen. An diesem goldenen Herbsttag reicht der Blick bis in die Vogesen. Nur ein Foto von der Bergkette im benachbarten Elsass will nicht gelingen. Die Gipfel verkriechen sich hinter Wolkendunst. Dann eben nicht!

Ich suche stattdessen einen sonnigen Platz auf einer Bank, genieße für ein paar Minuten die Ruhe. Weiter geht’s. Der Burgunderpfad hat noch viel mehr zu bieten, vor allem Lehrreiches. Thementafeln erzählen allerhand über die Region und auch über den Tuniberg. So ist der kleine Bruder des Kaiserstuhls kein erloschener Vulkan, sondern gehört zur Vorbergzone des Oberrheingrabens.

Auf und ab geht es weiter über die Weinhänge, den Hohlweg hinunter in das beschauliche Merdingen. Die Barockkirche soll eine Besichtigung wert sein. Doch ich stapfe lieber an anderer Stelle den Pfad wieder hinauf und stehe prompt vor einem großen Kreuz. Eine Tafel erklärt die Bedeutung: Das Kreuz ist ein Protestsymbol, das Unbekannte in den 1990er-Jahren aufgestellt haben. Engagierte Bürger wollten damals verhindern, dass in dieser paradiesischen Natur eine Mülldeponie entsteht.

Das Thema hat sich zum Glück erledigt. Und so eröffnet sich von dieser Stelle wieder ein wunderbarer Panoramablick. In Richtung Schwarzwald sind vor dem Hintergrund des dunklen Tann die Hochhäuser Freiburgs zu erkennen.

So langsam senkt sich die Sonne, die Luft wird kühler. Ich entschließe mich, den Panoramapfad nach Waltershofen hinab zu steigen. Eine Abkürzung durch die Weinhänge lohnt sich nicht. Zu unwegsam ist das Gelände und unten angekommen, zuerst noch an der Landstraße entlang zu laufen, ist auch keine echte Alternative.

Weitere Infos: Burgunderpfad: Länge 27,3 km;
Zugänge: von den Freiburger Stadtteilen Waltershofen, Opfingen und Tiengen sowie von Gottenheim und Merdingen; http://mehr.bz/burgund
von Franziska Dölling
am Fr, 26. Oktober 2018

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