Theater

Carina Eberle inszeniert "Satelliten am Nachthimmel" im Freiburger Theater im Marienbad

Carina Eberle inszeniert "Satelliten am Nachthimmel" im Theater im Marienbad.

Joni hat ein schwarzes Loch im Bauch, das droht, alles zu verschlingen. Zugleich lebt in diesem Loch Jonis Universum, das es zu entdecken gilt: Darum geht es in Kristofer Grønskags mit dem baden-württembergischen Jugendtheaterpreis 2018 prämiertem Stück "Satelliten am Nachthimmel", das das Freiburger Theater im Marienbad für Zuschauerinnen und Zuschauer ab zehn zeigt.

Als die in Köln lebende freie Regisseurin und Dramaturgin Carina Eberle und die künstlerische Leiterin des Marienbads, Sonja Karadza, sich trafen, wollte man allgemein über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit reden. Die beiden hatten sich beim Autorenforum in Frankfurt kennengelernt. Doch weil das Ensemble des Marienbads und Eberle unabhängig voneinander "Satelliten am Nachthimmel" gelesen hatten, wurde es schnell konkret: Dieses fantasievolle Stück über ein Mädchen, das seinen Platz in der Welt sucht, soll die erste gemeinsame Arbeit sein.

Acht Wochen Proben liegen hinter dem Team, am 1. November ist Premiere. Was hat Carina Eberle an dem Stück fasziniert? "Das schwarze Loch, das Joni im Bauch hat, löst die Fragen aus: Wie kann sie verstehen und wie kann sie verstanden werden? Die Erkenntnis ist: Man kommt nie in den Kopf des anderen. Es gibt immer nur einen Rahmen, in dem Kommunikation möglich ist. Jeder funktioniert nach einer eigenen Logik. Satelliten kreisen zwar um einen, haben aber alle ihre eigene Bahn. Das ist einerseits sehr tröstlich, denn es gibt diese Bahn, man sieht sich also immer wieder. Aber andererseits ist man im Leben immer auch ein Stück weit einsam."

Diese Erkenntnis, so erscheint es Carina Eberle und Sonja Karadza, ist allgemeingültig. Joni ist ein besonderes Kind. Besonders in ihrer Neugier, ihrer Ernsthaftigkeit und ihrer Art und Weise, der Welt zu begegnen, meint Eberle. Karadza ergänzt: "Wir haben Joni auch manchmal Forscherin genannt. Sie will alles genau wissen. Das passiert in einer Phase, wo die Zehn- bis Dreizehnjährigen noch nicht in der Pubertät sind, aber auch nicht mehr wirklich Kind. Man kann das, was man in sich hat, noch nicht so richtig äußern, stößt auf Unverständnis." In Kristofer Grønskags Stück passiert das innerhalb der Familie, die aus Mutter, Vater und kleinem Bruder besteht. "Aber ich glaube, das sind Fragen, die man über den Familienverbund hinaus diskutieren kann – bis zum Beginn des Hinterfragens des Zustands der Welt", sagt die Regisseurin.

Die kosmische Reise durch Jonis Weltraum wird sich im Schwimmbecken des Theaters abspielen. "Der Raum ist Teil des Bühnenbilds", sagt Carina Eberle, die die Ausstatterin Karen Simon nach Freiburg mitgebracht hat. Doch wird der Kosmos nicht allein ein visueller sein: Heiner Bomhard, ehemals Schauspieler am Theater Freiburg, hat eine Musik dazu komponiert. Dass Bomhard zu Beginn der Probenarbeiten dabei sein konnte, empfinden Regisseurin und Dramaturgin als großes Glück: "Das hat den Vorteil, dass die Dinge, die er komponiert hat, sehr gut zu dem passen, was auf der Bühne passiert. Das ist eine Einheit," sagt Eberle.

Was möchte Carina Eberle mit ihrer Inszenierung beim jugendlichen Publikum erreichen? Zum einen hofft sie, dass die Inhalte für ihre jeweilige Lebensrealität relevant sind. "Und ich hoffe natürlich immer, dass es ästhetische Erlebnisse sind, die man vielleicht gar nicht immer in Worte fassen kann. Erlebnisse, die emotional bewegen."

Termine: Freiburg, "Satelliten am Nachthimmel", Theater im Marienbad.

Premiere: Fr, 1. Nov., 20 Uhr. Weitere Aufführungen: http://www.marienbad.org
Karten: Tel. 0761/31470
von Heidi Ossenberg
am Do, 31. Oktober 2019

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