BZ-Interview
Chef des Mariinsky-Balletts : "Emotional einmalig"
Der legendäre Choreograph Marius Petipa war jahrzehntelang dort Ballettdirektor, zwei der drei Ballette zu Musik von Peter Tschaikowsky wurden am Mariinsky uraufgeführt. Zum alljährlichen Gastspiel des Ensembles über die Weihnachtszeit im Festspielhaus Baden-Baden stehen dieses Jahr "Raymonda", "Schwanensee" und "Nussknacker" auf dem Programm. Nike Luber sprach mit Yuri Fateyev, seit 2008 Leiter des Mariinsky-Balletts, über Tradition und Zukunft.
BZ: Herr Fateyev, was macht das Mariinsky-Ballett so besonders unter den anderen russischen Balletttruppen?
Fateyev: Das Mariinsky-Ballett ist eine der ältesten Ballett-Compagnien der Welt. Wir sind bekannt für unsere reichen Tanztraditionen und fühlen uns daher besonders der Pflege des klassischen Repertoires verbunden. Im Laufe der Geschichte unseres Theaters erblickten hier solche choreografischen Meisterwerke wie "Schwanensee", "Dornröschen" oder "La Bayadère" das Licht der Bühnenwelt. Alle klassischen Aufführungen, die wir auf den wichtigsten Bühnen der Welt sehen können, stammen praktisch aus St. Petersburg, aus diesem Theater. Es geht um die Erhaltung des Erbes des klassischen Tanzes und die Erhaltung der entsprechenden "Russischen Schule". Das ist unsere Stärke.
BZ: Was bedeutet "Russische Schule"?
Fateyev: Neunzig Prozent der Truppe des Mariinsky-Theaters gehen aus der Waganowa-Akademie hervor. Hier beginnt der tänzerische Lebensweg bei Jungen und Mädchen, die schon mit zehn oder elf Jahren an Aufführungen des Mariinsky-Theaters teilnehmen. Von Kindheit an nehmen sie Repertoire, Ästhetik, und die Traditionen dieser Truppe auf. Die talentiertesten Schüler werden ins Ensemble übernommen. Eben dadurch entsteht unsere "Schule", sie prägt das Gesicht der gesamten Compagnie.
BZ: In diesem Jahr beginnen Sie das Gastspiel am 21. Dezember mit "Raymonda". Welchen Stellenwart hat das Stück unter den Tanzklassikern?
Fateyev: Nun, "Raymonda" ist eine der malerischsten Ballettaufführungen, und nicht jede Ballett-Compagnie kann ein solches Spektakel besetzen: das Stück ist groß angelegt, im Umfang wie in der Zahl der beschäftigten Tänzer. Dazu kommt die überwältigende Musik von Alexander Glasunow. Wir freuen uns, dass wir dieses Jahr diese Produktion nach Baden-Baden bringen können. Überhaupt arbeiten wir mit Baden-Baden verstärkt daran, die ganze Vielfalt des Mariinsky-Repertoires auch in Deutschland zu zeigen. Und zudem ist "Raymonda" international in der letzten Zeit wieder in Mode gekommen.
BZ: Das Mariinsky Ballett tanzt zu live gespielter Orchestermusik. Wie wichtig ist es, ein Orchester für das Ballett zu haben?
Fateyev: Ich denke, Tanz und Musik sind untrennbar. Natürlich ist es unmöglich, sich unser Auftreten in Baden-Baden ohne das Mariinsky-Orchester vorzustellen, weil auch dies schon zu einer Tradition geworden ist. Durch die Darsteller auf der Bühne und durch das Spiel des Orchesters wird jede Aufführung einmalig. Hier ist Abend für Abend alles neu, auch wenn es um dasselbe Stück geht – es ist emotional einmalig.
BZ: Wie sieht das Repertoire des Mariinsky Balletts in Bezug auf moderne Stücke aus?
Fateyev: Zur Mariinsky-Gala in Baden-Baden am 27. Dezember zeigen wir ein interessantes Programm mit "Scotch Symphony", Wayne McGregors Ballett "Infra" und "Concerto DSCH" von Alexei Ratmansky. Es handelt sich um eine Choreografie auf Schostakowitschs Klavierkonzert, live gespielt vom Pianisten Vladimir Rumjanzew und dem Mariinsky Orchester. Schostakowitschs Musik ist eine wahre Explosion von Emotionen.
Natürlich tritt das Mariinsky-Theater nicht auf der Stelle, sondern lädt die besten Choreographen ein, wie eben Wayne McGregor und Alexei Ratmansky. Das ist ein weiterer Schritt zum Ballett von morgen. Als Nächstes beginnen wir mit der Arbeit an dem Ballett "Alice im Wunderland" von Christopher Wheeldon. Ich denke, das wird nicht nur in Russland, sondern auch im Ausland sehr gut ankommen.
– Termine: "Raymonda" am 21.12. ist ausverkauft. Karten gibt es noch für "Schwanensee" (22.12., 23.12.), "Nussknacker" (25.12., 26.12., zwei Vorstellungen) und die Ballett-Gala (27.12.) Karten: Tel. 07221/3013101. von Nike Luber
Fateyev: Das Mariinsky-Ballett ist eine der ältesten Ballett-Compagnien der Welt. Wir sind bekannt für unsere reichen Tanztraditionen und fühlen uns daher besonders der Pflege des klassischen Repertoires verbunden. Im Laufe der Geschichte unseres Theaters erblickten hier solche choreografischen Meisterwerke wie "Schwanensee", "Dornröschen" oder "La Bayadère" das Licht der Bühnenwelt. Alle klassischen Aufführungen, die wir auf den wichtigsten Bühnen der Welt sehen können, stammen praktisch aus St. Petersburg, aus diesem Theater. Es geht um die Erhaltung des Erbes des klassischen Tanzes und die Erhaltung der entsprechenden "Russischen Schule". Das ist unsere Stärke.
BZ: Was bedeutet "Russische Schule"?
Fateyev: Neunzig Prozent der Truppe des Mariinsky-Theaters gehen aus der Waganowa-Akademie hervor. Hier beginnt der tänzerische Lebensweg bei Jungen und Mädchen, die schon mit zehn oder elf Jahren an Aufführungen des Mariinsky-Theaters teilnehmen. Von Kindheit an nehmen sie Repertoire, Ästhetik, und die Traditionen dieser Truppe auf. Die talentiertesten Schüler werden ins Ensemble übernommen. Eben dadurch entsteht unsere "Schule", sie prägt das Gesicht der gesamten Compagnie.
BZ: In diesem Jahr beginnen Sie das Gastspiel am 21. Dezember mit "Raymonda". Welchen Stellenwart hat das Stück unter den Tanzklassikern?
Fateyev: Nun, "Raymonda" ist eine der malerischsten Ballettaufführungen, und nicht jede Ballett-Compagnie kann ein solches Spektakel besetzen: das Stück ist groß angelegt, im Umfang wie in der Zahl der beschäftigten Tänzer. Dazu kommt die überwältigende Musik von Alexander Glasunow. Wir freuen uns, dass wir dieses Jahr diese Produktion nach Baden-Baden bringen können. Überhaupt arbeiten wir mit Baden-Baden verstärkt daran, die ganze Vielfalt des Mariinsky-Repertoires auch in Deutschland zu zeigen. Und zudem ist "Raymonda" international in der letzten Zeit wieder in Mode gekommen.
BZ: Das Mariinsky Ballett tanzt zu live gespielter Orchestermusik. Wie wichtig ist es, ein Orchester für das Ballett zu haben?
Fateyev: Ich denke, Tanz und Musik sind untrennbar. Natürlich ist es unmöglich, sich unser Auftreten in Baden-Baden ohne das Mariinsky-Orchester vorzustellen, weil auch dies schon zu einer Tradition geworden ist. Durch die Darsteller auf der Bühne und durch das Spiel des Orchesters wird jede Aufführung einmalig. Hier ist Abend für Abend alles neu, auch wenn es um dasselbe Stück geht – es ist emotional einmalig.
BZ: Wie sieht das Repertoire des Mariinsky Balletts in Bezug auf moderne Stücke aus?
Fateyev: Zur Mariinsky-Gala in Baden-Baden am 27. Dezember zeigen wir ein interessantes Programm mit "Scotch Symphony", Wayne McGregors Ballett "Infra" und "Concerto DSCH" von Alexei Ratmansky. Es handelt sich um eine Choreografie auf Schostakowitschs Klavierkonzert, live gespielt vom Pianisten Vladimir Rumjanzew und dem Mariinsky Orchester. Schostakowitschs Musik ist eine wahre Explosion von Emotionen.
Natürlich tritt das Mariinsky-Theater nicht auf der Stelle, sondern lädt die besten Choreographen ein, wie eben Wayne McGregor und Alexei Ratmansky. Das ist ein weiterer Schritt zum Ballett von morgen. Als Nächstes beginnen wir mit der Arbeit an dem Ballett "Alice im Wunderland" von Christopher Wheeldon. Ich denke, das wird nicht nur in Russland, sondern auch im Ausland sehr gut ankommen.
– Termine: "Raymonda" am 21.12. ist ausverkauft. Karten gibt es noch für "Schwanensee" (22.12., 23.12.), "Nussknacker" (25.12., 26.12., zwei Vorstellungen) und die Ballett-Gala (27.12.) Karten: Tel. 07221/3013101. von Nike Luber
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Do, 18. Dezember 2014 um 00:00 Uhr