Theater
Daniel Foerster inszeniert am Theater Freiburg Rainald Goetz' Trilogie "Krieg"
Wenn es etwas gibt, das eine Kontinuität zwischen den drei Teilen von Rainald Goetz’ Stück "Krieg" gewährleistet, ist es das Trinken. Getrunken wird viel in "Heiliger Krieg", "Schlachten" und "Kolik". Natürlich Bier, alles andere wäre zu elitär. "Krieg" ist nach "Irre" die zweite Veröffentlichung des Büchner-Preisträgers von 2015. Daniel Foerster bringt "Krieg" jetzt am Theater Freiburg auf die Bühne des Kleinen Hauses.
Zwingend ist es nicht, die drei Teile von "Krieg" als ein Drama zu inszenieren, wie es Foerster am Theater Freiburg machen wird. Tatsächlich ist der junge Regisseur erst der zweite, der sich nicht beschränkt. Nicht einmal bei der Uraufführung 1987 in Bonn war die Trilogie ganz zu sehen. Der erste war Robert Borgmann, dessen Inszenierung am Berliner Ensemble im letzten Monat Premiere hatte. Es gibt Gründe dafür. Goetz’ Theaterstück hat mit 300 Seiten den Umfang eines Romans.
Gut fünf Monate haben Daniel Foerster und die Dramaturgin Anna Gojer an der Textfassung gearbeitet, länger als zweieinhalb Stunden, so erzählt Foerster, soll die Inszenierung nicht dauern. "Rainald Goetz selbst betrachtet seinen Text als Material, aus dem sich jeder sein eigenes Stück nähen kann", sagt Foerster.
Trotz aller Unterschiede folgt "Krieg" einer Logik der Reduktion. Die Welt verengt sich vom ersten bis zum dritten Teil. Gab es anfangs noch eine Art Gesellschaft, wird diese dann durch eine sechsköpfige Familie ersetzt, bis am Ende nur ein einzelner alter Mann übrig bleibt. Der Furor der Sprache wird einsilbiger, aber nicht minder durchdringend. Goetz veröffentlichte "Krieg" in dem Jahr, in dem der 1986 geborene Daniel Foerster auf die Welt kam. Man kann verstehen, dass ihn das Drama reizt.
Wer den Text liest oder hört, verortet ihn nicht in den 80er-Jahren. Auf die vorangegangenen Kämpfe wird mit einer Resignation reagiert, in der viel Wut steckt. Das erinnert an die Punk-Attitüde der 80er Jahre, kann aber auch als Blaupause für die gescheiterten Revolutionen unserer Zeit gelten. Man kann viel Zeitgenössisches bei Goetz entdecken, sei es den Wutbürger oder einer Sprache des Krieges. "Goetz hält ein Mikro in die Welt", sagt Anna Gojer.
Vor allem ist "Krieg" Sprache. Die eigentliche Schlacht wird nicht gegen die 68er, die RAF, das Bildungsbürgertum oder gar die Familie geführt. Sie findet im Kopf statt. Man darf von den Figuren keine psychologisch nachvollziehbare Handlungen erwarten, sie sind Sprachkörper, manchmal ist der Text reiner Rhythmus.
"Das Stück führt alle Ideologien ad absurdum", sagt Foerster und plädiert dafür, den Humor dabei nicht zu übersehen. Für ihn ist es bereits das zweite Mal, dass er sich mit einem Stück des Autors befasst. Während des Regiestudios am Schauspiel Frankfurt, wo er den Dramaturgen Michael Billenkamp kennenlernte, der ihn – mittlerweile im Freiburger Team – ans Theater Freiburg einlud, inszeniert er "Jeff Koons" in mehreren szenischen Lesungen. Im Rahmen seines Studiums an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg hospitierte er in einer Inszenierung von Thomas Krupa in Freiburg.
Daniel Foerster führt nicht nur Regie. Er schreibt auch eigene Stücke. Für "Tanzen! Tanzen!" erhielt er auf dem Heidelberger Stückemarkt 2014 den Nachwuchspreis.
Termine: Freiburg, "Krieg", Theater, Kleines Haus, Premiere: Fr, 13. April, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: 17., 25. und 29. April; Info: BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 sowie unter
bz-ticket.de von Annette Hoffmann
Gut fünf Monate haben Daniel Foerster und die Dramaturgin Anna Gojer an der Textfassung gearbeitet, länger als zweieinhalb Stunden, so erzählt Foerster, soll die Inszenierung nicht dauern. "Rainald Goetz selbst betrachtet seinen Text als Material, aus dem sich jeder sein eigenes Stück nähen kann", sagt Foerster.
Trotz aller Unterschiede folgt "Krieg" einer Logik der Reduktion. Die Welt verengt sich vom ersten bis zum dritten Teil. Gab es anfangs noch eine Art Gesellschaft, wird diese dann durch eine sechsköpfige Familie ersetzt, bis am Ende nur ein einzelner alter Mann übrig bleibt. Der Furor der Sprache wird einsilbiger, aber nicht minder durchdringend. Goetz veröffentlichte "Krieg" in dem Jahr, in dem der 1986 geborene Daniel Foerster auf die Welt kam. Man kann verstehen, dass ihn das Drama reizt.
Wer den Text liest oder hört, verortet ihn nicht in den 80er-Jahren. Auf die vorangegangenen Kämpfe wird mit einer Resignation reagiert, in der viel Wut steckt. Das erinnert an die Punk-Attitüde der 80er Jahre, kann aber auch als Blaupause für die gescheiterten Revolutionen unserer Zeit gelten. Man kann viel Zeitgenössisches bei Goetz entdecken, sei es den Wutbürger oder einer Sprache des Krieges. "Goetz hält ein Mikro in die Welt", sagt Anna Gojer.
Vor allem ist "Krieg" Sprache. Die eigentliche Schlacht wird nicht gegen die 68er, die RAF, das Bildungsbürgertum oder gar die Familie geführt. Sie findet im Kopf statt. Man darf von den Figuren keine psychologisch nachvollziehbare Handlungen erwarten, sie sind Sprachkörper, manchmal ist der Text reiner Rhythmus.
"Das Stück führt alle Ideologien ad absurdum", sagt Foerster und plädiert dafür, den Humor dabei nicht zu übersehen. Für ihn ist es bereits das zweite Mal, dass er sich mit einem Stück des Autors befasst. Während des Regiestudios am Schauspiel Frankfurt, wo er den Dramaturgen Michael Billenkamp kennenlernte, der ihn – mittlerweile im Freiburger Team – ans Theater Freiburg einlud, inszeniert er "Jeff Koons" in mehreren szenischen Lesungen. Im Rahmen seines Studiums an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg hospitierte er in einer Inszenierung von Thomas Krupa in Freiburg.
Daniel Foerster führt nicht nur Regie. Er schreibt auch eigene Stücke. Für "Tanzen! Tanzen!" erhielt er auf dem Heidelberger Stückemarkt 2014 den Nachwuchspreis.
Termine: Freiburg, "Krieg", Theater, Kleines Haus, Premiere: Fr, 13. April, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: 17., 25. und 29. April; Info: BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 sowie unter
bz-ticket.de von Annette Hoffmann
am
Fr, 13. April 2018