Kunst
Das Kunstmuseum Stuttgart widmet sich dem kalkulierten Zufall
Als Niki de Saint Phalle am 12. Februar 1961 das Gewehr in die Hand nahm, um auf ihre Bilder zu schießen, wusste sie nicht, was am Ende dabei herauskommen würde. Nur eins war ihr klar: Es würde höllisch Spaß machen. Nicht nur, weil derartige Gesten weiblicher Emanzipation in den frühen Sechzigern noch radikal neu waren, sondern auch wegen des malerischen Überraschungseffekts – welche Partien dieser schönen, reinen, weißen Gipsreliefs, die sie zuvor mit bunten Farbbeuteln gefüllt hatte, würden als erstes aufplatzen? Indem Niki de Saint Phalle die Vollendung ihrer Bilder auf diese Weise an den Zufall delegierte, machte sie sich ganz nebenbei auch über das oft ziemlich männliche Pathos der gestischen Abstraktion lustig.
Dass sich die junge Malerin mit dem Gewehr dabei auf eine längere kunsthistorische Tradition berufen konnte, zeigt jetzt eine kurzweilige Ausstellung in Stuttgart über den kalkulierten Zufall in der Kunst. Seit gut einem Jahrhundert verlassen sich Künstlerinnen und Künstler auf das schöpferische Potenzial des Unvorhersehbaren.
Einer der ersten, der sich vom Zufall leiten ließ, war Max Ernst. Für seine Frottagen legte er Zweige, Blätter, Holz oder Stoffe unter Zeichenpapier, rieb sie mit dem Bleistift durch und verwandelte die nun sichtbaren Oberflächenstrukturen auf dem Papier in fantastische Landschaften oder surreale Wesen.
Heute sind es Künstler wie Gerhard Richter, John Baldessari oder Patrycja German, die bei der Entwicklung ihrer konzeptuellen oder performativen Arbeiten mit dem Zufall experimentieren, während sich Kunstschaffende wie Vera Molnár, Pe Lang oder herman de vries eher für dessen mathematischen Aspekte interessieren. Mit Arbeiten von mehr als 50 Künstlerinnen und Künstlern der vergangenen 100 Jahre gibt die Stuttgarter Schau einen denkbar breiten Überblick über die kreative Wirkungsmacht des Unvorhersehbaren.
Termine: Kunstmuseum Stuttgart. Bis 19. Februar, Di bis So 10–18 Uhr, Fr 10–21 Uhr. Vernissage: Fr, 23. Sept., 19 Uhr von Dietrich Roeschmann
Dass sich die junge Malerin mit dem Gewehr dabei auf eine längere kunsthistorische Tradition berufen konnte, zeigt jetzt eine kurzweilige Ausstellung in Stuttgart über den kalkulierten Zufall in der Kunst. Seit gut einem Jahrhundert verlassen sich Künstlerinnen und Künstler auf das schöpferische Potenzial des Unvorhersehbaren.
Einer der ersten, der sich vom Zufall leiten ließ, war Max Ernst. Für seine Frottagen legte er Zweige, Blätter, Holz oder Stoffe unter Zeichenpapier, rieb sie mit dem Bleistift durch und verwandelte die nun sichtbaren Oberflächenstrukturen auf dem Papier in fantastische Landschaften oder surreale Wesen.
Heute sind es Künstler wie Gerhard Richter, John Baldessari oder Patrycja German, die bei der Entwicklung ihrer konzeptuellen oder performativen Arbeiten mit dem Zufall experimentieren, während sich Kunstschaffende wie Vera Molnár, Pe Lang oder herman de vries eher für dessen mathematischen Aspekte interessieren. Mit Arbeiten von mehr als 50 Künstlerinnen und Künstlern der vergangenen 100 Jahre gibt die Stuttgarter Schau einen denkbar breiten Überblick über die kreative Wirkungsmacht des Unvorhersehbaren.
Termine: Kunstmuseum Stuttgart. Bis 19. Februar, Di bis So 10–18 Uhr, Fr 10–21 Uhr. Vernissage: Fr, 23. Sept., 19 Uhr von Dietrich Roeschmann
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Fr, 23. September 2016