Jazz

Das Omer Klein Trio im Jazzhaus

Das Omer Klein Trio spielt im Jazzhaus in Freiburg.

Nur wenigen gelingt der Spagat zwischen knifflig-vertrackten Rhythmen und weit angelegten, melodieverliebten Bögen so eindringlich und packend wie dem in Düsseldorf lebenden Pianisten Omer Klein aus Israel. Nach seinem umjubelten Album "Fearless Friday" legt er nun "Sleepwalkers" nach, das er im Freiburger Jazzhaus vorstellt.

Mit Haggai Cohen-Milo am Kontrabass und Amir Bresler am Schlagzeug hat Klein über die Jahre eine eigene, gemeinsame musikalische Sprache gefunden: "Wenn wir spielen, mache ich die Augen zu und fühle mich geborgen. Es ist eine tiefe Verbundenheit", sagt Klein. "Es mag jeder für sich ein toller Musiker sein, aber im Idealfall ist es die Summe der unterschiedlichen Stimmen und Charaktere, die etwas Neues, Einzigartiges ergeben." Im Idealfall entsteht so eine Band, die gemeinsam atmet und ihre eigene, nicht austauschbare, Geschichte erzählt und klingt wie keine andere.

In Kleins Musik finden sich Bezüge zur Klassik wie die Bach’schen Kontrapunkte ebenso wie repetitive Muster aus der Minimal Music und das Spiel mit Rhythmen und Melodien. Songs wie "Blinky Palermo" oder "Underdog" sind funky und haben Hitpotenzial. "Da gibt es so vieles, das ich mag. Auf der einen Seite kann ich mich für schöne Melodien begeistern, solche, die mich berühren. Auf der anderen Seite sind es die Rhythmen, die mich faszinieren. So kann eine simple Melodie auf dem entsprechenden Groove unglaublich abgehen."

Seine jüdische Herkunft ist für Klein wichtig und prägend, doch nicht elementar. Eher hat die Muttersprache des Trios seine Musik beeinflusst, so wie Klein dies auch bei den französischen Impressionisten Maurice Ravel oder Francis Poulenc beobachtet. "Wenn ich schreibe oder spiele, kann ich meine Muttersprache Hebräisch hören. Genauso ist es mit dem Trio. Drei Typen, die hebräisch denken", sagt Klein. Fluss und Intonation der Sprache wirken sich so direkt auf auf den Charakter der Musik aus.

Die Arbeitsweise im Studio ist da eine ganz eigene. "Wir ziehen es vor, ohne Noten zu spielen, und Haggai und Amir lernen sowieso am liebsten übers Herz". Klein schrieb die Stücke von "Sleepwalkers", als Donald Trump in den USA die Wahlkampfbühne betrat. "Am Anfang dachten noch alle, das ist ein Witz. Aber dann unterstützten ihn immer mehr, und ich fragte mich, was macht unsere Zeit so speziell? Dann wusste ich es. Es ist die Technologie", so Klein. "Heute verbringen so viele Menschen ihre Freizeit in den virtuellen sozialen Medien, dass sie ihre reellen Kontakte vernachlässigen oder gar verlieren. Sie sollen sich in den sozialen Netzwerken wohl fühlen aber die Gefahr dabei ist, dass sie sich von der Realität immer mehr entfernen."

Das gefällt dem Musiker, der selbst viel im Netz ist, gar nicht. "Wir laufen herum und starren auf unsere Smartphones wie Schlafwandler oder Zombies, als wären wir hier und doch nicht." Diese Zeichen der Zeit soll die Musik spiegeln, die repetitive Muster sollen wachrütteln. "Macht eure Augen auf, schaut euch um, lasst euch nicht beeinflussen, macht euch eure eigenen Gedanken".

Termin: Freiburg, Jazzhaus, So, 2. April,
20 Uhr. Platte: Sleepwalkers (Warner).Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 / 496-8888) und bei allen BZ-Geschäftsstellen.
von Andreas Collet
am Fr, 31. März 2017

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