Figuralchor Offenburg

Das Requiem von Antonin Dvorak

KUNST UND LEBEN: Die neue Vorsitzende des Trägervereins will dem Figuralchor Offenburg gemeinsam mit Vorstand und Chorleiter Werner Pfaff neue Impulse geben.

OFFENBURG. Das Bewährte und Gute fortsetzen, gleichzeitig sich öffnen für Neues und Aufregendes – so stellt sich Ina Lichtenstein die Zukunft des Figuralchors vor. Seit Juli ist die Offenburgerin mit dem interessanten Doppelberuf – Kinderkrankenschwester sowie auch Musiktheaterregisseurin mit entsprechendem Studium – Vorsitzende des renommierten Offenburger Chors. Seit rund zehn Jahren ist sie Chormitglied.

"Ich habe damals den Chor gehört, wie er von der Empore aus sang, und es war so schön. Ich dachte, da willst du mitsingen." Finanziell stehe der Chor gut da, und Werner Pfaff, Leiter, Stimmbildner und Programmchef des Chors, sei ein Geschenk für den Chor. "Was der Chor bei Aufführungen singt, entscheidet Pfaff", stellt Ina Lichtenstein klar. Betreffs möglicher neuer Wege werde man dennoch gemeinsam beraten.

Dass Ina Lichtenstein mittelfristig neue Wege gehen will, hat gute Gründe. Einer liegt in der Altersstruktur des Figuralchors wie dessen Publikums. Sie hält es für wichtig, neue und jüngere Zuhörer anzusprechen und auch jüngere Stimmen für den Chor zu gewinnen. So soll es beim nächsten Konzert im November erstmals eine Ermäßigung für Schüler und Studenten sowie eine preisgünstige Familienkarte geben. Bei der Chorliteratur sei man bereits seit Jahren sehr offen. An der evangelischen Stadtkirche als Aufführungsort will zumindest Werner Pfaff gerne festhalten. Für das Publikum sei der Chor dort "zuhause". Auch gebe es jenseits von Kirchenräumen fast keine für den Figuralchor geeignete Räumlichkeiten, sagt Pfaff. Der aus Karlsruhe kommende Dirigent des Chors glaubt überdies, dass das Publikum des Figuralchors eine Musik mit geistlich-geistigem Gehalt, mit spiritueller Tiefe erwarte. Hier liege die Identität des Chors.

Pfaff und Lichtenstein sehen dennoch weitere Möglichkeiten, etwa in Verbindung mit entsprechend gelagerter Literatur, im Einbringen neuer musikalischer Elemente sowie durch die Zusammenarbeit mit Künstlern aus diesen Bereichen. Pfaff denkt konkret an die "Misa Tango" des argentinischen Komponisten Martín Palmeri, die rund um den Globus begeistert aufgenommern wird und die er mit dem Figuralchor aufführen will – mit einem Tango-Ensemble als musikalischen Gästen.

Andererseits erwartet das Publikum auch Bekanntes. "Man will zu bestimmten Anlässen auch Bach und Händel hören, das Publikum erwartet das", sagen Pfaff und Lichtenstein übereinstimmend. Auch habe sich gezeigt, dass bei weniger bekannten Werken das Publikum zurückhaltend sei. Das 2006 aufgeführte Requiem des eher als Operettenkomponist bekannten Franz von Suppé sei von denen, die es hörten, mit Begeisterung aufgenommen worden. Aber: "Wir hatten weniger Gäste als bei Mendelssohn, Mozart, Monteverdi oder Bach." Jüngere Stimmen hofft der Chor zu gewinnen, indem er auch projektweises Mitsingen anbietet. Ziel sei, ein "Pool" von Mitmach-Interessierten, die nicht bei jedem Konzert mit dabei sein können, die man aber ansprechen kann.

Für Ina Lichtenstein ist es das erste Mal, dass sie so ein Ehrenamt ausübt. In die Region kam die gebürtige Rostockerin 1998. Nach einer Ausbildung an der Hanns-Eisler-Hochschule Berlin war sie zuletzt Regieassistentin bei der Semperoper in Dresden. Die Eltern, beides Theaterleute, verlangten vor dem Regie-Studium jedoch das Erlernen eines bürgerlichen Berufs. In der Region arbeitet sie heute mit unterschiedlichen Amateur-Ensembles, unter anderem mit dem Illenau-Theater in Achern.

Auf die kommende Aufführung des Figuralchors im November freut sie sich. Der Chor wird das Dvorak- Requiem aufführen, ein farbenprächtiges Werk zwischen Momenten stiller Andacht und aufrauschender Ekstase, angefüllt mit der grandiosen Melodik des böhmischen Komponisten. Neben großer Chorbesetzung und Solisten braucht es ein großes Orchester. Diesen Part übernimmt die Philharmonie am Forum.

Konzert des Figuralchors: evangelische Stadtkirche - Samstag, 14. November, 20 Uhr, und Sonntag, 15. November, 18 Uhr: Requiem von Antonin Dvorak, Solisten: Katrin Müller, Sopran, Judith Ritter, Alt, Bernhard Gärtner, Tenor, Claus Temps, Bass. Philharmonie am Forum unter der Leitung von Rolf Schilli; Gesamtleitung: Werner Pfaff. Der Vorverkauf startet vom kommenden Samstag, 24. Oktober, an bei "La Musica", Lange Straße 38, und bei der Sparkasse Offenburg-Ortenau, Gustav-Ree-Anlage, Offenburg
von Robert Ullmann
am Do, 22. Oktober 2015

Badens beste Erlebnisse