Theater, Schauspiel, Musik

Das städtische Kulturprogramm in Offenburg bis Sommer 2016

Frühjahr-Sommer-Programm des Kulturbüros regt zu einer Debatte über den aufgeklärten Umgang mit der Natur des Menschen an.

OFFENBURG. Masochismus, nackte Tänzer und Puppen auf der Bühne, ein Berliner US-Sänger mit Old Offenburger und New Offenburger Wurzeln, eine europäische Jazzlegende, knallharter A-capella-Gesang, junges Theater, ein Zirkus ganz ohne Tiere sowie Tanz als synästhetisches Gesamtkunstwerk: Das Programm des städtischen Offenburger Kulturbüros verspricht in der zweiten Hälfte der Saison 2015/2016 für Diskussionsstoff zu sorgen.

Den Schlachthof im Blick

Am Montag hat Edgar Common, seit 1993 Chefprogrammierer der städtischen Kultur, seine persönlichen Empfehlungen für das Kulturbüroprogramm im Frühjahr 2016 vorgestellt. Während er für die laufende Saison wirbt, arbeitet der Kulturmanager bereits am Programm für die Saison 2017/18. Das sei vor allem wegen der Oberrheinhalle notwendig. Denn die größte städtische Spielstätte wird nicht nur vom Kulturbüro, sondern hauptsächlich von der Offenburger Messegesellschaft engmaschig bewirtschaftet. Damit Common die wenigen freien Termine für seine Tanz-, Theater- und Musikveranstaltungen nutzen kann, müsse er weit im Voraus planen. Und wenn er schon aufs Jahr 2018 blickt, dann ist auch 2019 nicht mehr weit. In diesem Jahr wird bekanntlich das städtische Schlachthofgebäude an der Wasserstraße frei. Die Spinnerei-Initiative für Kreativwirtschaft hat, nachdem sich ihre Pläne für den Webereihochbau auf dem Mühlbachareal zerschlagen haben, auf städtischen Vorschlag hin den Schlachthof als Alternativdomizil ins Auge gefasst. Bereits für den Webereihochbau hat die Initiative in ihrem Nutzungskonzept eine kleine Bühne ins Spiel gebracht. Die könnte auch im 110 Jahre alten Schlachthofgebäude Platz finden. Eine wie auch immer geartete Mitnutzung könne sich Common vorstellen, der erklärt, dass in Offenburg noch ein Saal in der Größenordnung 100 Zuschauer fehle. "Erfahrung mit dem Umbau historischer Architektur habe ich", sagt Common mit Blick auf die Reithalle. Er könne sich die Schlachthofbühne als Abschlussprojekt für seine letzten Dienstjahre vorstellen, sagt der 57-Jährige.

Von New nach Old

Ein Mann der laut Common perfekt in so einen 100-Plätze-Saal passen würde, ist Ian Fisher. Am 26. Februar tritt dieser außergewöhnliche US-amerikanische Liedermacher im Salmen auf. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil Fishers Vorfahren im 19. Jahrhundert aus dem heutigen Offenburger Ortsteil Windschläg in die USA ausgewandert sind, wo sie sich in New Offenburg/Missouri niederließen. Als der Filmemacher Johannes Suhm 2012 nach New Offenburg reiste, um dort die letzten badischen Dialektsprecher für seinen hervorragenden Dokumentarfilm "New Offenburg" zu porträtieren, wurde er auf Ian Fisher und seine Musik aufmerksam. Mit der Folge, dass Suhm statt den aus Old Offenburg stammenden Dirk von Lowtzow zu fragen, Chef der Band Tocotronic, den aus New Offenburg stammenden Ian Fisher für die Filmmusik gewinnen konnte. Wer "New Offenburg" gesehen hat, weiß um die hypnotische Wirkung der Americana-Songs Fishers. Nach Offenburg bringt er seine Band und sein neues Album mit.

25 Mal Jazzclub

Angesichts der Unkenrufe, die in Sachen Jazz regelmäßig angestimmt werden, ist der Publikumserfolg der Kulturbüro-Reihe Jazzclub um so erfreulicher. Seit 2009 stellt der Offenburger Schlagzeuger Daniel Schay im Auftrag des Kulturbüros unter diesem Label pro Saison bis zu vier Konzerte zusammen. Bei den Besetzungen ist Schay stets als Schlagzeuger gesetzt. Er lädt sich jeweils illustre Gäste ein. Zum 25. Konzert am 21. Januar im Salmen ist es Ack van Rooyen. Mit dem mittlerweile 86-jährigen niederländischen Flügelhornisten ist ein Altstar des Euro-Jazz zu Gast, der in Offenburg sein 70-jähriges (!) Bühnenjubiläum feiern kann.

Nackte Tatsachen

Im Avantgardetheater sind die obligatorischen Nackten auf der Bühne fast schon zum Klischee geronnen. Doch der Choreographin Doris Uhlich geht es laut Edgar Common darum, den Kult um die Körperoptimierung mit einer sehr entspannten Körperhaltung zu konterkarieren. Dazu schickt sie am 9., 10. und 11. März 20 Tänzerinnen und Tänzer völlig nackt auf die Bühne der Reithalle. Die Choreographin selbst legt als DJane die passende Musik dazu auf. Die Lust an der Unterwerfung ist mit der Novelle "Venus im Pelz" von Leopold von Sacher-Masoch im 19. Jahrhundert literarisch geworden. In der Offenburger Oberrheinhalle wird am 22. Januar David Ives’ Bühnenadaption zu sehen sein.

Gesamtprogramm Kulturbüro – Frühjahr, Sommer sowie Tickets im Bürgerbüro, Fischmarkt 2, Tel. 0781-822000. Online unter http://www.kulturbuero.offenburg.de
von Ralf Burgmaier
am Di, 12. Januar 2016

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