Elektropop
Deichkind in der Rothaus Arena in Freiburg
"Aufstand im Schlaraffenland", "Leider Geil", "Like Mich Am Arsch": Was die Hamburger Band Deichkind, vor bald 20 Jahren im Hamburger Stadtteil Bergedorf gegründet, macht, lässt jede Werbeagentur vor Neid erblassen. Sebastian "Porky" Dürre, Sascha "Ferris Hilton" Reimann und vor allem Philipp "Kryptic Joe" Grütering - so heißen drei Deichkind-Mitglieder mit bürgerlichem Namen -, schreiben Songs mit Slogans, die sich beim ersten Hören unmittelbar in der Großhirnrinde festsetzen.
Sie enthalten eine einfache, direkte Aussage, formuliert mit einer griffigen, leicht flapsig-saloppen Sprache. Sie sind quatschig, ein bisschen gaga. Ihr Hauptzweck: die gute Laune der Hörer. So bauen sie inhaltlich eine Spannung auf, die sich im Lachen der Hörer entlädt. Tun diese das, haben Deichkind ihr Ziel erreicht.
Kaum deutlicher zum Ausdruck bringt das der Text ihres 2006 veröffentlichten Songs "Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)", für viele die inoffizielle Hymne zur damaligen Fußballweltmeisterschaft. "Wir tanzen auf den Tischen, die Stimmung ist beschissen, ich will nackt sein, im Pool kann man sich erfrischen. Die Boxen von deinem Vater nehm ich mit in die Sauna, ich mach ein Aufguss mit der Hausbar und dann dreh ich lautaaaa." Und dann kommt der bekannte Refrain, "Yippie Yippie Yeah Yippie Yeah Krawall und Remmidemmi", Leitsatz der Feiergeneration der Mitnullerjahre.
Kritische Stimmen mögen Deichkind eine gewisse Seichtheit unterstellen. Doch die Hamburger Jungs liefern weder abgeschmackte Klischees noch schichten sie abgestandene Redensart auf Redensart. Direkt Anstößiges ist für sie Tabu. Sie deuten an, provozieren, regen das Assoziationsvermögen an.
Mit "Niveau Weshalb Warum" haben Dürre, Reimann, Grütering und Henning Besser alias DJ Phono, so der vierte Mann im Bunde, gerade ein neues Album veröffentlicht. 13 Stücke enthält es, die musikalisch immer noch an einer Rave- und Festivalästhetik orientieren. Hiphop trifft Elektro trifft ein wenig Discofunk. Der knarzig-röhrende Grundklang durchzieht alle Songs. Die Drums klingen krachig. Die Synthesizer blubbern, fiepen und zwitschern nervös. Der Bass brummt böse.
Deichkind klingt auch 2015 nach neonfarbenen Klamotten, weißen Sportsocken, Turnbeutel und Knicklichtern. Nach Partyband, die auf Festivals und Clubkonzerten immer noch heftig abreißt. An Vitalität haben Dürre, Reimann, Grütering und Besser, der 2011 das Dancealbum "Welcome To Wherever You're Not" veröffentlicht hat, nichts verloren. Das ist leider geil. Sie tragen immer noch grellbunte Klamotte, Pyramidenhüte und Knicklichterketten. Doch ihre Gesichter erscheinen markanter, schärfer gezeichnet. Das erste Grau durchzieht ihre Bärte. Mit Ende 30, Anfang 40 ist man den Silveragern vielleicht doch näher als den Turnbeutelträgern, mit denen man Wochenende für Wochenende feiert.
So steht es Deichkind gut zu Gesicht, dass sie auf ihrem sechsten Album auch einmal ernsthafte Fragen stellen, gesellschaftspolitische Themen aufgreifen. In "Like Mich Am Arsch" zum Beispiel sprechen sie den Umgang mit sozialen Netzwerken an. "Folgen, posten, hiden, hosten, ich muss ins Netz, bin am Verdursten." In "Die Welt Ist Fertig", ebenfalls auf dem neuen Album enthalten, schlagen die vier Jungs aus Hamburg beinahe einen existenzialistischen Ton an. "Alles ist zu Ende gedacht. Keine Fragen mehr", rappen sie. Und "Deichkind spielt die letzte Show." Das lässt den Hörer und Partygänger aufhorchen. Die Party ist zu Ende? Vielleicht. Irgendwann.
Sie enthalten eine einfache, direkte Aussage, formuliert mit einer griffigen, leicht flapsig-saloppen Sprache. Sie sind quatschig, ein bisschen gaga. Ihr Hauptzweck: die gute Laune der Hörer. So bauen sie inhaltlich eine Spannung auf, die sich im Lachen der Hörer entlädt. Tun diese das, haben Deichkind ihr Ziel erreicht.
Kaum deutlicher zum Ausdruck bringt das der Text ihres 2006 veröffentlichten Songs "Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)", für viele die inoffizielle Hymne zur damaligen Fußballweltmeisterschaft. "Wir tanzen auf den Tischen, die Stimmung ist beschissen, ich will nackt sein, im Pool kann man sich erfrischen. Die Boxen von deinem Vater nehm ich mit in die Sauna, ich mach ein Aufguss mit der Hausbar und dann dreh ich lautaaaa." Und dann kommt der bekannte Refrain, "Yippie Yippie Yeah Yippie Yeah Krawall und Remmidemmi", Leitsatz der Feiergeneration der Mitnullerjahre.
Kritische Stimmen mögen Deichkind eine gewisse Seichtheit unterstellen. Doch die Hamburger Jungs liefern weder abgeschmackte Klischees noch schichten sie abgestandene Redensart auf Redensart. Direkt Anstößiges ist für sie Tabu. Sie deuten an, provozieren, regen das Assoziationsvermögen an.
Mit "Niveau Weshalb Warum" haben Dürre, Reimann, Grütering und Henning Besser alias DJ Phono, so der vierte Mann im Bunde, gerade ein neues Album veröffentlicht. 13 Stücke enthält es, die musikalisch immer noch an einer Rave- und Festivalästhetik orientieren. Hiphop trifft Elektro trifft ein wenig Discofunk. Der knarzig-röhrende Grundklang durchzieht alle Songs. Die Drums klingen krachig. Die Synthesizer blubbern, fiepen und zwitschern nervös. Der Bass brummt böse.
Deichkind klingt auch 2015 nach neonfarbenen Klamotten, weißen Sportsocken, Turnbeutel und Knicklichtern. Nach Partyband, die auf Festivals und Clubkonzerten immer noch heftig abreißt. An Vitalität haben Dürre, Reimann, Grütering und Besser, der 2011 das Dancealbum "Welcome To Wherever You're Not" veröffentlicht hat, nichts verloren. Das ist leider geil. Sie tragen immer noch grellbunte Klamotte, Pyramidenhüte und Knicklichterketten. Doch ihre Gesichter erscheinen markanter, schärfer gezeichnet. Das erste Grau durchzieht ihre Bärte. Mit Ende 30, Anfang 40 ist man den Silveragern vielleicht doch näher als den Turnbeutelträgern, mit denen man Wochenende für Wochenende feiert.
So steht es Deichkind gut zu Gesicht, dass sie auf ihrem sechsten Album auch einmal ernsthafte Fragen stellen, gesellschaftspolitische Themen aufgreifen. In "Like Mich Am Arsch" zum Beispiel sprechen sie den Umgang mit sozialen Netzwerken an. "Folgen, posten, hiden, hosten, ich muss ins Netz, bin am Verdursten." In "Die Welt Ist Fertig", ebenfalls auf dem neuen Album enthalten, schlagen die vier Jungs aus Hamburg beinahe einen existenzialistischen Ton an. "Alles ist zu Ende gedacht. Keine Fragen mehr", rappen sie. Und "Deichkind spielt die letzte Show." Das lässt den Hörer und Partygänger aufhorchen. Die Party ist zu Ende? Vielleicht. Irgendwann.
Freiburg, Deichkind - Niveau Weshalb Warum Tour 2015, Rothaus Arena, So, 19. April, 20 Uhr.
von Bernhard Amelung
am
Do, 16. April 2015 um 12:25 Uhr