Ausflugstipp für Familien

Der Wildniserlebnispfad in St. Wilhelm ist ein Naturspektakel für alle

Auf Wurzelwegen und steilen Pfaden können Kinder auf dem Wildniserlebnispfad in Oberried ein geschütztes Stück Natur erleben. Die Maskottchen Lüchsle und Füchsle vermitteln Wissen über den Wald.

Echt jetzt, hier muss niemand aufräumen? Der darf machen was er will, alles rumliegen lassen und kriegt keinen Ärger? Unsere Achtjährige findet den wilden St. Wilhelmer Wald ziemlich cool. Aber nicht nur sie, auch der Rest der Familie ist beeindruckt vom grünen Naturspektakel, das zum Urwald von morgen werden soll.

Mit Lüchsle und Füchsle in die Wildnis

Die gute Nachricht: Wer Wildnis erleben will, hat es nicht weit. Das Tor zum Wildniserlebnispfad öffnen Füchsle und Lüchsle, die 14 Stationen lang spielerisch zeigen, was es mit diesem steilen Stück Natur auf sich hat. Genau genommen kommt noch ein drittes Tier dazu, das aber nicht als Maskottchen mitwirkt: der Panda. Denn das 2020 eröffnete Projekt "Heimspiel für die Wildnis" entstand in Kooperation mit der Naturschutzorganisation WWF (Panda), dem Biosphärengebiet Schwarzwald (Lüchsle) und dem Fußballverein SC Freiburg (Füchsle).

Nicht zuletzt deshalb heißt es gleich zu Beginn: Füchsle oder Lüchsle? Spürnase oder Luchsauge? Antworten auf Fragen geben, Schalter umlegen, Kurbel drehen – und schon zeigt das LED-Licht, in welchem Team das jeweilige Kind mitspielt. Nun noch schnell den Spielplan geschnappt und los geht’s, mitten hinein in die Wildnis.

Im Totholz tobt das Leben

Dort in den Bannwäldern hat die Natur das Sagen. Alles erinnert an eine gewaltige Spielsession von Riesenkindern: Lange, umgestürzte Baumstämme liegen wie Mikadostäbe ausgebreitet, rotten kreuz und quer vor sich hin. Auf der Waldbodenspieldecke sprießt frisches Grün, halbhohe Bäume wuchern, und mächtige Tannen scheinen an den Wolken zu kratzen. Gewaltige Findlinge mit Moosmützen liegen wie Riesenwürfel am Fuß von steilen Geröllschneisen weit verstreut.

Dass dort auch schon Luchs Wilhelm in natura gesichtet wurde, überrascht nicht. Und was es sonst noch alles für eine echte Wildnis braucht, welche Tiere dort leben, wie sie sich anhören und noch viel mehr, das können die Kids an den Stationen selbst herausfinden: So weit springen wie ein Baummarder? Ehrensache. Mit den richtigen Verhaltensregeln das Tor zur Kernzone öffnen? Kein Problem. Und schließlich herausfinden, wie viel Leben tatsächlich im Totholz tobt oder per Kugelspiel gemeinsam die Wildnis vernetzen – ein Kinderspiel.

Wildes St. Wilhelm

Doch mit einem Mal: "Och, ist das laaaangweilig", finden die Kinder einhellig. Was ist passiert? Nur ein kurzes, breites Wegstück hat es gebraucht, um bei den wurzelwegverwöhnten Kids Wanderfrust aufkommen zu lassen. Aber nicht lange. Denn "Wildes St. Wilhelm" verspricht ein Schild – und damit einen ganz besonderen Wegabschnitt. Durch ein grünes Paradies führt der schmale, steile Pfad bergauf, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind gefragt.

Konzentriertes Schweigen macht sich breit auf dem Naturparcours erster Güte: Unter Baumstämmen durchkrabbeln, über Steinhindernisse klettern – wir kommen ins Schwitzen und Schnaufen. Gut, dass es so viele Gelegenheit zum Stehenbleiben gibt.

Da tut sich ein fantastischer Blick durch den Waldvorhang hindurch auf St. Wilhelm auf, das sich im Tal schüchtern unter den mächtigen Berghängen wegduckt. Ein Stück weiter wollen Moossteinköpfe getätschelt, daneben Wurzelkraken bewundert werden, bis zum "Wie, schon vorbei?" – Ja, der schmale, wilde Teil schon.

Aber der Rest des Weges ist auch nicht übel. Eine weitere Station gewährt einen Blick zu den eiszeitlichen Felsen und Schutthalden. Nur die Extremsportler unter den Tieren kommen dort zurecht, erklärt’s Füchsle, denn sie haben sich den starken Temperaturwechseln und ständigen Bewegungen des Gesteins angepasst.

Auch wir setzen uns wieder in Bewegung, machen beim urigen Küferhansenhof die Biege. Stationsweise und spielerisch-lehrreich geht’s bergab und gemütlich lassen wir die Schwarzwälder Wildnis beim Rückweg ausrollen.

Ein Tipp zum Schluss: So richtig knifflig zeigt sich die Nummer 14, denn dort sind echtes Naturwissen und gute SC-Kenntnis gefragt. Wer schafft’s? Sicher nur gute Lüchsle- und Füchsle-erprobte Wildnisexperten.
Wildniserlebnispfad

Wo und was: Im urigen St. Wilhelm auf schmalen Pfaden den Dschungel von morgen erleben
Start und Ziel: beim Parkplatz Altes Schulhaus St. Wilhelm;
Länge: 4,9 Kilometer
Dauer: etwa 3,5 Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
Weitere Infos: WWF: Wildnis-Erlebnispfad im Biosphärengebiet Schwarzwald
von Anita Fertl
am Do, 08. Juli 2021 um 13:09 Uhr

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