Die Farbe und ihre musikalische Qualität

Farbe wird zum Gegenstand. Elly Weiblen zeigt ihre Kunst in der Offenburger Galerie im Artforum. Vernissage ist Sonntag, 23. April, um 11 Uhr. .

Die Ausstellung zeigt Werke aus den Arbeitsfeldern Malerei, Zeichnung, Fotografie, und Tonspuren. So gegensätzlich sie auf den ersten Blick wirken, so sehr verbindet die Exponate doch die Spannung zwischen Schärfe und Unschärfe, der Kontrast zwischen harten und verwischten Formen, zwischen Leere und Fleck, wie die Künstlerin erläutert.

Ely Weiblen hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert, zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen folgten. Auch in Offenburg ist sie nicht unbekannt, bereits 2011 hat sie in mit anderen Kunstschaffenden in der Städtischen Galerie ausgestellt, 2022 war sie in der Jubiläumsausstellung des Künstlerkreises Ortenau vertreten, wo sie jetzt wieder ausstellt.

Ihre großformatige Malerei, aber auch die kleinen Formate in kräftigen oder pastelligen Farben auf Leinwand und Holz, zeigen Flächen in ganz eigener Farbigkeit, verbunden in Kompositionen, organisch und gewachsen, in oft schwebender Leichtigkeit. Kräftiges Grün-Gelb, sensible Rosa-Töne, warmes Rot, starke, vibrierende Farben. Die Künstlerin verwendet selbst hergestellte Ei-Temperafarbe mit hochwertigen Pigmenten in subtiler Abstufung. Eigentlich sind es Farbklänge, Farbtöne mit haptischer, fast körperlicher Oberfläche. "Die Farbe wird zum Gegenstand", wie Emanuel Ogrodniczek, erster Vorsitzender des Künstlerkreises , beim Pressegespräch schwärmt.

Die Tuschzeichnungen auf handgeschöpftem thailändischem Papier dagegen bestechen durch ihre Reduktion auf das Wesentliche. Anders als bei den Tempera-Arbeiten, die mehrfach übermalt werden können, ist man bei den Tuschebildern gezwungen, sehr schnell zu arbeiten, die Farbe dringt sofort ein, alles bleibt sichtbar, nichts kann korrigiert werden. Ähnlich bei den Gouachen mit ihren zurückgenommenen aquarelligen Formen, die, einmal auf dem Papier aufgebracht, kaum mehr verändert werden können. Die ausgestellten Fotografien, "gefundene" Detailaufnahmen, entstanden in Paris, die Tonspuren machen "Klangbilder, die der Wirklichkeit entstammen", sie werden per QR-Code hörbar und sichtbar.

Die Werke haben Titel wie "Feld und Wald", "Rhythmus" oder "Garten strahlend". Die Bezeichnungen seien ihr aber nicht so wichtig, verrät die Malerin, es komme ihr auf den Entstehungsprozess an. So habe sie zu Beginn keine fertige Vorstellung, wohl aber ein inneres Bild, eine Fatamorgana aus Bild, Gefühl und Klang. "Ich mache keine Vorzeichnungen, die Form entwickelt sich beim Malen". Sie interessiere der Rhythmus von Formen, die entstehen. Leichte, helle Formen würden, ähnlich wie beim Kontrapunkt in der Musik, durch dunkle, schwere Flächen ergänzt und "befestigt".

Der Künstlerkreis Ortenau veranstaltet sechs Ausstellungen im Jahr. In der Regel sei eine für Mitglieder des Vereins zum Auftakt nach der Sommerpause vorgesehen, wie Emanuel Ogrodniczek erklärt. Externe Künstler, auch Künstlergruppen, bewerben sich jeweils im Jahr zuvor, eine Jury entscheidet aus den eingereichten Arbeiten oder Projektideen, wer zum Zuge kommt. Dass Frauen aktuell in der Offenburger Kunstszene eine starke Position haben hält der Vorsitzende des Künstlerkreises für besonders erwähnenswert. "Man könnte von einer bemerkenswerten Frauenpower sprechen": Neben der Ausstellung im Künstlerkreis Ortenau ist die Ausstellung von Ilse Teipelke im Kunstverein zu sehen, in der städtischen Galerie ist Marion Eichmann zu Gast.

Ely Weiblen, Malerei/Zeichnung/Photographie. Vernissage: Sonntag, 23. April, 11 Uhr. Einführung und Künstlergespräch: Kunsthistorikerin Susanne Ramm-Weber.
von Barbara Puppe
am Do, 20. April 2023

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