Red Bull 400
"Die härtesten 400 Laufmeter der Welt" an der Hochfirstschanze in Neustadt
Es ist eine Grip-Frage: Auf welcher Schuhsohle findet man den besten Halt im Gras, wenn man die Neustädter Sprungschanze hinauf rennt? Tobias und Fabian Missfelder mit Daniel Woldrich suchen gerade die Antwort. Das Trio aus Neustadt hat sich für Einzelstarts bei den "Härtesten 400 Laufmetern der Welt" angemeldet. So wirbt der österreichische Hersteller einer Brause, deren Genuss angeblich Flügel verleiht, für die etwas andere Sportveranstaltung am 25. Juli.
Die 25-jährigen Zwillinge und ihr 22-jähriger Kumpel trainieren seit Montag täglich. Fit sind sie ja. Drei Feuerwehrleute, die Missfelders beruflich, Zimmermann Woldrich im Ehrenamt, sind kürzlich beim Skyrun für Feuerwehrleute im Frankfurter Messeturm 1202 Stufen über 62 Stockwerke und 222 Höhenmeter in jeweils gut 13 Minuten hoch gerast. Zu glauben, das würde sie hier zu Favoriten machen, ist aber abwegig.
Denn Kraft hin, Kondition her und jugendlichen Elan obendrauf: Dort ist man beschwert durch die Ausrüstung, aber man tritt mit dem ganzen Fuß auf, immer derselbe Schritt mit dem selben Stufenabstand, "da kann man den Kopf fast abschalten", sagt Woldrich. Hier ist das Geläuf steil, so steil, dass man nur auf den Fußballen laufen kann und sogar noch Unebenheiten ausgleichen muss. Und zwischen den Skispringerweiten 120 und 80 Meter hilft alles nichts: Bei einer Hangneigung von 38 Grad wird der Mensch zum Vierfüßler.
Mit Handschuhen krallen sie sich am Gras fest, das ist erlaubt – Pech, dass gerade frisch gemäht worden ist. Erst 30 Meter vor dem Schanzentisch ist wieder an eine aufrechte Haltung zu denken. Wenn man vorher am Hang nicht einmal, zweimal, dreimal abgerutscht ist und aus dem Stillstand neu anlaufen muss.
Wie groß der Respekt der drei Jungs ist, zeigt sich an diesem Vergleich: Beim Skyrun Treppe laufen sei "eher lockeres Joggen – hier aber sprintet man!" Und zwar auf einer Strecke von 400 Metern mit gut 140 Höhenmetern. Mit Maximalpuls 170/180 von den ersten Metern an. Start ist am Ende des Auslaufs, da geht’s sogar noch leicht bergab. Aber kaum hat man sich darüber gefreut, geht es stramm bergauf, und wer den Aufsprunghügel geschafft hat, muss mit glühenden Oberschenkeln gleich weiter über eine Rampe das Reich von Spurgerät Mathilde betreten und den Anlauf dranhängen – bis ganz oben, wo sich die Skispringer vor dem Absprung auf dem Balken absetzen.
Den internationalen Rekord für die Tortur gibt der Veranstalter mit 4:57,50 Minuten an, aufgestellt 2013 von Ahmet Arslan, dem sechsmaligen Berglauf-Europameister aus der Türkei an der österreichischen Flugschanze am Kulm. Die drei Neustädter haben sich mit der Szene vertraut gemacht, das Smartphone spuckt die Orte, Namen und Daten aus. Einige hochspezialisierte Cracks werden mit ihnen an den Start gehen. Kürzlich war ein Teilnehmer da, um die Schanze kennenzulernen – im Eiltempo von 2:35 Minuten vom tiefsten Punkt des Auslaufs bis an den Schanzentisch, bevor er locker runter joggte und das Ganze nochmal durchzog.
Bestzeit und Sieg? Das ist kein Thema für die drei Neustädter. Es geht darum, einmal dabei zu sein und zu sehen, was machbar ist. Dann, sagen die Drei einhellig, kann man sich vielleicht auch einmal ehrgeizige Gedanken machen.
Vorerst wird trainiert. Täglich, abends, nach der Arbeit, gegen halb sechs, da ist es zurzeit noch ziemlich warm. An diesem zweiten Tag noch unter erschwerten Bedingungen, denn der Reporter auf der Jagd nach dem eindrucksvollsten Foto lässt sie an der steilsten Stelle nochmal 30 Meter zurückfallen und neu durchstarten für eine Bilderserie. Kein Problem.
Das Problem ist, siehe oben, nach wie vor der Grip. Fabian hat es mit leicht profilierten Laufschuhen und mit glatten, aber vorne verstärkten Felskletterschuhen probiert – er ist damit an diesem Abend nur beim Austraben die Treppe hinab Erster. Daniel ist mit seinen Tausendfüßler-Turnschuhen auch nicht glücklich: "Geht gar nicht!" Nur Tobias in Trekkingsandalen mit kantigen Profilelementen ist leidlich zufrieden. Spikes oder die Stollen eines Fußballschuhs wären natürlich gut – aber die sind vom Wettkampfreglement untersagt. Also: Nächster Trainingstag, nächster Versuch. Die Grip-Frage muss schnell geklärt werden. Und vielleicht stehen bis zum Wettkampf auch die Grasbüschel wieder.
Teilnehmer können in fünf Disziplinen antreten: Full Distance Männer, Full Distance Frauen, 4x100 Meter Staffel Männer, 4x100 Meter Staffel Mixed und 4x100 Meter Staffel für Feuerwehren. Die Anmeldung für die Full Distance Wettbewerbe kostet 39 Euro, die Staffeln zahlen 119 Euro.
Anmeldung und ein Video unter: www. redbull.de/400
Mehr zum Thema: von Peter Stellmach
Der Mensch wird zum Vierfüßler
Denn Kraft hin, Kondition her und jugendlichen Elan obendrauf: Dort ist man beschwert durch die Ausrüstung, aber man tritt mit dem ganzen Fuß auf, immer derselbe Schritt mit dem selben Stufenabstand, "da kann man den Kopf fast abschalten", sagt Woldrich. Hier ist das Geläuf steil, so steil, dass man nur auf den Fußballen laufen kann und sogar noch Unebenheiten ausgleichen muss. Und zwischen den Skispringerweiten 120 und 80 Meter hilft alles nichts: Bei einer Hangneigung von 38 Grad wird der Mensch zum Vierfüßler.
Mit Handschuhen krallen sie sich am Gras fest, das ist erlaubt – Pech, dass gerade frisch gemäht worden ist. Erst 30 Meter vor dem Schanzentisch ist wieder an eine aufrechte Haltung zu denken. Wenn man vorher am Hang nicht einmal, zweimal, dreimal abgerutscht ist und aus dem Stillstand neu anlaufen muss.
Der Rekord liegt unter fünf Minuten
Wie groß der Respekt der drei Jungs ist, zeigt sich an diesem Vergleich: Beim Skyrun Treppe laufen sei "eher lockeres Joggen – hier aber sprintet man!" Und zwar auf einer Strecke von 400 Metern mit gut 140 Höhenmetern. Mit Maximalpuls 170/180 von den ersten Metern an. Start ist am Ende des Auslaufs, da geht’s sogar noch leicht bergab. Aber kaum hat man sich darüber gefreut, geht es stramm bergauf, und wer den Aufsprunghügel geschafft hat, muss mit glühenden Oberschenkeln gleich weiter über eine Rampe das Reich von Spurgerät Mathilde betreten und den Anlauf dranhängen – bis ganz oben, wo sich die Skispringer vor dem Absprung auf dem Balken absetzen.
Den internationalen Rekord für die Tortur gibt der Veranstalter mit 4:57,50 Minuten an, aufgestellt 2013 von Ahmet Arslan, dem sechsmaligen Berglauf-Europameister aus der Türkei an der österreichischen Flugschanze am Kulm. Die drei Neustädter haben sich mit der Szene vertraut gemacht, das Smartphone spuckt die Orte, Namen und Daten aus. Einige hochspezialisierte Cracks werden mit ihnen an den Start gehen. Kürzlich war ein Teilnehmer da, um die Schanze kennenzulernen – im Eiltempo von 2:35 Minuten vom tiefsten Punkt des Auslaufs bis an den Schanzentisch, bevor er locker runter joggte und das Ganze nochmal durchzog.
Dabei sein, ist alles – mehr ist nicht drin
Bestzeit und Sieg? Das ist kein Thema für die drei Neustädter. Es geht darum, einmal dabei zu sein und zu sehen, was machbar ist. Dann, sagen die Drei einhellig, kann man sich vielleicht auch einmal ehrgeizige Gedanken machen.
Vorerst wird trainiert. Täglich, abends, nach der Arbeit, gegen halb sechs, da ist es zurzeit noch ziemlich warm. An diesem zweiten Tag noch unter erschwerten Bedingungen, denn der Reporter auf der Jagd nach dem eindrucksvollsten Foto lässt sie an der steilsten Stelle nochmal 30 Meter zurückfallen und neu durchstarten für eine Bilderserie. Kein Problem.
Das Problem ist, siehe oben, nach wie vor der Grip. Fabian hat es mit leicht profilierten Laufschuhen und mit glatten, aber vorne verstärkten Felskletterschuhen probiert – er ist damit an diesem Abend nur beim Austraben die Treppe hinab Erster. Daniel ist mit seinen Tausendfüßler-Turnschuhen auch nicht glücklich: "Geht gar nicht!" Nur Tobias in Trekkingsandalen mit kantigen Profilelementen ist leidlich zufrieden. Spikes oder die Stollen eines Fußballschuhs wären natürlich gut – aber die sind vom Wettkampfreglement untersagt. Also: Nächster Trainingstag, nächster Versuch. Die Grip-Frage muss schnell geklärt werden. Und vielleicht stehen bis zum Wettkampf auch die Grasbüschel wieder.
Noch zwei Lokalmatadore, Jürgen Benitz und Martin Rombach vom Schanzenteam. Benitz hat die Strecke zweimal auf Zeit gelaufen und gibt zu: "Noch extremer, als ich es mir vorgestellt hatte." Der gut trainierte 41-Jährige hat gemerkt, dass "ganz andere Muskeln als sonst" gefordert werden. Und die Erkenntnis gewonnen, dass die Vorbereitung länger sein müsste: "In einem Monat von null auf 100 – das geht fast nicht".
Mitlaufen
Teilnehmer können in fünf Disziplinen antreten: Full Distance Männer, Full Distance Frauen, 4x100 Meter Staffel Männer, 4x100 Meter Staffel Mixed und 4x100 Meter Staffel für Feuerwehren. Die Anmeldung für die Full Distance Wettbewerbe kostet 39 Euro, die Staffeln zahlen 119 Euro.
Anmeldung und ein Video unter: www. redbull.de/400
Mehr zum Thema: von Peter Stellmach
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Do, 16. Juli 2015 um 19:13 Uhr