Rock & Pop

Die Indierock-Band OK Kid spielt beim Between the Beats-Festival

BZ-INTERVIEW mit Moritz Rech von Ok Kid vor dem Auftritt bei Between the Beats am Wochenende in Lörrach.

LÖRRACH. Auf dem Between-the-Beats-Festival in Lörrach wird Ok Kid am Samstag zum ersten Mal mit ihrer neuen Show auftreten. Am Abend zuvor bringt das Trio aus Gießen ihr zweites Studioalbum "Zwei" raus. Keyboarder Moritz Rech spricht im Interview mit Christian Engel über fließende Genregrenzen, Harmonie im Studio und nervige Doppelmoral.

BZ: Auf einer Plattform im Internet schreibt ein Nutzer, Ok Kid klinge wie Sportfreunde Stiller.
Rech: Oh. Das habe ich jetzt aber auch noch nie gehört.

BZ: Aber mal ganz ehrlich: So leicht ist das ja auch nicht, euch zu vergleichen oder einem Genre zuzuordnen.

Rech: So eine Genre-Zuteilung interessiert uns nicht und wir befinden uns ja in der glücklichen Lage, das nicht beurteilen zu müssen. Für uns ist es Musik, fertig. Und ich finde, dass es solche Genregrenzen wie früher auch nicht mehr zwingend geben muss. Damals gab es viel stärkere Abgrenzungen zwischen unterschiedlichen Stilen. Heute fließen viel mehr musikalische Stile zusammen.

BZ: Knüpft Ok Kid mit dem zweiten Album am Stil des ersten an?

Rech: Wir wollten den Sound fortführen, den wir zuvor gemacht haben. Der große Unterschied liegt aber darin, dass wir bei den Songs in den Stilen bleiben und sie konsequent ausproduzieren wollten.

BZ: Das bedeutet, …

Rech: … dass ein Raptrack auch ein Raptrack bleibt. Wenn wir einen Beattrack haben, soll da auch keine Gitarre rein. Auf der anderen Seite ist "U-Bahnstation" beispielsweise ein Indie-Song geworden mit hohem Gitarrenanteil und vielen akustischen Elementen. Dort haben wir dann auf einen elektronischen Sound-Anteil bei der Produktion verzichtet.

BZ: Wer bestimmt da eigentlich, welchen Sound man letztlich über einen Text legt?

Rech: Wir holen nicht das Flipchart raus und konzipieren da mal kurz einen Song, der allen gefällt. Jeder von uns hört viel Musik, die teils auch sehr unterschiedlich ist. Sachen, die man feiert, werden erst mal zusammengeschmissen. Dann entsteht ein Lied nach und nach in einem längeren Produktionsprozess gemeinsam mit unserem Produzenten Sven Ludwig.

BZ: Was bringen Sie ein?

Rech: Ich höre beinahe alles, interessiere mich für Hip-Hop, Indie oder elektronische Beats. Für mich kann auch eine gutgemachte einfache Popmelodie eine Faszination ausüben.

BZ: Und Sprechgesang?

Rech: Das kam ehrlich gesagt erst später dazu.

BZ: Um mal auf einen Song des neuen Albums etwas näher einzugehen: Bei "Gute Menschen" müsst ihr doch richtig stinkig gewesen sein.

Rech: Auf unserem Album gibt es zwei Pole: Zuneigung und Abneigung. Dieser Song fällt eindeutig in die Kategorie Abneigung. "Gute Menschen" ist bereits Ende 2014 entstanden, als das mit Pegida so richtig angefangen hat. Es ist ein Song über Menschen, die "Nix gegen Ausländer, aber…" sagen, die vornerum anders sind, als sie hintenrum denken. Diese Doppelmoral ist das, was uns genervt hat 2014. Dass dieses Lied solch eine Aktualität beibehält, ist sehr erschreckend.

BZ: Wird Ok Kid nun eine politische Band?

Rech: Wir sind keine politische Band. Wir machen nach wie vor Texte, die uns aktuell beschäftigen. Bei "Gute Menschen" war das der Fall, da hatten wir viel über das Thema gesprochen und nachgedacht. "Bombay Calling" hingegen geht über unser Lieblingsgetränk Gin, das wir bei jedem Auftritt trinken. Das ist natürlich aber noch kein Grund, uns in eine Schublade zu stecken und zu sagen, wir seien eine Alkohol verherrlichende Band.

BZ: Drei Typen in einem Raum, die teils unterschiedliche Meinungen oder Vorstellungen haben – wie oft hat sich Ok Kid während der Produktion in die Wolle gekriegt?

Rech: Glücklicherweise funktioniert es erstaunlich gut, seitdem wir es zu dritt machen. Natürlich gibt es Diskussionen, wir tauschen unterschiedliche Meinung auch mal heftig aus. Es ist aber nie so, dass wir uns in die Haare kriegen. In dieser Konstellation ist es zumindest noch nie passiert.

BZ: Nach knapp einem Jahr der Produktion ist man wohl aber trotzdem froh, dass man endlich mal wieder rauskommt.

Rech: Wir waren in der Tat lange von der Oberfläche verschwunden, um die Songs zu schreiben und zu produzieren. Die vergangenen drei Wochen haben wir viel geprobt. Wir freuen uns jetzt sehr, mit dem neuen Album auf Konzerte zu gehen.

BZ: Am Freitag kommt das neue Album raus, am Samstag treten Sie beim Between the Beats Festival in Lörrach auf – wegen was sind Sie nervöser?

Rech: Die Aufregung hielt sich bei uns immer ganz gut in Grenzen. Aber mit neuen Songs und neuer Show wird das vielleicht bisschen anders. Momentan geht’s, aber die Nervosität kommt sicher noch.
von chen
am Mi, 06. April 2016

Between the Beats 2016

Freitag, 8. April, Burghof Lörrach (Herrenstraße 5): Olympique (20 Uhr), I am Oak (22.05 Uhr), Die Sterne (23 Uhr)
Samstag, 9. April, Burghof Lörrach: Lola Marsh (20 Uhr), Ok Kid (21.15 Uhr). Altes Wasserwerk (Tumringer Straße 271): Amorph (zirka 22.30 Uhr), anschließend Who Killed Bruce Lee

Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 - 496 88 88) und bei allen BZ-Geschäftsstellen.

 

Autor: bz

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