Kunst

Die Schau "Europa in der Renaissance" im Landesmuseum Zürich

Die ambitionierte Schau "Europa in der Renaissance" im Landesmuseum Zürich.

Kann eine Ausstellung mehr Ehrgeiz an den Tag legen, kann sie thematisch weiter gefächert sein? "Europa in der Renaissance. Metamorphosen 1400–1600" heißt die ambitionierte Schau, mit der in Kürze die neuen Wechselausstellungsräume im Erweiterungsbau des Landesmuseums Zürich eingeweiht werden. Ein Projekt, das Bewunderung abnötigt – war die Renaissance doch weit mehr als eine wichtige Kunstepoche: Ein Zeitalter geschichtlicher und sozialer, geistiger und mentaler Umwälzungen. Eine Periode revolutionärer Neuerungen auf vielen Gebieten. Eine Zeitenwende, die der Moderne das Fundament bereitet hat.

Und: Sie war eine Epoche Bahn brechender Erfindungen sowie neue Horizonte aufschließender Entdeckungen – Stichwort Buchdruck mit beweglichen Lettern, Stichwort Amerika. Eine Epoche kulturellen und geistigen Austauschs zudem, eine große Wanderbewegung der Ideen, die sich, ausgehend von Italien, über den Kontinent ausbreiteten oder, um im Bilde zu bleiben, fortpflanzten. Auf Deutsch bedeutet Renaissance, die französische Form von Rinascimento, Wiedergeburt. Wiedergeboren wurden, nach der langen Unterbrechung namens Mittelalter, in der Rückbesinnung auf die Antike deren Schönheitsideale, ihr philosophisch-wissenschaftlicher Geist.

Mehr als 300 Objekte aus Museen in Europa und den USA illustrieren diesen Transformationsprozess, der die Entstehung eines neuen Welt-Bilds begründete, wie es sich in der Schau im so genannten Bürgi-Globus von 1594 materialisiert. Parallel zur Kartographierung und "Vermessung der Welt" mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Instrumente wird – ein Effekt der Porträtkunst von Malern wie Hans Holbein d. J. – das Individuum entdeckt.

Kupferstiche, Holzschnitte und Radierungen von Künstlern wie Dürer, Mangegna oder Parmigianino stehen für druckgraphische Techniken, die die massenhafte Verbreitung von Bildern in einer bis dahin nahezu bilderlosen Welt ermöglichten: in Flugblättern, Flugschriften und Pamphleten. Oder in gelehrten Büchern. "Ein beinahe göttliches Werkzeug" ist für Erasmus von Rotterdam Gutenbergs Druckerpresse, von der als Statthalter eine Replik von 1990 in der Ausstellung ist. Neben Kunstwerken und wissenschaftlichen Instrumenten, Büchern und Handschriften werden Gegenstände des täglichen Lebens präsentiert wie ein Fassadenschrank (nach und nach löste der Schrank die mittelalterliche Truhe als Aufbewahrungsutensil ab), ein Tisch mit gelehrtem Sinnspruch oder ein Faltstuhl.

Termine: Landesmuseum Zürich, Museumstraße 2. 1. Aug. bis 27. Nov., Di bis So 10–17 Uhr, Do bis 19 Uhr
von Hans-Dieter Fronz
am Fr, 29. Juli 2016

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