Die Trennung in Ost-West hebt sich auf

Werner Schmidt hat sechs ostdeutsche Kollegen in der Reihe "Eins plus" ins Alte Rathaus nach Oberkirch geladen.

OBERKIRCH. Eine vielseitige Ausstellung ist derzeit im Alten Rathaus in Oberkirch zu sehen. Kurator Werner Schmidt, der im vergangenen Sommer an einem Symposium auf Schloss Fretzdorf in Brandenburg teilgenommen hatte, hat sechs ostdeutsche Kollegen in der Reihe "Eins plus" eingeladen. Sie sind jeder mit zwei bis drei Werken in der Ausstellung vertreten.

Der iranisch-deutsche Maler Akbar Behkalam (geboren 1944) ist Besitzer des Schlosses Fretzdorf und hatte neun Kollegen zu diesem Symposium versammelt. Unter den Teilnehmern sind sehr bekannte Namen, allen voran Walter Libuda (geboren 1950) und Trak Wendisch (geboren 1958), dazu der Arnstädter Dorsten Klauke (geboren 1959), die Keramikerin Sabine Heller (geboren 1956) aus Berlin und als jüngster der Berliner Bildhauer und Zeichner Marc Gröszer (geboren 1973). Sie alle stellen nun in Oberkirch aus.

Die alte Trennung in Kunst aus dem Osten oder Westen des Landes hebt sich 26 Jahre nach dem Mauerfall, je mehr Kooperationen eingegangen werden, allmählich auf. Libuda fabuliert mit Farbe satt, opak, dicht, materialhaft, oft, aber nicht immer auf räumliche Perspektive verzichtend, wie in den Arbeiten "Zweilos" und "Der Feinschmecker" aus dem Jahr 2010. Naive Elemente prägen die Darstellung. Von Marc Gröszer sind hervorragende kleine Zeichnungen auf Holz da, mit starker Linienführung, figürlich, phantastisch, um alle Möglichkeiten wissend, den Malgrund mal aufhebend, mal stehen lassend, auch hier die Kunst des Fabulierens, der Narration. Anders geartet sind die Arbeiten von Trak Wendisch, der sowohl Holzskulpturen als auch Bildnerisches zeigt. Er bewegt sich in Richtung Abstraktion, die runde Kugelform zweidimensional im Bild unter einem Strippengeflecht, die Bildtiefe verstärkend, auslotend, verdichtet wie aufgelockert in der Spannung und dazu die Kugelskulptur in Großform mit zwei kleineren Elementen aus Holz.

Wendisch ist ein vielseitiger Künstler, was in der Ausstellung kaum deutlich wird. Dorsten Klauke, der sein Atelier in der Kunsthalle Arnstadt hat und dort auch kuratiert, ist mit zwei Arbeiten informeller Art mit viel gestischer Pinselführung vertreten, in denen man Spuren von Figur im Grund kaum noch ahnt. Gleichwohl sind sie vorhanden. Farbräumlichkeit und Gefüge entsteht. Von Sabine Heller ist eine gebrannte und bemalte Ziegellehm-Figur vorhanden, kompakt, in klarer Formensprache, kniend, die Arme vor der Brust verschränkt, wirkt die Figur hermetisch. Die großen Gemälde von Akbar Behkalam thematisieren Politisches, menschliche Schicksale. Schemenhaft kristallisieren sich die Figuren heraus, die Malerei ist flach, verschleiernd, wolkig, im Bildaufbau klar. Schließlich sind von Werner Schmidt selbst zwei Arbeiten zu sehen, eine gelbe und eine fast schwarze Farbtafel. Derart wird ein ganzes Spektrum an möglichen Bildgestaltungen dargeboten.

Info: Heimat- und Grimmelshausenmuseum, Altes Rathaus, Hauptstraße 32, 77704 Oberkirch. Geöffnet Di u. Do. 15 - 19 Uhr, So. 10 - 12:30 Uhr und 14 - 17 Uhr. Bis 17. Juli.

von Susanne Ramm-Weber
am Mo, 20. Juni 2016

Badens beste Erlebnisse