Die Zukunft wird im Tanz verhandelt

Die Dance Company Nanine Linning gibt vor Finissagengästen einen Vorgeschmack auf das "Zukunftslabor Offenburg".

OFFENBURG. Als würde auf der Bühne des Tanzes die Zukunft verhandelt. "Zukunftslabor Offenburg", das klingt vielleicht eine Spur zu ehrgeizig. Unter diesem Titel firmiert aber eine ganze Salve von ambitionierten Performances der Tanzkompagnie Nanine Linning, die damit im November die Halle des Offenburger Georg-Dietrich-Areals bespielen wird. Dabei soll es um die Faszination, aber auch um existenzielle Fragen gehen, die sich im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz, Robotik, Kybernetik und ihre Auswirkungen auf den Alltag stellen. Einen Vorgeschmack auf dieses – wenn man so will – Diskursballett gab es am Sonntag in der Städtischen Galerie.

Als "Zukunftslabor" ist das Georg-Dietrich-Areal im Offenburger Norden erprobt. Die Theatermacherin Annette Müller hat dort in diesem Sommer ihr Stück "Work Replace 4.0" uraufgeführt, das die Zuschauer auf einen Parcours mit ähnlichen Fragen durch die Halle schickte. Da Theater mit dem Wort arbeitet, wurden bei Annette Müller Zukunftsfragen explizit diskutiert. Diese Eindeutigkeit ist dem Modern Dance eher fremd.

Für Nanine Linning, der niederländischen Choreographin, die seit 2018 im Auftrag des Kulturbüros als Dauergast in Offenburg Themen der Zeit an außergewöhnlichen Orten in ihrem Modern Dance spiegelt, sind die Körper ihrer Tänzerinnen und Tänzer der Malgrund. Vorteil dieses Settings: Der Mensch steht stets automatisch im Zentrum. Die Unmittelbarkeit körperlicher Präsenz war dann auch am Sonntag für die Besucherinnen und Besucher der Städtischen Galerie fast hautnah zu spüren. Nach einer Führung und einer Lesung zum letzten Tag der Ausstellung "In 7 Rooms" mischten sich die Tänzerinnen und Tänzer mit Ausschnitten der Produktion "Endless Song of Silence" und einer Vorschau auf das "Zukunftslabor" unter das Kunstpublikum. Während beim "Endless Song" die jungen Akteure im Nude Look ihrer hautfarbenen Trikots emotionale Verletzlichkeit verkörpern, deformiert Linning fürs "Zukunftslabor" mit Kostümen aus dem 3 D-Drucker die Kontur des menschlichen Körpers, dem Thema Robotik und Augmented Reality entsprechend. Im Georg Dietrich Areal werde dieser Verfremdungseffekt noch durch Videokunst auf die Spitze getrieben, in der Schaum, Flüssiglatex oder auch Schleim eingesetzt würden. In der Städtischen Galerie musste am Sonntag niemand fürchten, auf unappetitlichen Flüssigkeiten auszurutschen. Statt dessen spielte das Drama ekstatisch sich windender Körper in Armlängenentfernung sich unmittelbar vor den Zuschauern ab. Darüber dass das Ballettstudio Gründler Partner dieser Produktion ist, zeigte sich Studioleiterin Nausikaa Gründler am Sonntag erfreut: Die Möglichkeit für ihre Schüler mit professionellen Tänzern zusammenzuarbeiten, sei großartig.
von Ralf Burgmaier
am Di, 01. Oktober 2019

Termine Zukunftslabor

Freitag, 8.November, 19 bis 21 Uhr und 19.45 bis 20.45 Uhr; Samstag, 9. November, 19 bis 20 Uhr, 19.45 bis 20.45 Uhr, 20.30 bis 21.30 Uhr, 21.15 bis 22.15 Uhr; Sonntag, 10. November, 16 bis 17 Uhr, 16.45 bis 17.45 Uhr, 17.30 bis 18.30 Uhr, 18.15 bis 19.15 Uhr ; Donnerstag, 28. November, 19 bis 20 Uhr, 19.45 bis 20.45 Uhr, 20.30 bis 21.30 Uhr; Freitag, 29. November, 19 bis 20 Uhr, 19.45 bis 20.45 Uhr, 20:30 bis 21.30 Uhr, 21.15 bis 22.15 Uhr; Samstag, 30. November, 19 bis 20 Uhr, 19.45 bis 20.45 Uhr; 20.30 bis 21.30 Uhr, 21.15 bis 22.15Uhr.

Tickets gibt es im Bürgerbüro, Fischmarkt 2, Offenburg, Tel. 0781-822000 oder online unter http://www.kulturbuero.offenburg.de
 

Autor: rab

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