Pop

Dota Kehr tritt im Jazzhaus auf

TICKET-INTERVIEW mit Dota Kehr über das Thema Freiheit / Konzert in Freiburg.

Auf geradezu wunderbare und poetische Art und Weise wandelt Dorothea Kehr – kurz Dota – gesellschaftspolitische Schieflagen in tanzbares Liedgut um. Trotz aller Leichtigkeit geht die kritische Note und Relevanz nie verloren. Und damit kann man sogar erfolgreich sein, wie die Berliner Liedermacherin (39) mit ihrem neuen Album "Die Freiheit" eindrucksvoll beweist, das sie nun mit ihrer Band in Freiburg vorstellt. Thorsten Hengst hat mit ihr gesprochen.

Ticket: Ihr neues Album heißt "Die Freiheit". Wieso haben Sie sich für so einen bedeutungsvollen Titel entschieden?
Kehr: Unser Graphiker hatte einen Vorschlag für das Albumcover: Darauf ist ein Fabeltier mit Bärenklauen, Flügeln, einem Federschweif und Einhornkopf. Dazu fiel mir spontan ein, dass ein Lied auf dem Album "Die Freiheit" heißt, und ich fand es zusammen mit dem Fabeltier einen passenden Titel. Denn die Freiheit ist schön und stark, seltsam und rar und aktuell vom Aussterben bedroht.
Ticket: Sind die Grundrechte Freiheit und Gleichheit gut austariert?
Kehr: Es gibt immer einen Widerstreit zwischen den Werten: vor allem zwischen Freiheit und Gerechtigkeit. Deshalb braucht es einen funktionierenden Staat und eine Umverteilung, damit Chancengleichheit herrscht. Sonst ist Freiheit nur das Recht des Stärkeren.
Ticket: Wie würden Sie heutige Gesellschaften beschreiben, die sich die Freiheit nehmen, an ihre Spitze autoritäre Regenten zu wählen?
Kehr: Als zu faul zum Denken. Es ist absurd, dass genau die Leute, die die Verlierer des sozialpolitischen Kahlschlags sind, ihre Antworten bei den Wirtschaftsliberalen suchen, die diese Politik befürworten. Jedenfalls trifft das in den USA auf Donald Trump und bei uns auf die AfD zu. Klar ist jedenfalls: Nationalismus ist erschreckend in Mode gekommen, obwohl nur Internationalismus die großen Krisen der Zeit lösen könnte.
Ticket: In der Single "Raketenstart" heißt es: "Wir haben die Katastrophe kommen sehen...". Welche Katastrophe meinen Sie?
Kehr: Die Habgier und die Idee von immerwährendem Wachstum. Beides ist bei globalen Eliten sehr wirkungsstark. Statt sich einzugestehen, dass die Ressourcen endlich sind und wir damit wirtschaften müssen, wird wohl über das letzte saubere Trinkwasser Krieg geführt werden...

Termin: Freiburg, Jazzhaus, Fr, 3. Mai, 20 Uhr
von vfcv
am Fr, 03. Mai 2019

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