Theater
Dürrenmatts "Romulus der Große" bei den Freiburger Rathaushofspielen
Die Germanen bedrohen Rom, doch Kaiser Romulus schert’s nicht. Er züchtet weiter Hühner. "Romulus der Große – Eine ungeschichtliche historische Komödie von Friedrich Dürrenmatt" heißt das Stück, das das Wallgraben Theater ab dem heutigen Freitag mit Hans Poeschl in der Titelrolle auf die Bühne bringt. Über aktuelle Bezüge und den Unterschied zwischen Theater drinnen und draußen hat Susanne Ehmann mit Regisseur Peter W. Hermanns gesprochen.
Ticket: Herr Hermanns, was ist das Reizvolle an Dürrenmatts Stück?
Hermanns: Es hat unglaublich viele aktuelle Bezüge. Das ist mir beim ersten Lesen schon aufgefallen. Wirtschaft, Flucht, Politikverdrossenheit. Auch Nationalismus und Patriotismus spielen eine Rolle, das Stück ist ja 1948 entstanden. Damals, nach dem Zweiten Weltkrieg, haben sich die Machtverhältnisse neu geordnet, und das passiert heute ein Stück weit auch, siehe Europa. Wir weisen aber nicht konkret darauf hin, ich glaube, es tauchen viele Bilder auf, bei denen man fast automatisch Bezüge zum Heute herstellt.
Ticket: Das klingt ernst. Und doch ist es eine Komödie?
Hermanns: Ja, es ist fast eine Farce. Die Gesamtsituation ist ja schon völlig absurd und dann noch die Reaktion jedes Einzelnen angesichts der nahenden Gefahr. Es ist eine schöne leichte Sommerkomödie, die aber Inhalte transportiert.
Ticket: Dürrenmatt hat beim Thema künstlerische Freiheit ja aus dem Vollen geschöpft.
Hermanns: Das Einzige, was historisch stimmt, ist die Zeit, es spielt 476 nach Christus, zur Zeit des wirklichen Untergangs des Weströmischen Reichs. Das Stück heißt nicht umsonst "ungeschichtlich".
Ticket: Allzu bekannt ist es nicht.
Hermanns: Es wurde lange nur selten gespielt. Seltsamerweise spielen es dieses Jahr unglaublich viele Theater von Göttingen bis Zürich. Alle haben zur gleichen Zeit zugegriffen. Dabei gibt es gar keinen besonderen Anlass. Das Stück bietet sich einfach an.
Ticket: Haben Sie es für das Wallgraben-Theater adaptiert?
Hermanns: Wir haben nicht aktualisiert, aber einige Passagen und Sätze gestrichen. Das Ganze also ein wenig gekürzt und gerafft, Dürrenmatt wiederholt sich gern. Dann haben wir statt der 16 unterschiedlichen Figuren neun Darsteller und teilweise Doppelbesetzung. Die Kostüme sind an die römische Zeit angelehnt, nur etwas modernisiert.
Ticket: Sie spielen bei schönem Wetter im Rathausinnenhof. Was ist das Spezielle am Open Air-Theater?
Hermanns: Man muss als Schauspieler mehr Gas geben, wenn man auch die hintersten Reihen erreichen will. Der Schall geht ja nach oben weg. An Regentagen, wenn drinnen gespielt wird, müssen sich die Schauspieler dann erst wieder an die neue Situation anpassen. Draußen werden wir das ganze Rathaus einbeziehen, lassen in den Fenstern immer wieder Personen auftauchen. Der Rathausinnenhof wird zu einem richtigen römischen Atrium.
Ticket: Was ist für das Bühnenbild vorgesehen?
Hermanns: Wir wollten es nicht überfrachten. Aber wir zeigen die Insignien der Macht – Ei und Huhn. Und dann gibt es noch einen Thron. Allerdings ist der nicht ganz so, wie man ihn sich vorstellt. Schließlich sind wir auf einem Landsitz mit einer Hühnerzucht... Insgesamt ist Romulus’ Domizil ziemlich heruntergewirtschaftet. Eben kurz vor dem Untergang.
Ticket: Sie sind Regisseur und Schauspieler. Was machen Sie lieber?
Hermanns: Ich mache beides sehr gern und versuche innerhalb einer Spielzeit auch möglichst beides unter einen Hut zu kriegen. Ich habe kein Problem damit, die Rollen zu wechseln, lasse mich auch gerne führen. Bei der Regie ist natürlich der Zeitraum kürzer, meist arbeite ich etwa sechs Wochen mit den Schauspielern, bis zur Premiere. Als Schauspieler ist man deutlich länger beschäftigt: erst die Proben- und dann noch die Spielzeit.
Termin: Freiburg, Innenhof Neues Rathaus, Premiere: 22. Juli, 20.30 Uhr; Termine http://www.wallgraben-theater.com von ehm
Hermanns: Es hat unglaublich viele aktuelle Bezüge. Das ist mir beim ersten Lesen schon aufgefallen. Wirtschaft, Flucht, Politikverdrossenheit. Auch Nationalismus und Patriotismus spielen eine Rolle, das Stück ist ja 1948 entstanden. Damals, nach dem Zweiten Weltkrieg, haben sich die Machtverhältnisse neu geordnet, und das passiert heute ein Stück weit auch, siehe Europa. Wir weisen aber nicht konkret darauf hin, ich glaube, es tauchen viele Bilder auf, bei denen man fast automatisch Bezüge zum Heute herstellt.
Ticket: Das klingt ernst. Und doch ist es eine Komödie?
Hermanns: Ja, es ist fast eine Farce. Die Gesamtsituation ist ja schon völlig absurd und dann noch die Reaktion jedes Einzelnen angesichts der nahenden Gefahr. Es ist eine schöne leichte Sommerkomödie, die aber Inhalte transportiert.
Ticket: Dürrenmatt hat beim Thema künstlerische Freiheit ja aus dem Vollen geschöpft.
Hermanns: Das Einzige, was historisch stimmt, ist die Zeit, es spielt 476 nach Christus, zur Zeit des wirklichen Untergangs des Weströmischen Reichs. Das Stück heißt nicht umsonst "ungeschichtlich".
Ticket: Allzu bekannt ist es nicht.
Hermanns: Es wurde lange nur selten gespielt. Seltsamerweise spielen es dieses Jahr unglaublich viele Theater von Göttingen bis Zürich. Alle haben zur gleichen Zeit zugegriffen. Dabei gibt es gar keinen besonderen Anlass. Das Stück bietet sich einfach an.
Ticket: Haben Sie es für das Wallgraben-Theater adaptiert?
Hermanns: Wir haben nicht aktualisiert, aber einige Passagen und Sätze gestrichen. Das Ganze also ein wenig gekürzt und gerafft, Dürrenmatt wiederholt sich gern. Dann haben wir statt der 16 unterschiedlichen Figuren neun Darsteller und teilweise Doppelbesetzung. Die Kostüme sind an die römische Zeit angelehnt, nur etwas modernisiert.
Ticket: Sie spielen bei schönem Wetter im Rathausinnenhof. Was ist das Spezielle am Open Air-Theater?
Hermanns: Man muss als Schauspieler mehr Gas geben, wenn man auch die hintersten Reihen erreichen will. Der Schall geht ja nach oben weg. An Regentagen, wenn drinnen gespielt wird, müssen sich die Schauspieler dann erst wieder an die neue Situation anpassen. Draußen werden wir das ganze Rathaus einbeziehen, lassen in den Fenstern immer wieder Personen auftauchen. Der Rathausinnenhof wird zu einem richtigen römischen Atrium.
Ticket: Was ist für das Bühnenbild vorgesehen?
Hermanns: Wir wollten es nicht überfrachten. Aber wir zeigen die Insignien der Macht – Ei und Huhn. Und dann gibt es noch einen Thron. Allerdings ist der nicht ganz so, wie man ihn sich vorstellt. Schließlich sind wir auf einem Landsitz mit einer Hühnerzucht... Insgesamt ist Romulus’ Domizil ziemlich heruntergewirtschaftet. Eben kurz vor dem Untergang.
Ticket: Sie sind Regisseur und Schauspieler. Was machen Sie lieber?
Hermanns: Ich mache beides sehr gern und versuche innerhalb einer Spielzeit auch möglichst beides unter einen Hut zu kriegen. Ich habe kein Problem damit, die Rollen zu wechseln, lasse mich auch gerne führen. Bei der Regie ist natürlich der Zeitraum kürzer, meist arbeite ich etwa sechs Wochen mit den Schauspielern, bis zur Premiere. Als Schauspieler ist man deutlich länger beschäftigt: erst die Proben- und dann noch die Spielzeit.
Termin: Freiburg, Innenhof Neues Rathaus, Premiere: 22. Juli, 20.30 Uhr; Termine http://www.wallgraben-theater.com von ehm
am
Fr, 22. Juli 2016