"Ein faszinierender Wechsel"

BZ-INTERVIEW mit Förster Joachim Trautwein zur Eröffnung der Wandersaison am Westweg / Nützliche Tipps für Wanderer.

NEUENWEG. Am Sonntag wird entlang des Westwegs von Pforzheim bis Basel die neue Wandersaison eröffnet. In Neuenweg bietet dazu Revierförster Joachim Trautwein eine geführte Wanderung an. Dirk Sattelberger fragte ihn, was diese Wanderung am Belchensüdhang so besonders macht und ob bei der 12-Kilometerstrecke auch jeder mithalten kann.

BZ: Herr Trautwein, Sie bieten am 8. Mai ei
nen Tagesmarsch von sechs Stunden Länge an. Muss man trainiert sein, um das zu schaffen? Wie ist das mit Kindern?
Trautwein: Eine durchschnittliche Fitness reicht völlig aus. Ich gehe davon aus, dass die Wandersleute, die kommen, eine gute Kondition haben. Bei den sechs Stunden Wanderzeit habe ich mit dem langsamsten Wanderer kalkuliert, wenn man zügig geht, könnte man die Strecke in vier Stunden gehen. Zwei Pausen sind vorgesehen, gegen 11 Uhr und gegen 13.30 Uhr oder 14 Uhr. Kinder sind grundsätzlich willkommen. Es sollten die Eltern beurteilen, wie belastbar sie sind. Für Kinderwagen ist die Strecke aber an einigen Stellen eher nicht geeignet.
BZ: Sie starten am Haldenhof und laufen an der Dekan-Strohmeyer-Kapelle vorbei zum Unteren Hohkelchsattel und Grillplatz Schlossboden. Was macht die Wanderung dort so lohnenswert?
Trautwein: Wir starten auf einem Teil des Westwegs. Es ist eine interessante Strecke mit fast hangparallelen Wegen, das heißt, es gibt wenig Steigungen und wenig Gefälle. Das Besondere ist die Landschaft an den Ausläufern des Belchengebiets mit einem Wechsel von Offenland und Wald. Auch für mich ist der Wechsel von Allmendweiden und Wald immer wieder faszinierend. Wir erreichen am Sonntag mehrmals schöne Aussichtspunkte und sind nicht ständig im Wald. Die Dekan-Strohmeyer-Kapelle hat übrigens eine Geschichte zu erzählen: Der Münstertäler Pfarrer Willibald Strohmeyer hatte Juden versteckt und wurde dafür später in den Bergen von den Nazis erschossen. Der Zugang zur Kapelle liegt auf Gemarkung Münstertal; dafür wurden nach dem Krieg extra die Gemeindegrenzen geändert.

BZ: Kommen Sie auch an der Mättlehütte vorbei am Sonntag? Wann kann sie wiedereröffnet werden?
Trautwein: Nein, wir kommen dort nicht vorbei. Die Mättlehütte beziehungsweise das, was von ihr übrig geblieben ist nach dem Brand, ist noch eine Baustelle. Hinter den Kulissen laufen aber sämtliche Vorbereitungen zum Wiederaufbau. Die Gemeinde sorgt für das Douglasienholz aus dem Gemeindewald, das ist bereits geschlagen und harrt nun der Säge Anfang Juni. Wir hoffen, dass dieses Jahr noch das Dach auf die Hütte kommt, der Innenausbau erfolgt dann später. Die Eröffnung wird voraussichtlich im kommenden Jahr stattfinden.

BZ: Sind die Wanderwege im Kleinen Wiesental beziehungsweise rund um Neuenweg gut ausgeschildert oder raten Sie dazu, vor einer Wanderung immer eine Karte zu studieren?
Trautwein: Definitiv lohnt sich immer eine Karte, es sei denn, man läuft eine Strecke zum 100. Mal. Aber auch ohne Karte sind die Wege rund um Neuenweg sehr gut ausgeschildert, von der Gemeinde und vom Schwarzwaldverein. Da werden Wanderer vorbildlich geführt.

BZ: Am Belchennordhang gab es die letzten Jahre mehrere tödliche Unfälle. Daraufhin wurden Warnschilder und Sicherungen erneuert. Wie ist derzeit die Situation südlich des Gipfels?
Trautwein: An gefährlichen Stellen gibt es Sicherungen, aber wir können nicht den ganzen Wald absperren. Das Betreten des Walds geschieht grundsätzlich auf eigene Gefahr. Der Weiherfelsen oberhalb vom Nonnenmattweiher ist beispielsweise auch nicht abgeschrankt. Dort sollten Wanderer vorsichtig herangehen und nicht unvorsichtig handeln. Auch wenn Wege vereist sind, können sie gefährlich werden. Letzte Woche hatten wir nochmal rund 20 Zentimeter Neuschnee. Aber dann wandert normalerweise auch niemand.

Wanderung: Treffpunkt am Sonntag, 8. Mai, um 10.30 Uhr am Berggasthof "Haldenhof" in Neuenweg. Dauer zirka sechs Stunden mit Pausen. Teilnahme kostenlos.

Mit dem SBG-Wanderbus gelangen Teilnehmer autofrei zum Haldenhof; Abfahrt am Sonntag um 9.20 Uhr am Busbahnhof Schopfheim, Ankunft am Haldenhof um 10.14 Uhr. Mit Zwischenhalten unter anderem in Tegernau, Raich, Bürchau und Neuenweg.
von dsa
am Fr, 06. Mai 2016

ZUR PERSON: Joachim Trautwein

Der 57-Jährige leitet seit 27 Jahren das Forstrevier Neuenweg, das auch Bürchau und andere Waldgebiete mit einschließt. Trautwein hatte im ersten Kleinwiesentäler Gemeinderat von 2009 bis 2014 ein Mandat und engagiert sich heute noch im Ortschaftsrat Neuenweg. Außerdem kennt man ihn als Landesliga-Fußballtrainer. Er ist verheiratet und lebt in Neuenweg.  

Autor: dsa

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