Eine unter Gleichen

Baden-Württembergs Jazzpreisträgerin Alexandra Lehmler und ihr Quintett treten im Freiburger Jazzhaus auf.

Sie zählt zu den "aufstrebenden Sternen der deutschen Jazz-Szene", schrieb jüngst Die Welt über Alexandra Lehmler. Nicht weiter verwunderlich, denn die 35 Jahre alte Saxophonistin erhielt diesen Sommer den Jazzpreis Baden-Württemberg. Dessen Jury lobte die Farbigkeit ihres ausgereiften Spiels und ihre unterhaltsamen Kompositionen, die auf höchstem künstlerischen Niveau angesiedelt sind.

Vieles ist sinnbildlich in der Karriere Alexandra Lehmlers. Auf dem Cover ihres aktuellen Albums "Jazz, Baby!" rückt sie ihrem Instrument mit einer Flex zu Leibe, anschließend wird das Saxophon als Bronze-Statue ausgestellt. "Ich wollte bildlich umsetzen, was Jazz heutzutage für mich ist", verriet die Mannheimerin einem Magazin. "Also eine Zusammensetzung von ganz unterschiedlichen Elementen, eine Komposition aus alten, traditionellen Dingen, aus denen etwas ganz Neues entstehen kann. Die Spannung entsteht durch die eigenwillige Komposition der Elemente und der Zutaten, die man selbst aus sich heraus dazu gibt".

Auch die Geschichte mit dem Großvater, der das Klavier zerhackte und Brennholz daraus machte, ist nicht ohne Ironie. So musste die kleine Alexandra erst mal Klarinette lernen, da die Eltern ihr Lieblingsinstrument Saxophon nicht mochten. Mit 13 durfte sie dann doch Unterricht für das Instrument nehmen, das sie seit ihrem achten Lebensjahr innig liebte. Das Klavier kam noch dazu. Bald stand der Entschluss fest, Musik zu studieren und zum Beruf zu machen. "Ich hatte das klare Ziel: Ich will auf der Bühne stehen und die Möglichkeit haben, meine Musik spielen zu können". Die hatte sie dann genügend in Wettbewerben wie "Jugend jazzt", in den Landesjugendjazzorchestern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie dem Bundesjazzorchester, ehe sie zu Beginn ihres Studiums im Jahr 2000 ihre eigene Band gründete. Mittlerweile hat die Saxophonistin mit ihrem Quintett, dem auch Ehemann Martin Debus am Bass angehört, vier eigene CDs vorgelegt.

Sie sind von Lehmlers stilistischer Offenheit geprägt, die orientalische Melodien ebenso einschließt wie das abstrakte Neo-Bebop-Idiom, pulsierende Latin-Rhythmen wie donnernde Rock-Motorik. Dass die Kompositionen einem Gruppenprozess entspringen, darauf verweist die 35-Jährige entschieden und in aller Bescheidenheit: "Mein Mann und ich machen viel gemeinsam, wir reden über die Musik, die wir machen, und die neuen Programme, die entstehen. Zum größten Teil bringt Matthias die Dinge dann zu Papier. Es wird aber anschließend auch noch viel geändert, probiert, verworfen und neu gemacht, wenn wir mit der Band zusammenspielen". Stilistisch will sich Alexandra Lehmler nicht festlegen: "Die Einordnung ist eher für den Zuhörer hilfreich, damit er in etwa weiß, was ihn erwartet. Die Musiker selbst brauchen das nicht. Wir machen Musik, das allein ist wichtig". Und: "Ich versuche lieber, den Jazz als Musik zu sehen, in der sich alles treffen kann".
– Freiburg, Alexandra Lehmler Quintett, Jazzhaus, So, 30. November, 20 Uhr. BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888.
von Reiner Kobe
am Do, 27. November 2014

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