Wandern in den Vogesen

Eine Wandertour für Familien zu den Riesenfelsen im Elsass

Wunderpfad, Riesenfelsen und die Grotte von Etichon: Schon die Namen der Orte klingen magisch – und die Landschaft ist es mindestens ebenso. Eine Familienwanderung in den Vogesen.

Wir starten unsere Wanderung in Ottrott am Fuße des Mont St. Odile. Der kleine Ort versammelt viele Hotels und Herbergen für Pilger, die sich auf den Weg zum Kloster auf dem Odilienberg machen. Es ist eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten der Region. Das Kloster und den Trubel sparen wir aber lieber aus – wir wollen die Naturschönheiten im Hintergrund entdecken.

In Ottrott steigen wir zunächst die Rue des Châteaux hinauf, biegen links in die Rue du Mont Sainte Odile ein und erreichen an deren Ende den Wanderweg am Waldrand. Wir folgen dem Pilgerweg (Sentier des Pèlerins) mit dem orangen Kreuz. Das Wegzeichen führt uns immer leicht ansteigend Richtung Süden. Der Wald ist zunächst dunkel und trist, wird aber bald heller. Irgendwann erreichen wir die Kapelle St. Gorgon. Schilder warnen davor, sich ihr zu nähern. Wir erkennen schnell warum: Sie liegt am Rande eines enormen, inzwischen stillgelegten Steinbruchs.

Fantastisches Panorama über die Orte am Fuß der Vogesen bis ins Rheintal

Weiter geht’s bergan, an der folgenden Weggabelung wählen wir den rechten Weg und sind bald am Schild, das uns den Wunderpfad ankündigt. Nun folgen wir dem Wanderzeichen mit dem gelben Dreieck. Bald geht der breite Weg in einen schmalen Bergpfad über. Farn streckt seine grünen Wedel aus, Heidelbeersträucher wachsen am Wegrand und die Bäume geben den Blick frei auf Burg Ottrott auf dem waldigen Hügel gegenüber.
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Wir steigen über Wurzeln und immer mehr Felsen weiter Richtung Mont Hohenbourg hinauf. Er liegt oberhalb der Rochers des Géants und bietet eine herrliche Aussicht. Darum lohnt sich dieser Abstecher unbedingt. Hier ist mit Kindern aber auch große Vorsicht geboten: Ab der Weggabelung, wo nur noch zwei Minuten Strecke bis zum Mont Hohenbourg angezeigt sind, nehmen wir die beiden Jüngsten an die Hand – und besteigen ruckzuck das Felsplateau. Nervenkitzel ist angesagt: Am Rande der Klippen geht es senkrecht nach unten.

Wir halten uns im Hintergrund und bestaunen das fantastische Panorama über die Orte am Fuß der Vogesen hinweg bis ins Rheintal. An klaren Tagen blickt man bis zu den Höhen des Schwarzwalds, heute ist die Sicht von Dunst verhangen.

Macht aber nichts. Wir lassen uns zu einem Picknick nieder, wandern gestärkt wieder zum Fuße der Felsen zurück, wo der Wunderpfad startet (nun folgen wir den Schildern Richtung Stollhafen). Bald stehen wir unterhalb des Plateaus und erkennen die merkwürdigen Formen der Felsen: Rundgeschliffene Türme sind es, mehr als 30 Meter hoch, im hellen Rotton des Vogesensandsteins. Die Kinder halten sich mit dem Blick auf die skurrilen Formen nur kurz auf. Für sie viel wichtiger: die Holztierfiguren des Wunderpfades, die jetzt den Wald rechts und links bevölkern. "Da, eine Eule! Und schaut mal, das süße Reh!" Wir Eltern haben es schwer, dem nun rennendem Nachwuchs zu folgen.

Die Heidenmauer stellt Archäologen vor Rätsel: Warum wurde sie erbaut?

Der Pfad führt eben am Hang entlang, mal wandern wir unter einem Felsvorsprung hindurch, mal steigen wir eine steile Steintreppe hinauf. Und irgendwann erreichen wir die Mur Païen, die Heidenmauer. Moosbewachsene Steine türmen sich, oft drei Meter hoch, zu einer Wand. Sie zieht sich wie ein Schutzwall auf einer Länge von zehn Kilometern rund um den Odilienberg – und stellt Archäologen vor ein Rätsel: Zu welchem Zweck und wann die mächtige Mauer gebaut wurde, ist noch immer nicht geklärt.

In ihrem Schatten wandern wir der Grotte d’Etichon entgegen, einer natürlichen Einkerbung im mächtigen Fels. Der Legende nach zog sich Herzog Eticho, Vater der von ihm verstoßenen Odilia, kurz vor seinem Ende hier zurück, um die Sünden seines Lebens zu verbüßen. Noch heute bietet die Grotte Unterschlupf – für neugierige Kinder, die in ihrem dunklen Innern allerlei Magisches vermuten.

Nach einer kleinen Rast wandern wir Richtung Stollhafen. Dieser Felsen mit schöner Aussicht ist der Wendepunkt unserer Tour. Hier steigen wir hinunter auf unseren Rückweg. Das gelbe Kreuz führt uns auf dem Pilgerweg zurück nach Ottrott – mit vielen schönen Eindrücken im Gepäck.
Die Tour: 9,2 Kilometer, 460 Höhenmeter, knapp vier Stunden Laufzeit
Anfahrt mit ÖPNV: Buslinie 257 von Obernai (Gare Paul-Emile Victor) nach Ottrott, Ausstieg an der Haltestelle Pont de l’Ehn
Per Auto: Auf der französischen Autobahn A 35 die Ausfahrt 12 Richtung Obernai nehmen, über Obernai geht es nach Ottrott
Parken: Parkplatz, 99 Rue Principale, 67530 Ottrott, Frankreich (GPS: 48.457519, 7.424920)
Einkehren: Restaurant L’Ami Fritz, 8 Rue des Châteaux, 67530 Ottrott, www.amifritz.com

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von Silke Kohlmann
am Sa, 25. September 2021 um 06:46 Uhr

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