Ausflugstipp

Einsteigen, bitte! Mit der Grubenbahn ins Bergwerk Finstergrund bei Wieden

Gleichbleibende Temperaturen, saubere Luft und das Klima stabil: Mit der einzigen, noch intakten Grubenbahn des Schwarzwalds tuckern Besucher in den Stollen.

Das Bimmeln der Signalglocke lässt aufhorchen, gefolgt von einem kurzen, kräftigen Hupen. Mit einem Ruck setzt sich die Grubenbahn in Bewegung. Langsam rollen die orangegelben Waggons auf den Stolleneingang zu. Ein besonderes Abenteuer für die Besucher, denn mit einer echten Grubenbahn ins Bergwerk einzufahren, das ist im Schwarzwald einmalig und nur im Besucherbergwerk Finstergrund in Wieden möglich.

Ein bisschen wie in der Geisterbahn

Im Stollen schwindet das Tageslicht. Alle paar Meter flackert das Licht der Deckenleuchten auf die Felswände des sonst dunklen Stollens. Ein kühler Hauch dringt aus dem Berginnern. Es mutet an wie Geisterbahnfahren, nur dass keine grausigen Gestalten lauern.

Fast einen halben Kilometer ruckeln die Waggons quietschend und ächzend in den Stollen 5 des Bergwerks Finstergrund. So heißt auch das enge Seitental zwischen Wieden und Utzenfeld im Landkreis Lörrach, nach dem das Bergwerk benannt ist. Die Fahrt mit der alten Grubenbahn ist einer der Höhepunkte der Führung.

Vorne auf der Lok in weißer Bergmannsmontur sitzt Clemens Jäger, einer der ehrenamtlichen Führer und Vorstandsmitglieder des Bergmannvereins. An der Haltestelle Personenbahnhof stoppt er den Bergwerkszug, alle steigen aus. Ab jetzt geht es zu Fuß weiter in den Berg hinein.

Das Bergbaurevier Finstergrund war eines der bedeutendsten Fluss- und Schwerspat-Bergwerke im Schwarzwald. Die Ursprünge des Bergwerks reichen zurück bis ins 14. Jahrhundert. Vor 46 Jahren wurde der Betrieb eingestellt, nicht etwa weil das Vorkommen der Minerale erschöpft war, sondern weil sich der Abbau des Rohstoffes, der hauptsächlich in der Eisenverhüttung und bei der Aluminiumerzeugung eingesetzt wurde, finanziell nicht mehr lohnte.

"Viele Besucher spüren den positiven Effekt der Stollenluft"
Clemens Jäger
Im Stollen ist es merklich kühl, schummrig, feucht. Von den Felswänden tropft Wasser. Die Temperatur unter Tage liegt konstant bei etwa 8 Grad. Im Sommer zieht die warme Luft in den Berg hinein und kühlt sich ab. Dabei wird sie gefiltert und ist quasi frei von Staub und Pollen. Außerdem fördert die niedrige Temperatur die Atmung, was sich bei Allergien und Atemwegserkrankungen positiv auf den Körper auswirkt. "Viele Besucher spüren den positiven Effekt der Stollenluft", so Jäger.

Wenn er über den Bergbau erzählt, spricht er mit Leidenschaft und Engagement. Das Bergwerk ist Heimat und Kulturerbe, das er mit seinem Verein erhalten will. Dafür investieren die rund 20 aktiven Mitglieder bis zu 10 000 Stunden jährlich.

Vom Schwarzwald bis nach Amerika

Schon sein Urgroßvater, Großvater und die Großmutter arbeiteten im Bergwerk und in der Aufbereitung, wo das Gestein gewaschen wurde. 1938 waren bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigt, und noch 1967 war die Gewerkschaft Finstergrund der größte deutsche Flussspatproduzent. Mit dem "Todtnauerli" einer Schmalspurbahn, die von Todtnau nach Zell führte, wurde früher das Material bis Zell und weiter nach Lörrach und Basel transportiert. In den 50er Jahren wurde der Finstergrund-Schwerspat und -Flussspat sogar bis nach Amerika verschifft.

Seit 1982 ist der Stollen 5 für Besucher zugänglich. Darüber befinden sich die Finstergrund-Stollen 4, 3, 2 und 1 sowie der Stollen Max 1 und Max 2 – der gesamte Berg ist von Stollen durchzogen. Unter Tage sieht es aus, als wären die Kumpel nur kurz in der Mittagspause. Alte Grubenfahrzeuge, Förderwagen, Bohrmaschinen und sogar eine Sprenganlage zeugen von der harten Arbeit.

Einer der Besucher darf sogar als Sprengmeister die simulierte "Detonation" – natürlich unter fachmännischer Aufsicht von Clemens Jäger, ausführen. Der knipst seine Grubenlampe an, beleuchtet die Felswand. Zwischen den nackten Felsen glitzert es. Mal überwiegt grün, mal violett, mal gelb oder weiß. Es sind farbenprächtige Mineralgänge, darunter bis zu 500 Millionen alte Kristallingesteine, die sich im Lichtkegel zeigen.

Auf dem rund 400 Meter langen Rundgang präsentiert der Grubenführer so manchen kristallreichen Erz- und Mineralgang, der die dunkle Welt unter Tage zum Leuchten bringt. Wer will, geht noch ins Bergwerkstüble, das unter neuer Leitung von Wolfgang Taruttis geöffnet hat.
Bergwerk Finstergrund

auf der L 123 zwischen Wieden und Utzenfeld an der Adresse Säge 1, 79695 Wieden in den Finstergrund abbiegen, Juli bis September: Mi, Sa, So und Feiertage 10–16 Uhr, Führungen starten stündlich; Eintritt: 8 Euro, bis 14 Jahre 6 Euro;
http://www.finstergrund.de
von Birgit-Cathrin Duval
am So, 06. September 2020 um 07:00 Uhr

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