Technorama Winterthur
Experimente aus der Trickkiste
Eigentlich ganz simpel: Man nehme ein paar Mini-Trockeneisstücke, lasse sie in tiefblaues Wasser purzeln und – Tataaa – fertig sind die Menschenbezauberer. Wie kleine Schnellboote im Ozean ziehen die Stückchen schnurgerade ihre Bahn oder wirbeln um die eigene Achse, umgeben von einer feinen Nebelwolke wie winzige Galaxien im Weltraum. Das ist so unheimlich faszinierend, dass es im Technorama Winterthur selbst die wuseligsten Kinder zum stillen Staunen stoppt.
Was das denn für ein Museum sei, hatte Junior im Vorfeld gefragt. Hoffentlich kein langweiliges, denn "Kinder brauchen Action", betonte der Zwölfjährige und der elfjährige Kumpel nickte dazu. Doch kaum sind wir da, verflüchtigen sich die Bedenken im Nu, mit einer im wahrsten Sinne des Wortes magnetisch anziehenden, elektrifizierenden Vorstellung zur Naturgeschichte des Blitzes: Bei Experimenten live auf der Bühne kommt Hochspannung auf. Und Mutige strecken ihre ummantelte Hand durch ein schützendes Drahtgeflecht im Faraday’schen Gang den 1,2 Millionen Volt starken Blitzen entgegen. Hören lassen können sich die mit dem Tesla-Transformator erzeugten Entladungen, so dass – potz Blitz – anstelle von Donner "Freude schöner Götterfunken" erklingt.
Neben der Gewitterschau und weiteren Vorführungen sind mehr als 500 Experimente über drei Stockwerke hinweg aufgebaut, und so können wir einen Blick in die Trickkiste der Natur werfen, naturwissenschaftliche Phänomene erkunden und dabei sogar noch Spaß haben. Station an Station ist lichtinselweise in einem großen Wissensmeer aufgereiht. Alleine im Erdgeschoss beim Mechanikum und dem Thema Magnetismus lassen sich jede Menge Versuche machen.
Doch: Puh, wo anfangen? Dabei können wir von unseren Kindern lernen. Die lassen sich einfach treiben in dieser Informationsflut, spielen und probieren aus, was sie gerade interessiert oder ihnen unter die Hände oder Füße kommt. Sie lassen beim Tretgenerator Bohrer, Ventilator oder Lichter angehen. Oder sie probieren ganz mechanisch am Drehtisch aus, wie man es schafft, mehrere Kugeln, Ringe und Scheiben gleichzeitig rollen zu lassen, während wir Erwachsene noch nachlesen, wie Zentrifugal- und Kreiselkräfte wirken.
Auf den richtigen Blickwinkel kommt es im ersten Stock an: "Hey, das ist doch nicht normal" oder "voll unmöglich", staunen die Jungs ein ums andere Mal. Denn dort in den Kopfwelten glaubt man, nicht alle Sinne beisammenzuhaben: Durch ein Guckloch von außen wirkt der so genannte Ames-Raum ganz normal, doch von innen ist er schräg und verzerrt. Außerdem gibt es Spiegel, die scheinbar unmögliche Sachen vorgaukeln.
Auch beim nächsten Wissenschaftsfeld, der Mathe-Magie geht probieren über studieren. Dort erwachen die Phythagoras-Quadrate (wir erinnern uns: a² + b² = c²) zum Leben und lassen sich wiegen; die Dreiecke a und b wiegen zusammen tatsächlich genauso viel wie Dreieck c. Hätte unser Lehrer das damals nicht auch so einfach erklären und uns das Leid ersparen können? Während wir Erwachsenen noch sinnieren, sind die Kids schon längst in die nächste Welt abgedüst, in "Wasser, Natur und Chaos", wo sie Wolkenringe aufsteigen lassen oder austesten, wer beim Flaschenschütteln den schnelleren Strudel erzeugen kann.
Einen Stock höher holt uns die Kindheit ein: Dort ist ein wahrer Traum aus klingendem Holz aufgestellt und reiht sich Murmelbahn an Murmelbahn. An den lebensgroßen, hölzernen Unikaten stehen Jung und Alt gleichermaßen, drehen Kurbeln, drücken Tasten, ziehen an Seilwinden, betätigen Wippen und Fußpedale und bringen so die skurrilen Maschinen des Tüftlerkünstlers Pierre Andrès in Schwung und die Kugeln ins Rollen.
Als wir die letzte Station, Licht und Schatten, erreichen, wird es draußen allmählich dunkel. Doch dafür hat dort drinnen im Technorama kaum jemand einen Blick. Wir lassen bunte Schatten tanzen, gucken durch grün-rote Brillen mit erstaunlichem Effekt – und sind schließlich phänomenal müde. Ein letztes Mal versammeln wir uns um den Trockeneispool, sehen den weißen Dampfschiffen, Mini-Tornados und Kometen zu, wie sie ihre Bahn ziehen, sich drehen und drehen und drehen – und schließlich verschwinden.
Weitere Infos: Swiss Science Center Technorama Winterthur, Technoramastr. 1, CH-8404 Winterthur, täglich geöffnet von 10 bis 17 Uhr, Erwachsene 26,20 Euro, Kinder von 6 bis 15 Jahren 16,20 Euro. Infos: Tel. 0041/522440844 oder unter http://www.technorama.ch von Anita Fertl
Was das denn für ein Museum sei, hatte Junior im Vorfeld gefragt. Hoffentlich kein langweiliges, denn "Kinder brauchen Action", betonte der Zwölfjährige und der elfjährige Kumpel nickte dazu. Doch kaum sind wir da, verflüchtigen sich die Bedenken im Nu, mit einer im wahrsten Sinne des Wortes magnetisch anziehenden, elektrifizierenden Vorstellung zur Naturgeschichte des Blitzes: Bei Experimenten live auf der Bühne kommt Hochspannung auf. Und Mutige strecken ihre ummantelte Hand durch ein schützendes Drahtgeflecht im Faraday’schen Gang den 1,2 Millionen Volt starken Blitzen entgegen. Hören lassen können sich die mit dem Tesla-Transformator erzeugten Entladungen, so dass – potz Blitz – anstelle von Donner "Freude schöner Götterfunken" erklingt.
Neben der Gewitterschau und weiteren Vorführungen sind mehr als 500 Experimente über drei Stockwerke hinweg aufgebaut, und so können wir einen Blick in die Trickkiste der Natur werfen, naturwissenschaftliche Phänomene erkunden und dabei sogar noch Spaß haben. Station an Station ist lichtinselweise in einem großen Wissensmeer aufgereiht. Alleine im Erdgeschoss beim Mechanikum und dem Thema Magnetismus lassen sich jede Menge Versuche machen.
Doch: Puh, wo anfangen? Dabei können wir von unseren Kindern lernen. Die lassen sich einfach treiben in dieser Informationsflut, spielen und probieren aus, was sie gerade interessiert oder ihnen unter die Hände oder Füße kommt. Sie lassen beim Tretgenerator Bohrer, Ventilator oder Lichter angehen. Oder sie probieren ganz mechanisch am Drehtisch aus, wie man es schafft, mehrere Kugeln, Ringe und Scheiben gleichzeitig rollen zu lassen, während wir Erwachsene noch nachlesen, wie Zentrifugal- und Kreiselkräfte wirken.
Auf den richtigen Blickwinkel kommt es im ersten Stock an: "Hey, das ist doch nicht normal" oder "voll unmöglich", staunen die Jungs ein ums andere Mal. Denn dort in den Kopfwelten glaubt man, nicht alle Sinne beisammenzuhaben: Durch ein Guckloch von außen wirkt der so genannte Ames-Raum ganz normal, doch von innen ist er schräg und verzerrt. Außerdem gibt es Spiegel, die scheinbar unmögliche Sachen vorgaukeln.
Auch beim nächsten Wissenschaftsfeld, der Mathe-Magie geht probieren über studieren. Dort erwachen die Phythagoras-Quadrate (wir erinnern uns: a² + b² = c²) zum Leben und lassen sich wiegen; die Dreiecke a und b wiegen zusammen tatsächlich genauso viel wie Dreieck c. Hätte unser Lehrer das damals nicht auch so einfach erklären und uns das Leid ersparen können? Während wir Erwachsenen noch sinnieren, sind die Kids schon längst in die nächste Welt abgedüst, in "Wasser, Natur und Chaos", wo sie Wolkenringe aufsteigen lassen oder austesten, wer beim Flaschenschütteln den schnelleren Strudel erzeugen kann.
Einen Stock höher holt uns die Kindheit ein: Dort ist ein wahrer Traum aus klingendem Holz aufgestellt und reiht sich Murmelbahn an Murmelbahn. An den lebensgroßen, hölzernen Unikaten stehen Jung und Alt gleichermaßen, drehen Kurbeln, drücken Tasten, ziehen an Seilwinden, betätigen Wippen und Fußpedale und bringen so die skurrilen Maschinen des Tüftlerkünstlers Pierre Andrès in Schwung und die Kugeln ins Rollen.
Als wir die letzte Station, Licht und Schatten, erreichen, wird es draußen allmählich dunkel. Doch dafür hat dort drinnen im Technorama kaum jemand einen Blick. Wir lassen bunte Schatten tanzen, gucken durch grün-rote Brillen mit erstaunlichem Effekt – und sind schließlich phänomenal müde. Ein letztes Mal versammeln wir uns um den Trockeneispool, sehen den weißen Dampfschiffen, Mini-Tornados und Kometen zu, wie sie ihre Bahn ziehen, sich drehen und drehen und drehen – und schließlich verschwinden.
Weitere Infos: Swiss Science Center Technorama Winterthur, Technoramastr. 1, CH-8404 Winterthur, täglich geöffnet von 10 bis 17 Uhr, Erwachsene 26,20 Euro, Kinder von 6 bis 15 Jahren 16,20 Euro. Infos: Tel. 0041/522440844 oder unter http://www.technorama.ch von Anita Fertl
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Fr, 09. Februar 2018