Porträt
Fado-Sängerin Mariza kommt auf ZMF in Freiburg
Unter den führenden Fadistas des 21. Jahrhunderts fällt sie sofort als wasserstoffblondes Energiebündel auf. Marizas Inszenierung der traditionellen portugiesischen Musik dürfte wohl die extravaganteste sein, die man derzeit zu sehen und hören bekommt. Mit ihrem ZMF-Auftritt gastiert die Portugiesin erstmals in Freiburg.
Als Marisa dos Reis Nunes wird sie 1973 in Mosambik geboren, sie ist die Tochter eines Portugiesen und einer Afrikanerin. Doch die Familie bricht die Zelte dort ab, als sie drei Jahre alt ist, und siedelt direkt in die Wiege des Fado über, ins Mouraria-Viertel Lissabons. Vom Vater bekommt Mariza die Leidenschaft für die Musik mit auf den Weg, sie singt für die Gäste im Familienrestaurant, bevor sie überhaupt lesen und schreiben kann. Doch da der Fado damals unter Jugendlichen noch als extrem uncool gilt, begeistert sie sich als Teenagerin eher für Pop, Gospel und brasilianische Klänge.
Erst mit Mitte Zwanzig wendet sie sich wieder dem Genre zu, und die berühmte Sängerin Maria da Fé wird ihre erste Lehrerin. Als Mariza 1999 eingeladen wird, an einem Tributkonzert zu Ehren der gerade verstorbenen Amália Rodrigues im Coliseu von Lissabon teilzunehmen, steigt ihr Bekanntheitsgrad, sie wird zur Entdeckung des Jahres gekürt. 2001 nimmt sie ihr erstes Album "Fado Em Mim" auf, das mit vielen Titeln aus dem Repertoire von Amália ebenfalls eine Hommage an die größte Fadista aller Zeiten ist. Stimmlich verdankt Mariza der Ikone viel, hebt sich in ihrem Auftreten jedoch deutlich ab vom herkömmlichen Erscheinungsbild: Die hellblonde Haarpracht sticht mit großer Wirkung ab gegenüber den klassischen Insignien des Genres, dem schwarzen Kleid und Schal.
Ein Publikum nicht nur in Portugal, sondern weltweit begeistert sich bereits kurz nach Erscheinen des Debüts für die junge Dame, die durch ihren außergewöhnlichen Kopfputz genauso auffällt wie durch einen geradezu ekstatischen Vortrag mit selbstbewusster Mimik und Gestik. Kein Zweifel: Mariza weiß sich zu inszenieren. Ab ihrem zweiten Album "Fado Curvo" fließen sanfte Neuerungen in Marizas Fado ein. Der Name ist Programm: Nicht geradeaus verläuft die Entwicklung, sondern gebogen, gewunden, mit Schlenkern in andere musikalische Terrains. "Das Leben verläuft ja auch nicht in geraden Bahnen, genauso wenig wie zwischenmenschliche Beziehungen, und ebenso ist es mit der Musik", so ihre Begründung. Zur portugiesischen Gitarre treten nun tänzerische Perkussion und ein elegantes Piano hinzu, gestopfte Trompete und ein Cello.
Für die Texte bedient sie sich nun ganz unorthodox beim Nationaldichter Fernando Pessoa genau wie beim Liedermacher José Afonso. Ihre Stimme ist es jedoch vor allem, die fesselt: Vom intimen, delikaten Wispern bis zu ekstatischer, schmerzlicher Intensität reicht ihr vokales Spektrum, von neckischer Leichtfüßigkeit in den volkstümlicheren Liedern bis zu haltloser Leidenschaft und Wehmut in den melodramatischen Stücken. Es ist diese Stimme, die bis heute für Begeisterung von der New Yorker Carnegie Hall bis zur Oper von Sydney sorgt. Und die in allen neuen stilistischen Einbettungen immer das Kommando behält auf den weiteren Veröffentlichungen ihrer Karriere: sei es mit Flamenco-Anleihen, in brasilianischem Flair, mit Rock- und Jazz-Einsprengseln oder gar mit einem ganzen Streichorchester.
Sie sucht sich Partner aus der kreolischen Musik der Kapverden, aus der Karibik, aus der spanischen und brasilianischen Musik oder dem anglo-amerikanischen Pop. Sie überzeugt als kosmopolitische Botschafterin, ohne ihr Eigenes zu verlieren. Und wie Mariza ihr Publikum live im Griff hat, kann auf dem "Concerto Em Lisboa" aus dem Jahre 2006 beobachtet werden, einer der eindrücklichsten Konzertmitschnitte der portugiesischen Neuzeit.
– Mariza, ZMF, Zirkuszelt, Freiburg. Di, 7. Juli, 20 Uhr, Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 / 496 8888) und bei allen BZ-Geschäftsstellen. von Stefan Franzen
Als Marisa dos Reis Nunes wird sie 1973 in Mosambik geboren, sie ist die Tochter eines Portugiesen und einer Afrikanerin. Doch die Familie bricht die Zelte dort ab, als sie drei Jahre alt ist, und siedelt direkt in die Wiege des Fado über, ins Mouraria-Viertel Lissabons. Vom Vater bekommt Mariza die Leidenschaft für die Musik mit auf den Weg, sie singt für die Gäste im Familienrestaurant, bevor sie überhaupt lesen und schreiben kann. Doch da der Fado damals unter Jugendlichen noch als extrem uncool gilt, begeistert sie sich als Teenagerin eher für Pop, Gospel und brasilianische Klänge.
Erst mit Mitte Zwanzig wendet sie sich wieder dem Genre zu, und die berühmte Sängerin Maria da Fé wird ihre erste Lehrerin. Als Mariza 1999 eingeladen wird, an einem Tributkonzert zu Ehren der gerade verstorbenen Amália Rodrigues im Coliseu von Lissabon teilzunehmen, steigt ihr Bekanntheitsgrad, sie wird zur Entdeckung des Jahres gekürt. 2001 nimmt sie ihr erstes Album "Fado Em Mim" auf, das mit vielen Titeln aus dem Repertoire von Amália ebenfalls eine Hommage an die größte Fadista aller Zeiten ist. Stimmlich verdankt Mariza der Ikone viel, hebt sich in ihrem Auftreten jedoch deutlich ab vom herkömmlichen Erscheinungsbild: Die hellblonde Haarpracht sticht mit großer Wirkung ab gegenüber den klassischen Insignien des Genres, dem schwarzen Kleid und Schal.
Ein Publikum nicht nur in Portugal, sondern weltweit begeistert sich bereits kurz nach Erscheinen des Debüts für die junge Dame, die durch ihren außergewöhnlichen Kopfputz genauso auffällt wie durch einen geradezu ekstatischen Vortrag mit selbstbewusster Mimik und Gestik. Kein Zweifel: Mariza weiß sich zu inszenieren. Ab ihrem zweiten Album "Fado Curvo" fließen sanfte Neuerungen in Marizas Fado ein. Der Name ist Programm: Nicht geradeaus verläuft die Entwicklung, sondern gebogen, gewunden, mit Schlenkern in andere musikalische Terrains. "Das Leben verläuft ja auch nicht in geraden Bahnen, genauso wenig wie zwischenmenschliche Beziehungen, und ebenso ist es mit der Musik", so ihre Begründung. Zur portugiesischen Gitarre treten nun tänzerische Perkussion und ein elegantes Piano hinzu, gestopfte Trompete und ein Cello.
Für die Texte bedient sie sich nun ganz unorthodox beim Nationaldichter Fernando Pessoa genau wie beim Liedermacher José Afonso. Ihre Stimme ist es jedoch vor allem, die fesselt: Vom intimen, delikaten Wispern bis zu ekstatischer, schmerzlicher Intensität reicht ihr vokales Spektrum, von neckischer Leichtfüßigkeit in den volkstümlicheren Liedern bis zu haltloser Leidenschaft und Wehmut in den melodramatischen Stücken. Es ist diese Stimme, die bis heute für Begeisterung von der New Yorker Carnegie Hall bis zur Oper von Sydney sorgt. Und die in allen neuen stilistischen Einbettungen immer das Kommando behält auf den weiteren Veröffentlichungen ihrer Karriere: sei es mit Flamenco-Anleihen, in brasilianischem Flair, mit Rock- und Jazz-Einsprengseln oder gar mit einem ganzen Streichorchester.
Sie sucht sich Partner aus der kreolischen Musik der Kapverden, aus der Karibik, aus der spanischen und brasilianischen Musik oder dem anglo-amerikanischen Pop. Sie überzeugt als kosmopolitische Botschafterin, ohne ihr Eigenes zu verlieren. Und wie Mariza ihr Publikum live im Griff hat, kann auf dem "Concerto Em Lisboa" aus dem Jahre 2006 beobachtet werden, einer der eindrücklichsten Konzertmitschnitte der portugiesischen Neuzeit.
– Mariza, ZMF, Zirkuszelt, Freiburg. Di, 7. Juli, 20 Uhr, Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 / 496 8888) und bei allen BZ-Geschäftsstellen. von Stefan Franzen
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Di, 30. Juni 2015 um 07:01 Uhr