HipHop

Gerard im Jazzhaus

Der österreichische Rapper Gerard spielt im Jazzhaus in Freiburg.

"Neue Welt" heißt das vor wenigen Wochen erschienene Album des Rappers Gerard. Der Titel könnte programmatischer nicht sein. Es ist vieles neu im Werk und der Welt des Wieners, der sich mit dem Vorgängeralbum "Blausicht" 2013 als Künstler etabliert hatte, obgleich er schon seit mehr als zehn Jahren am Mikrofon aktiv ist.

Der große kommerzielle Erfolg blieb für den in HipHop-Kreisen ob seiner Texterqualitäten geschätzten Endzwanziger zwar aus, bei Kritikern und seiner kleinen, aber stetig wachsenden Fangemeinde hinterließ "Blaulicht" jedoch Spuren. Gerard rappte über die Innenansicht und Alltagsprobleme der Generation Y(olo) zwischen Jetztzeit und Sehnsucht. Dabei schloss er geschickt vom Detail auf das Gesamte.

Seit gut zwei Jahren hat der Endzwanziger nun sein Jurastudium in der Tasche. Er ist seither nicht vom Hörsaal in eine Kanzlei gewechselt, sondern vielmehr ins Tonstudio und an den Schreibblock. Der MC Gerard, der sich nicht mehr Gerard MC, sondern nur noch Gerard nennt, lebt von und für seine Musik. Genauer: Rapmusik. Noch genauer: Rapmusik mit synthielastigem Pop-Einschlag, der sich auf "Neue Welt" Bahn bricht. "Ich möchte coole Pop-Musik machen, die Substanz und Style hat", sagte er im Vorfeld des Album-Releases im Gespräch mit dem Onlinemagazin allgood.de.

Auf textlicher Ebene bedeutet das bei den zwölf neuen Stücken einen Perspektivwechsel, der Österreicher nimmt eine neue Welt in den Fokus, zu der man sagen würde: Läuft bei ihr. Jeder darf machen, was ihm gefällt. Wer ein guter Mensch ist, der kommt voran. "Keinen Durchblick, aber trotzdem beste Aussicht." Eine Welt, die eine gesellschaftliche Utopie darstellt.

Gerard stellt sich damit auch der wiederkehrenden Frage, ob es die Kunst im Allgemeinen und die Musik im Speziellen vermag, die Welt besser zu machen. "Die Sonne regnet Gold", oder "Lass uns am besten in die Höhe fallen", sind da zwei Zeilen, die als Antwort taugen. Gerard hinterlässt einen bleibenden Eindruck – was übrigens auch für seine Live-Show gilt.

Termin: Freiburg, Jazzhaus, Do, 29. Okt.,
20 Uhr
von Daniel Weber
am Fr, 23. Oktober 2015

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