ist. Liegt das auch am Verlauf des revolutionären Aufbruchs 1989? Die Bürgerrechtsbewegung von damals ist gescheitert - so lautet zumindest ein lang eingespielter Topos. Mit der Wiedervereinigung nach westdeutschem Modell wurden ihre Ideen schnell ad acta gelegt. 35 Jahre nach dem Fall der Mauer sind die sicher geglaubten Grundlagen von Demokratie und wirtschaftlicher Versorgung jedoch brüchig geworden - in Deutschland wie auch international. Diese doppelte Bilanz gibt Anlass, zurückzublicken. Welche Chancen hätte es 1989 für eine Neugestaltung der wiedervereinten Gesellschaft gegeben - und welche Weichenstellungen haben die Bundesrepublik bis heute geprägt? Dringlicher denn je sind die Fragen, die 1989 intensiv diskutiert wurden: Wie lässt sich eine zukunftsfähige Gesellschaft gestalten? Wie müsste Demokratie verstanden werden, wenn sie tatsächlich den mündigen, individuellen Menschen meinen und ihn in die Lage versetzen soll, politische Prozesse produktiv mitzuverantworten? Wie ist eine Ökonomie möglich, die einerseits wirtschaftlich funktionsfähig ist, andererseits aber ihren solidarischen Aufgabenstellungen gerecht wird? Insbesondere im "Neuen Forum" gab es konkrete Ansätze dazu, die aussichtsreich waren, bisher aber noch nie dargestellt worden sind. Zu ihnen gehörten an zentraler Stelle anthroposophische Initiativen. Wie aktuell sind die Ansätze von 1989 und welche Chancen könnten sie heute bieten? DR. ANDRE BARTONICZEK, geb. 1965, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Heidelberg. Er war Waldorf-Oberstufenlehrer in Weimar, Stuttgart und Heidelberg, Leiter der Akademie für Waldorfpädagogik in Mannheim und Dozent am Fernstudium für Waldorfpädagogik Jena. Gegenwärtig ist er Schulleiter an der Freien Waldorfschule Karlsruhe. Publikationen zur Geschichte, Pädagogik und Ästhetik. Die Publikation Andre Bartoniczek: 1989 - der unvollendete Aufbruch. Die Revolution und ihre uneingelösten Chancen erscheint voraussichtlich im Dezember 2025 im Schwabe Verlag.
Teil 1: 1933, 1989 und Vortragsreihe Zeitgeschichte und Anthroposophie. Uni Freiburg, KG III, Hörsaal 3044 (Ecke Löwenstr.
Quelle: Veranstalter
Veröffentlicht am Fr, 06. Juni 2025 um 09:14 Uhr