Gipfeltreffen am Gipfelkreuz

Steiler Anstieg, schöner Ausblick: Eine abwechslungsreiche Wanderung von Bernau Hof hoch zum Herzogenhorn.

Wie ein Ausflug in die Vergangenheit fühlt sich die Fahrt nach Bernau Hof an, dem Ausgangspunkt unserer Tour. Ein schmales Sträßchen führt durch ein Hochtal, links und rechts nur Wiesen, ehe man den Goldbach überquert und in einer wahrlich goldigen Idylle landet. Urige, alte, geranienbehangene Schwarzwaldhäuser prägen das Bild des Ortsteils am Fuß des Herzogenhorns. Und da wollen wir heute hoch, auf den 1415 Meter hohen Gipfel.

Vom Wanderparkplatz in der Ortsmitte aus geht’s, natürlich, erst mal bergauf, den Alten Krunkelbachweg entlang. Ein schmaler Pfad biegt linker Hand ab und führt im Zickzack ordentlich steil in einen Buchenmischwald. Zum Glück steht oben am Aussichtspavillon eine Bank, von der sich ein feiner Blick über das Bernauer Hochtal auftut. Einige Höhenmeter und Schnaufer später lockt beim Aussichtspunkt Hofmättle schon die nächste Bank, mit noch besserem, weil höherem Blick – gerne lassen wir uns dort nieder.

Wie es auf der Tafel richtig heißt, hat man eine gute Übersicht über die Gesamtgemarkung Bernau mit den elf Ortsteilen. Dort unten, in Oberlehen, steht das Geburtshaus des Malers Hans Thoma. Dem berühmten Sohn des Dorfes wurde nicht nur ein Gedenkstein und ein Wanderweg gewidmet, sondern ein ganzes Museum, das eine umfangreiche Sammlung des Künstlers beherbergt. Was pflegte Thoma über sein Heimatdorf zu sagen? "Da vergesse ich alle Sorgen und der Friede der Natur umschließt auch meine Seele." Stimmt. Doch nach so viel ruhigem, friedlichen Sitzen ist’s uns wieder nach Bewegung. Bergmischwälder wechseln mit Hochweiden, die einmal mehr den Blick über weite Schwarzwaldberge zulassen. Nach einem letzten giftigen Anstieg ist der, je nach Interpretation, zweit- oder dritthöchste Gipfel des Schwarzwalds erreicht.

Gipfeltreffen am Gipfelkreuz. Die Alpen liegen zwar im Dunst, aber jede Menge anderer Bergschönheiten haben sich wie zur Modelparade aufgereiht: Da liegen der Seebuck und der Feldberg, der Belchen und der Blößling. Wir haben natürlich den Königsblick auf Bernau – und blicken auf die Krunkelbachhütte hinunter, unsere nächste Station.

Doch zunächst geht es Richtung Leistungszentrum zur Glockenführe. Angeblich stammt der Name Führe von der Zahl Vier ab. Vier Kirchen und Kapellen sollen hier zu hören sein. Wir hören nichts, nur die Stille der Natur, und biegen rechts ab. Ein schmaler Pfad führt um den steilen, felsigen Nordostabhang des Herzogenhorns durch den Wechtenkessel, wo im Winter die Lawinen abfahren. Auch der Weg selbst ist steinig und felsig, der Bewuchs spärlich und erst im Juli wird die alpine Flora wieder in voller Blüte zu sehen sein. Durch eine grüne Talsenke erreichen wir die Krunkelbachhütte, wo es eine Wetterstation, Vesper und den Blick auf das Herzogenhorn von unten gibt.

Mit der Abendsonne treten wir den nur knapp zwei Kilometer langen Rückweg nach Hof an. Im Dorf selbst ist es nach der rund acht Kilometer langen Wanderung, rund fünf Stunden später, ähnlich ruhig wie zuvor. Ist es diese herrliche Ruhe, die uns immer wieder glauben lässt, dass es schon im 12. Jahrhundert, bei der ersten Erwähnung des Orts, ein bisschen so ausgesehen haben könnte? Ein Auto fährt vorbei und weckt uns aus den Träumen, ehe wir in unseres einsteigen und zurück in die Gegenwart fahren – ganz langsam.
von anfe
am Mo, 09. Mai 2016

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