Galerie unter der Autobahnbrücke
Graffiti-Open-Air-Walk in Lörrach
Für manche sind es nur Farbschmierereien. Aber: "Jedes Graffiti hat eine Aussage für den Betrachter", ist Christel Mohr überzeugt. Sie führt uns durch die Bridge-Gallery, wie der Freiluftkunstort auf den 28 Doppelpfeilern der Autobahnbrücke genannt wird. Der zieht sich wie ein riesengroßer Tausendfüßler mit bunten Socken auf 1,3 Kilometer Länge durch den Grütt-Landschaftspark in Lörrach.
Pfeiler um Pfeiler ploppen farbige Buchstaben auf und es werden Geschichten erzählt, mal heiter, mal düster, mit witziger oder gesellschaftskritischer Aussage: Ein Koch rührt singend im Topf, ein Ding, halb Menschenbaby, halb Insekt wird vom Fortschritt überrollt, ein süßer Hund mit Stachelhalsband guckt verspielt aus einem Buchstabensalat "work hard, play hard" hervor. Und die Kugeln auf einer Eiswaffel tanzen Boogie.
Gewöhnlich sind Graffitis verboten – unter der Autobahn 98 aber legal. Das haben das Jugendparlament und der Soziale Arbeitskreis Lörrach gemeinsam mit privaten und städtischen Unterstützern 2010 durchgesetzt. Sprühen darf jeder, der eine Greencard dafür hat. Die verteilt das Rathaus kostenlos und die Sprayer verpflichten sich im Gegenzug, Malreste zu entsorgen und auf rassistische oder volksaufhetzende Zeichnungen zu verzichten. Sprayer bekommen dann einen der Pfeiler zugeteilt. Zusätzlich helfen die Buchstaben a, b, c im Uhrzeigersinn, die Lage des eigenen Sprayfleckchens genauer zu bestimmen. Beliebt sind solche Greencards auch bei Schulklassen oder Geburtstagsgruppen – und nicht zuletzt bei der Profiszene.
Style-Writing wird die verbreitetste Form von Graffiti genannt, bei der Unterschrift und Aussagen des Sprayers das Basiselement der Graffitibilder sind. In diese Szene tauchen wir nun ein – aber nur ein bisschen, weil Mohr großen Respekt vor den Künstlerinnen und Künstlern hat. Diese wollen meist unerkannt bleiben, bewegen sie sich doch im Spannungsfeld zwischen Illegalität und Kunst. Deshalb verwenden Sprayer ein Pseudonym und Signaturkürzel, den sogenannten Tag.
"Das Ziel eines Sprayers ist es, sein Writing da zu hinterlassen, wo es so oft wie möglich gelesen wird", erklärt Mohr. Wir lernen, dass die Sprayer einen Ehrenkodex haben und vorherige Tags nur übermalen, wenn sie sicher sind, es besser zu können.
Dazu braucht’s eine stimmige Farbauswahl und gute Technik, um die Buchstaben möglichst kunstvoll und plastisch darzustellen – und nicht zuletzt den perfekten Umgang mit der Spraydose. Den dürfen wir nun ausprobieren und unsere eigene Unterschrift auf der Bridge-Gallery hinterlassen. Also ran an die Dose, einfach sprayen – von wegen. Der Strich wird zu dick, konturlos. Wir testen und probieren, es wird besser, aber nicht perfekt. Gut, dass Mohr Schablonen, sogenannte Stencils, mitgebracht hat. So steigen kurz darauf bunte Lörracher Lerchen von unserem Pfeiler auf – unser winzig kleiner Beitrag für eine freie, monumentale Bridge-Gallery-Kunst.
Per Rad ab Lörracher Rathaus, Do, 9. Juli, 17 Uhr, Kosten:
Erwachsene 5 Euro, Kinder 2,50,
Anmeldung erforderlich bei der Tourist-Info Lörrach, Tel. 07621/ 9408965, http://www.loerrach.de
Leihräder: http://www.velostation-loerrach.de Tel. 07621/165551
von Anita Fertl
Pfeiler um Pfeiler ploppen farbige Buchstaben auf und es werden Geschichten erzählt, mal heiter, mal düster, mit witziger oder gesellschaftskritischer Aussage: Ein Koch rührt singend im Topf, ein Ding, halb Menschenbaby, halb Insekt wird vom Fortschritt überrollt, ein süßer Hund mit Stachelhalsband guckt verspielt aus einem Buchstabensalat "work hard, play hard" hervor. Und die Kugeln auf einer Eiswaffel tanzen Boogie.
Gewöhnlich sind Graffitis verboten – unter der Autobahn 98 aber legal. Das haben das Jugendparlament und der Soziale Arbeitskreis Lörrach gemeinsam mit privaten und städtischen Unterstützern 2010 durchgesetzt. Sprühen darf jeder, der eine Greencard dafür hat. Die verteilt das Rathaus kostenlos und die Sprayer verpflichten sich im Gegenzug, Malreste zu entsorgen und auf rassistische oder volksaufhetzende Zeichnungen zu verzichten. Sprayer bekommen dann einen der Pfeiler zugeteilt. Zusätzlich helfen die Buchstaben a, b, c im Uhrzeigersinn, die Lage des eigenen Sprayfleckchens genauer zu bestimmen. Beliebt sind solche Greencards auch bei Schulklassen oder Geburtstagsgruppen – und nicht zuletzt bei der Profiszene.
Style-Writing wird die verbreitetste Form von Graffiti genannt, bei der Unterschrift und Aussagen des Sprayers das Basiselement der Graffitibilder sind. In diese Szene tauchen wir nun ein – aber nur ein bisschen, weil Mohr großen Respekt vor den Künstlerinnen und Künstlern hat. Diese wollen meist unerkannt bleiben, bewegen sie sich doch im Spannungsfeld zwischen Illegalität und Kunst. Deshalb verwenden Sprayer ein Pseudonym und Signaturkürzel, den sogenannten Tag.
"Das Ziel eines Sprayers ist es, sein Writing da zu hinterlassen, wo es so oft wie möglich gelesen wird", erklärt Mohr. Wir lernen, dass die Sprayer einen Ehrenkodex haben und vorherige Tags nur übermalen, wenn sie sicher sind, es besser zu können.
Dazu braucht’s eine stimmige Farbauswahl und gute Technik, um die Buchstaben möglichst kunstvoll und plastisch darzustellen – und nicht zuletzt den perfekten Umgang mit der Spraydose. Den dürfen wir nun ausprobieren und unsere eigene Unterschrift auf der Bridge-Gallery hinterlassen. Also ran an die Dose, einfach sprayen – von wegen. Der Strich wird zu dick, konturlos. Wir testen und probieren, es wird besser, aber nicht perfekt. Gut, dass Mohr Schablonen, sogenannte Stencils, mitgebracht hat. So steigen kurz darauf bunte Lörracher Lerchen von unserem Pfeiler auf – unser winzig kleiner Beitrag für eine freie, monumentale Bridge-Gallery-Kunst.
Per Rad ab Lörracher Rathaus, Do, 9. Juli, 17 Uhr, Kosten:
Erwachsene 5 Euro, Kinder 2,50,
Anmeldung erforderlich bei der Tourist-Info Lörrach, Tel. 07621/ 9408965, http://www.loerrach.de
Leihräder: http://www.velostation-loerrach.de Tel. 07621/165551
am
Mo, 18. Mai 2015