"Ich liebe einen absurden Humor"
"Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh" ist wieder da! Mit dieser Rolle wurde Pierre Richard vor 45 Jahren mit einem Schlag berühmt. Blond ist der 82-jährige Franzose nicht mehr und einen schwarzen Schuh trägt er beim Interview zu seinem neuen Film "Monsieur Pierre geht online" auch nicht. Leger trägt er sein weißes Hemd über der Hose. Und auch im hohen Alter blitzt aus ihm noch der charmante Schelm, wie man ihn aus Erfolgskomödien der 70er und 80er Jahre wie "Der Sanfte mit den schnellen Beinen", "Die Flüchtigen" und "Die Regenschirmmörder" kennt. Markus Tschiedert sprach mit Pierre Richard.
Ticket: Gliedert sich "Monsieur Pierre geht online" gut in Ihr Repertoire von Filmen ein, oder ist es diesmal etwas ganz anderes?
Pierre Richard: Ich denke, es ist eine Weiterführung der Figur, die ich in den 70er Jahren entwickelt habe. Damals war es noch sehr burlesk, andererseits gab es aber auch poetische Momente. Oft habe ich gesellschaftliche Miseren angeprangert, denn wenn es eine Konstante in meinen Figuren gab, dann die, dass sie immer unangepasst waren. Auch Monsieur Pierre ist eine Figur, die nicht dem Milieu angepasst ist, aus dem sie stammt.
Ticket: Sind Sie auch privat ein eher unangepasster Mensch?
Richard: Ja. Das fängt schon mit meinem familiären Hintergrund an. Einer meiner Großväter war eher intellektuell und wohlhabend, der andere ein italienischer Einwanderer aus ärmlichen Verhältnissen. Ich habe weder das eine noch das andere Extrem bedient, sondern war immer irgendwo dazwischen. Aber dadurch lernst du, irgendwie elastisch und dehnbar zu sein. Ich konnte beides: Handküsschen verteilen und im Wald Fallen auslegen, um Hasen zu fangen.
Ticket: Wie sehen Sie heute Ihre Erfolgsfigur, den großen Blonden, von dem Sie sich auch eine Zeit lang abgewendet hatten?
Richard: Also, ich konnte ihn ja nicht mein ganzes Leben lang spielen. Angefangen habe ich als "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh", heute würde ich der große Blonde mit dem orthopädischen Schuh sein. Ich weiß aber, dass ich durch diese Rolle auch in Deutschland sehr populär wurde.
Ticket: Hat sich Ihr Humor im Laufe Ihrer Schaffenszeit verändert?
Richard: Natürlich verändert sich das, aber ich glaube auch, dass wenn der Humor gut ist, funktioniert er überall. Ich habe nicht nur in Frankreich und Deutschland Erfolge gehabt, sondern auch in Russland, Bangkok und sogar in Buenos Aires. Wenn ein Film über einen schlechten Humor verfügt und in einem Land nicht funktioniert, wird er nirgendwo funktionieren.
Ticket: Aber wie sieht es dabei mit Ihrem Verhältnis zu Humor aus?
Richard: Ehrlich gesagt, hat sich da nichts verändert. Ich mochte schon immer einen gewissen absurden, aber auch schwarzen Humor.
Ticket: Im Film suchen Sie übers Internet nach einer neuen Liebe. Was halten Sie von dieser heutigen Möglichkeit des Kennenlernens?
Richard: Na ja, zu meinen wenigen Waffen, um bei Frauen zu landen, würde ich meine Gestik und mein Talent zählen, sie zum Lachen zu bringen. Wenn ich jetzt anfangen würde, darauf zu verzichten, glaube ich nicht, dass das sehr vorteilhaft für mich wäre. Denn das würde im Internet, in dem man nur mit Worten kommunizieren kann, vollkommen flöten gehen.
Ticket: Für die meisten Frauen ist Humor bei Männern das wichtigste. Hat Ihnen das immer geholfen?
Richard: Ich sah nun mal nicht so gut aus wie Alain Delon, daher musste ich für mich etwas anderes finden (lacht).
Ticket: Sie wirken viel vitaler als im Film. Hilft einem die Schauspielerei, niemals wirklich alt zu werden?
Richard: Mit Sicherheit. Ich habe festgestellt, dass Schauspieler viel besser altern als beispielsweise Politiker. Vielleicht weil wir bei unserer Arbeit mehr Spaß haben.
Ticket: Wie alt fühlen Sie sich nun wirklich?
Richard: Ehrlich gesagt, war das auch ein bisschen das Problem bei diesem Film. Der Regisseur Stéphane Robelin musste immer wieder "Cut" rufen. Ich war einfach zu schnell, und er sagte zu mir: "Du musst langsam aufstehen, du musst langsam gehen, denn du spielst einen alten Mann." Doch ich bin eigentlich alles, nur nicht langsam.
von tsc
Pierre Richard: Ich denke, es ist eine Weiterführung der Figur, die ich in den 70er Jahren entwickelt habe. Damals war es noch sehr burlesk, andererseits gab es aber auch poetische Momente. Oft habe ich gesellschaftliche Miseren angeprangert, denn wenn es eine Konstante in meinen Figuren gab, dann die, dass sie immer unangepasst waren. Auch Monsieur Pierre ist eine Figur, die nicht dem Milieu angepasst ist, aus dem sie stammt.
Ticket: Sind Sie auch privat ein eher unangepasster Mensch?
Richard: Ja. Das fängt schon mit meinem familiären Hintergrund an. Einer meiner Großväter war eher intellektuell und wohlhabend, der andere ein italienischer Einwanderer aus ärmlichen Verhältnissen. Ich habe weder das eine noch das andere Extrem bedient, sondern war immer irgendwo dazwischen. Aber dadurch lernst du, irgendwie elastisch und dehnbar zu sein. Ich konnte beides: Handküsschen verteilen und im Wald Fallen auslegen, um Hasen zu fangen.
Ticket: Wie sehen Sie heute Ihre Erfolgsfigur, den großen Blonden, von dem Sie sich auch eine Zeit lang abgewendet hatten?
Richard: Also, ich konnte ihn ja nicht mein ganzes Leben lang spielen. Angefangen habe ich als "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh", heute würde ich der große Blonde mit dem orthopädischen Schuh sein. Ich weiß aber, dass ich durch diese Rolle auch in Deutschland sehr populär wurde.
Ticket: Hat sich Ihr Humor im Laufe Ihrer Schaffenszeit verändert?
Richard: Natürlich verändert sich das, aber ich glaube auch, dass wenn der Humor gut ist, funktioniert er überall. Ich habe nicht nur in Frankreich und Deutschland Erfolge gehabt, sondern auch in Russland, Bangkok und sogar in Buenos Aires. Wenn ein Film über einen schlechten Humor verfügt und in einem Land nicht funktioniert, wird er nirgendwo funktionieren.
Ticket: Aber wie sieht es dabei mit Ihrem Verhältnis zu Humor aus?
Richard: Ehrlich gesagt, hat sich da nichts verändert. Ich mochte schon immer einen gewissen absurden, aber auch schwarzen Humor.
Ticket: Im Film suchen Sie übers Internet nach einer neuen Liebe. Was halten Sie von dieser heutigen Möglichkeit des Kennenlernens?
Richard: Na ja, zu meinen wenigen Waffen, um bei Frauen zu landen, würde ich meine Gestik und mein Talent zählen, sie zum Lachen zu bringen. Wenn ich jetzt anfangen würde, darauf zu verzichten, glaube ich nicht, dass das sehr vorteilhaft für mich wäre. Denn das würde im Internet, in dem man nur mit Worten kommunizieren kann, vollkommen flöten gehen.
Ticket: Für die meisten Frauen ist Humor bei Männern das wichtigste. Hat Ihnen das immer geholfen?
Richard: Ich sah nun mal nicht so gut aus wie Alain Delon, daher musste ich für mich etwas anderes finden (lacht).
Ticket: Sie wirken viel vitaler als im Film. Hilft einem die Schauspielerei, niemals wirklich alt zu werden?
Richard: Mit Sicherheit. Ich habe festgestellt, dass Schauspieler viel besser altern als beispielsweise Politiker. Vielleicht weil wir bei unserer Arbeit mehr Spaß haben.
Ticket: Wie alt fühlen Sie sich nun wirklich?
Richard: Ehrlich gesagt, war das auch ein bisschen das Problem bei diesem Film. Der Regisseur Stéphane Robelin musste immer wieder "Cut" rufen. Ich war einfach zu schnell, und er sagte zu mir: "Du musst langsam aufstehen, du musst langsam gehen, denn du spielst einen alten Mann." Doch ich bin eigentlich alles, nur nicht langsam.
von tsc
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Fr, 23. Juni 2017