Schauspiel & Jahrmarkt

In Seelbach findet am Wochenende der Katharinenmarkt statt

Der traditionelle Katharinenmarkt in Seelbach bietet Schauspiel und Jahrmarkt.

53 Jahre, von 1440 bis 1493, hat Friedrich III. als römisch-deutscher König und als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs regiert. Er hat damit die längste Regierungszeit eines Kaisers aus dem Geschlecht der Habsburger gehabt, deren Stammsitz in der Schweiz liegt und unter dem heute der Verkehr zwischen Basel und Zürich durchrollt. Auf weitaus weniger, nämlich nur auf 23 Regierungsjahre, bringt es Manfred Uhl. Aber was bringt den Habsburger, den der Historiker Heinrich Koller als "heimtückisch und verschlagen, unzuverlässig und unberechenbar und kaum zu durchschauen" beschrieb, Manfred Uhl und Seelbach zusammen? Der Katharinenmarkt.

"Er ließ Bittsteller warten, um seine Macht auszukosten", beschreibt Koller den Kaiser, der 1415 geboren wurde und 1493 starb. Unter den Bittstellern war 1455 auch Graf Diebold von Hohengeroldseck. Er wollte für seinen Hauptort Seelbach das Marktrecht erbitten und bekam schließlich am 27. August 1455 in Neustadt bei Wien das begehrte Dokument. Einen Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte abzuhalten, gestattete der Kaiser dem Geroldsecker.

Den einen Jahrmarkt an St. Philipp und St Jakobus (3. Mai) gibt es nicht mehr. Den Katharinenmarkt feiern die Seelbacher heute noch Jahr für Jahr. Das Besondere – und damit ist die Verbindung vom Habsburger zu Seelbach und zu Manfred Uhl hergestellt – ist, das jedes Jahr mit der Spielszene von der Verleihung des Marktrechts an Diebold die Veranstaltung eingeleitet wird. Manfred Uhl spielt seit 23 Jahren den Kaiser, der vor mehr als einem halben Jahrtausend im Wiener Stephansdom seine letzte Ruhestätte gefunden hat. In diesem Jahr wird er als Kaiser Friedrich III. letztmals den Wüterich Diebold – in seinem Wesen dem Kaiser nicht ganz unähnlich – in seine Schranken weisen und ihn letztlich doch mit dem ersehnten Marktbrief auf die Heimreise in den Südwesten des Habsburgerreichs entlässt.

Die Verleihung des Marktrechts und die Begnadigung von 17 zum Tode verurteilten Seelbacher Burschen, die einigen von Diebolds Knechten eine Abreibung, wie man heute wohl sagen würde, verpasst haben, sind jedes Jahr wiederkehrende Momente, wie auch die 17 Ellen lange Wurst, mit der die Seelbacher den Geroldsecker gnädig gestimmt und die Begnadigung erreicht haben. Seit 2010 und damit in diesem Jahr zum siebten Mal, wird bei der Eröffnung die Seelbacher Katharina vorgestellt, in Erinnerung an die Heilige Katharina, an deren Gedenktag (25. November) der Katharinenmarkt ursprünglich stattgefunden hat. Die Seelbacher Katharina repräsentiert dann die Gemeinde Seelbach ein Jahr lang bei offiziellen Anlässen.

Doch damit genug der Historie und zurück in die Gegenwart. Nach der Eröffnung spielt sich das Geschehen in und an den Buden und Ständen und Vereinen und rund um die Fahrgeschäfte im Ortskern ab. Am Sonntag bauen dann 250 Händler ihre Stände auf. Bis am Montagabend gibt es alles zu kaufen, was ein Jahrmarkt landläufig zu bieten hat – vom Apfelkerngehäuseausstecher bis zur Zuckerwatte. Tradition ist am Montagvormittag auch das Ochsenschwanzsuppenessen und am Nachmittag das Katharinenwurstessen im Bürgerhaus.

Weitere Infos: Katharinenmarkt, Seelbach, Sa,
19. Nov., 19 Uhr, Historischer Auftakt

in den Außenanlagen des ehemaligen Klostergebäudes, So, 20. Nov.,
ab 10 Uhr, Mo, 21. Nov., ab 9 Uhr,
Infos: http://www.seelbach-online.de
von Theo Weber
am Fr, 18. November 2016

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