Tanz

Interview mit Günter Klingler über die Performance von HeadFeedHands

TICKET-INTERVIEW mit Günter Klingler über die Performance von HeadFeedHands.

"2nd Floor Tango" – so der Titel der neuen Bühnenperformance der Freiburger Kompanie HeadFeedHands, die seit 2006 in ihren international gastierenden Produktionen Tanz, Theater und Zirkuselemente verbindet und damit hierzulande zu den wichtigsten Vertretern des "Nouveau Cirque" gehört. Vor der Premiere am 9. Februar im E-Werk sprach Marion Klötzer mit dem Regisseur und Choreographen Günter Klingler.

Ticket: Herr Klingler, nach "Strada" ist "2nd Floor Tango" der zweite Teil Ihrer Triologie unter dem Motto "Zirkus der Emotionen". Welche Gefühle verbinden Sie mit Tango?
Klingler: Seit sechs Jahren bin ich begeistert in der regionalen Tangoszene unterwegs – und trotzdem zwiegespalten: Zum einen faszinieren mich Ausdruckskraft, Erotik und Eleganz dieses Tanzes, seine Kommunikation und feinen Improvisationen. Zum anderen sind da diese festgeschriebenen Geschlechterstereotype, Regeln und Kleiderordnungen. Da gibt’s jede Menge Tradition und Selbstdarstellung – beides wollen wir gegen den Strich bürsten und aufbrechen und hinter die Kulissen und ins Innere der Akteure blicken: mal witzig-schräg, mal berührend und poetisch.
Ticket: Also wird der Abend Liebeserklärung und Rebellion gleichermaßen?
Klingler: Die Tango-Welt ist eine ganz spezielle und zugleich exemplarisch: Wie überall geht es um Sein und Schein, Rollen und Projektionen, Individualismus und Anpassung. Wir zeigen musikalisch und tänzerisch zwar viele Schattierungen des Tangos, machen uns aber vor allem auf die Suche nach Authentizität, Gegenentwürfen und neuen Wegen.
Ticket: Auch diesmal arbeiten Sie mit einem internationalen Ensemble zusammen. Nach welchen Kriterien haben Sie die sechs Performer gecastet?
Klingler: Ich wollte mit ganz verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten möglichst viele Aspekte präsentieren: Gaia Pisauro und Leandro Furlan sind ein Profi-Tangopaar und sehr experimentierfreudig. Ihre Gegenfiguren sind Ayla Moes und Tom Mörtl, die als fantastische Hand-zu Hand-Akrobaten für die Zirkuskunst und andere Energien stehen. Angelika Thiele kommt aus dem zeitgenössischen Tanz und ist extrem vielseitig. Diva Tomasz arbeitet international in Varietees als Sänger, Tänzer und Performer. Mit seiner Frauenfigur symbolisiert er Verwandlung und Illusion.
Ticket: Das Stück entstand in Residenz bei der CircArtive Gschwend. Wie kam es dazu?
Klingler: Das ist ein Zirkusdorf mit angeschlossener Artistenschule und einmalig in Süddeutschland. Neben den Proben haben wir dort auch unterrichtet.
Ticket: Gibt es bei "2nd Floor Tango" auch eine erste Etage?
Klingler: Ja – ganz real: Thomas Freydl und Lara Moseler haben ein zweistöckiges Haus mit Spezialeffekten gebaut: Unten ist der Tango-Salon mit altmodischem Varietee-touch, im dem wir zusammen mit dem Tango Project Freiburg an zwei Abenden öffentliche Milongas organisieren. Das Publikum kann nach der Vorstellung im Bühnenbild tanzen. Darüber befindet sich ein heruntergekommenes Apartment, dessen Bewohner die feine Tango-Gesellschaft kontrastieren. Beide Welten krachen im Lauf des Stücks aufeinander. Dann taucht ein mystisch-kindliches Zauberwesen auf, das die Tänzer in die Zwischenwelt eigener Wünsche und Ängste entführt. Mehr will ich nicht verraten.


Termine: Freiburg, E-Werk, Premiere: Do, 9. Feb., 20 Uhr. Weitere Aufführungen: 10., 11., 17., 18. Feb., 20 Uhr; Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 / 496-8888) und bei allen BZ-Geschäftsstellen. BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888. Milonga: 10./17. Feb., gegen 22 Uhr. Eintritt auf Spendenbasis
von Marion Klötzer
am Fr, 03. Februar 2017

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