Vocaljazz

Ismael Reinhardts Sinatra-Tributband in Offenburg

Aus Verehrung für Sinatra hat Ismael Reinhardt ein Bandprojekt geschaffen/Premiere am Samstag.

OFFENBURG. Es ist das Resultat eines tiefgreifenden Kindheitserlebnisses, das am Samstag im Offenburger Salmen zu erleben ist. Man kann fast von einer Art positiver Traumatisierung sprechen: der kleine Ismael Reinhardt im Publikum und der überlebensgroße Frank Sinatra vorne auf der Bühne. Eine Spätfolge dieses einschneidenden Ereignisses wird jetzt in Offenburg Bühnenwirklichkeit: Ismael Reinhardt und die Mister OZ Big Band stellen zwölf Musiker auf die Bühne, um Sinatra ihren Tribut zu entrichten.

"Meine Eltern waren totale Sinatra-Fans. Wir sind seinen Deutschland-Konzerten hinterhergereist", berichtet Ismael Reinhardt. Das war ein wichtiger, aber beileibe nicht der einzige Funke seiner Inspiration. Der Familienname war da Programm. Als Spross der wahrscheinlich berühmtesten Sinti-Familie überhaupt und damit als Nachfahre Django Reinhardts, des Erfinders des Euro-Jazz und – zusammen mit Charlie Christian – des modernen Gitarrensolospiels im 20. Jahrhundert, war dem jungen Ismael die Musik wahrlich in die Wiege gelegt. Geige, Klavier, fast egal welches Instrument – jedes, das der junge Ismael anfasste, wurde zu Musik. "Mathematik war in der Schule nicht mein Fach, da tat ich mich schwer. Aber Musik ging irgendwie selbstverständlich von der Hand", erzählt er. Vor allem aber die Gitarre hatte es ihm angetan, nicht zuletzt wegen Django.

Die Aufmerksamkeit, die Europa dank Django Reinhardt mitten im höchsten Jazzfieber der 1930er und 1940er Jahre im amerikanischen Mutterland erregte, als dieses entdeckte, dass es jenseits des Atlantiks ein Paralleluniversum des Jazz gab, ist angesichts der Menge der damaligen US-amerikanischer Jazzstars immer noch unfassbar. Es zeigt, welch ungeheuren Respekt sich Reinhardt erspielt hatte. Vielleicht ist gerade diese Anerkennung für einen der Ihren der Grund, dass viele Sinti im Gegenzug die Großen der US-Jazzszene glühend verehren. Frank Sinatra ist so eine Ikone, die natürlich nicht nur bei Sinti hohe Verehrung genießt, aber dort in besonderem Maße. Ismael Reinhardt ist da keine Ausnahme.Dass die Deutschlandpremiere seines Sinatra-Projekts am kommenden Samstag in Offenburg stattfindet, ist auch kein Zufall. Ismael Reinhardt hat über seine Cousins, die Geiger Zipflo Reinhardt aus Offenburg, bei dem er als Junger auch Violinenunterricht hatte, und Titi Winterstein, dem 2008 in Offenburg verstorbenen Sinti-Swing-Virtuosen, enge Beziehungen zu der Stadt. Auch der Offenburger Schlagzeuger Daniel Schay hat Ismael Reinhardt für seine Reihe Jazzclub immer wieder nach Offenburg locken können. Schließlich sei es eine Initiative Edgar Commons, des Chef des städtischen Offenburger Kulturbüros zu verdanken, dass Ismael Reinhardt am Samstag mit großer Band Sinatra nicht nur spielt, sondern auch singt. "Fly Me To The Moon" oder "The Lady is a Tramp" sind auch dabei.

Ismael Reinhardts Sinatra-Projekt, am Samstag, 8. Juli, 20 Uhr im Offenburger Salmen, Lange Straße 52, Tickets beim Bürgerbüro Offenburg, Tel. 0781-822000, oder im Internet unter http://www.kulturbuero-offenburg.de
von Ralf Burgmaier
am Di, 04. Juli 2017

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